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Monolithisch gebautes Apartment-Passivhaus mit 62 Wohneinheiten für weniger als 1.800 €/m²

(22.10.2014) In Kelsterbach, unweit des Frankfurter Flughafens, entstand 2014 ein bemerkenswertes Apartmenthaus: Das Gebäude gilt mit 62 Wohneinheiten als das ak­tuell größte Passivhaus in monolithischer Bauweise. Mit Purenit-Attikaelementen und hoch wärmedämmenden Flachdächern leistete der Dämmstoffhersteller Puren einen markanten Beitrag.

alle Fotos puren gmbh 

Kaltmiete = Warmmiete

Die Mieter werden sich wundern. Die Wohnungen besitzen keine klassischen Wärmeer­zeuger, sondern elektronisch geregelte Elektro-Direktheizkörper und zudem eine kon­trollierte Wohnungslüftung mit Wärmerückgewinnung sowie immer warmes Wasser im Tagesspeicher. Eine Kaltmiete gibt es in diesem Wohnhaus nicht. Die selbstversorgen­den Bauherren haben beschlossen, dass es nur eine Warmmiete gibt. So spart man sich sogar die ungeliebte Heizungsabrechnung.

Damit das alles so funktioniert, griff Planer Erwin Charwat konsequent auf neueste verfügbare Technik zurück. Gleichwohl belegt der Baupreis von unter 1800,00 €/m² eindrucksvoll, dass hier Realisten am Werke waren. Das Rezept klingt eigentlich ein­fach:

  • Dreifachverglasung der Fenster - heute quasi Standard im Wohnungsbau,
  • 49 cm dickes Ziegelmauerwerk (von Juwö) und
  • solide Dämmdicken in Keller und Dach.

Mit dem Potential für ein Plusenergiehaus

Der U-Wert der Wände ist mit 0,14 W/m²K angegeben, der Wärmedurchgangskoeffi­zient der Flachdächer soll bei 0,1 W/m²K liegen. Der Primärenergiebedarf beläuft sich dem Vernehmen nach auf lediglich 7,5 kWh/m²a (zum Vergleich: KfW-EH 40 ≤ 25 kWh/m²a). In einem Jahr will man zudem wissen, ob die auf dem Dach montierte 100 kWp-Photovoltaikanlage und ihre Steuerung aus diesem Objekt vielleicht sogar ein Plusenergiehaus (Effizienzhaus plus) machen.

Die Wohnungen benötigen so gut wie keine Heizung. Der größte berechnete Energie­verbraucher ist mit prognostizierten 67% der Lüftungswärmebedarf. Deshalb wurden von den Haustechnikern effiziente Wohnungslüftungssysteme mit über 90-prozentiger Wärmerückgewinnung eingeplant. Zudem wird davon ausgegangen, dass 12,8% der Energie durch die Fenster und 8,7% durch die Wände verloren gehen. Das große Dach wird mit insgesamt 3,9% einkalkuliert.

Wärmebrücken vermeiden

Monolithische Mauerwerke - egal wie dick und dämmend - offenbaren systembedingt Schwächen an Durchbrüchen aller Art. Mit partiellem Einsatz von Zusatzdämmungen lässt sich die Schwäche jedoch ausgleichen. Im Attikabereich beispielsweise erzeugt die oberste Betondecke, die das dämmende Mauerwerk komplett durchdringt, eine erhebliche Wärmebrücke. Hier setzte Planer Charwat auf das Purenit-Attikaelement von Puren (Rohbau-Bild). Es dient als dämmendes Verbindungselement zwischen der Flachdachdämmung und der großzügigen Deckenranddämmung:

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Zur Erinnerung: Bei hoch wärmegedämmten Gebäuden fallen geometrische, konstruk­tive und materialbedingte Wärmebrücken gleich dreifach ins Gewicht. Wärmebrücken fließen im Normalfall mit einem Psi-Wert (Ψ) in die Wärmeberechnung eines Gebäudes ein. Ein Psi-Wert von 0,3 besagt beispielsweise, dass der Wärmeschutz eines Bautei­les um den Differenzbetrag 0,3 W/mK schlechter ist als das ungestörte Bauteil. Das Purenit-Attikaelement weist dagegen im besten Fall mit -0,01 sogar einen negativen Psi-Wert auf. Das bedeutet, dass ein mit dem Attikaelement gedämmtes Gebäude­detail bessere Dämmeigenschaften aufweisen kann, als die angrenzenden ungestör­ten Dämmlagen des Flachdaches und der Fassadendämmung - siehe dazu auch Bau­links-Beitrag „Selbstdämmendes Attikaelement aus Purenit“ vom 4.3.2010.

Kompromisslose Flachdachdämmung

Alle Flachdächer des Wohnhauses sind mit bis zu 290 mm dicken PUR/PIR-Gefälledäm­mungen mit einem Lambda von 0,026 W/mK hoch dämmend ausgeführt. Die Platten wurden auf einer bituminösen Dampfsperre verlegt und abschließend zweilagig mit bi­tuminösen Dachbahnen abgedichtet.

PUR/PIR-Dämmstoffe können kurzzeitig Temperaturbelastungen bis zu 250 °C vertra­gen, und so dürfen die Bitumenbahnen problemlos mit dem Gasbrenner auf die Dämm­stoffe geklebt werden. Die bituminöse Abdichtung ist auf die Attikaelemente hochge­führt und dort auf die mit einem bituminösen Haftanstrich behandelten Attikaelemente geklebt.

Vertikale Erschließung für die Haustechnik

Erwin Charwat
Erwin Charwat erklärt den Aufbau der hauseigenen Energieversorgung
(Bild vergrößern)
  

Der Bau eines Apartmenthauses, das sich selbst versorgt, for­dert vom Planer und Haustechniker neue Lösungen. Die Ener­gie aus der Photovoltaikanlage muss vom Dach sicher in die Steuerzentrale im Keller geführt und dann wieder in die Woh­nungen weitergeleitet werden. Dazu entwickelte der Planer brandsichere vertikale Kanäle in den Treppenfluren und gut zugängliche Kanäle in der Außenfassade. Bäder und Technik­räume liegen zusammengefasst an diesen vertikalen Versor­gungssträngen, so dass Strom und Medien wie auch die Was­serversorgung und Abflussleitungen brandsicher, zentral und gut zugänglich organisiert sind.

Noch Ende 2014 soll die Vermietung des Apartmenthauses be­ginnen. Zielgruppe sind die Mitarbeiter des Frankfurter Flugha­fens und naheliegender Großunternehmen. Alle Beteiligten sind gespannt, wie sich dieses große Haus mit 62 Mietparteien im ersten Winter verhält.

Weitere Informationen zur Gefälledachdämmung und zum Purenit-Attikaelement können per E-Mail an Puren angefordert werden.

siehe auch für zusätzliche Informationen:

  • puren gmbh
  • Erwin Charwat Dipl.-Ing. Architekt, Sprendlingen

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