iGuzzini Illuminazione Ibérica: Leuchtendes Beispiel für Corporate Architecture
(12.12.2013) Die neue Firmenzentrale von iGuzzini Illuminazione Ibérica markiert den Zugang zum Can Sant Joan Technologiepark nordwestlich von Barcelona (siehe auch Google-Maps, Google-Street-View und/oder Bing-Maps), wo sich Forschungs- und Entwicklungszentren namhafter Unternehmen angesiedelt haben. Am Kreuzungspunkt der Stadtautobahn und einer Schnellstrasse, die den Technologiepark erschließt, fungiert der Neubau mit seiner Stahl-/Glasfassade nicht nur nachts als weithin sichtbare Landmarke, sondern auch als identitätsstiftendes Symbol für die an dieser Stelle zerklüftete Stadtlandschaft.
Die 2.550 m² große Ausstellungsfläche des Dachgartens auf dem Sockelgebäude ist für die Präsentation der Außenbereichsleuchten konzipiert.
Bild vergrößern
Architekt Josep Miàs konnte den Bauherrn mit seiner Vision von einem lichten Baukörper überzeugen, der wie eine Leuchte über dem Gelände zu schweben scheint. Im Gegensatz dazu ist ein Großteil des Raumprogramms unterirdisch angeordnet: Ein dreigeschossiges Sockelgebäude beherbergt Präsentations- und Ausstellungsräume für die Leuchten, das iGuzzini Lichttheater, ein Auditorium, Konferenzräume und das Warenlager -aber auch Garagen, Haustechnik und Funktionsräume. Dieser Gebäudebereich wurde - im Nachhinein von außen nicht mehr wahrnehmbar - unter Beibehaltung der vorgefundenen landschaftlichen Topografie in das Grundstück eingebettet.
Kunden, Mitarbeitende und Gäste betreten das Gebäude im Erdgeschoss über ein zentrales Foyer mit Cafeteria. Von hier aus erschließen sich einerseits das begrünte Flachdach des Sockelgebäudes, das als Raum für die Ausstellung der Außenbereichsleuchten dient, und andererseits die in den oberen vier Etagen angeordneten Büroräume. Dem raumhoch verglasten Erdgeschoss kommt darüber hinaus die Funktion zu, die beiden Gebäudeteile - den rechtwinkligen unterirdischen Baukörper und die über der Erde schwebende gläserne Kugel - als zwei eigenständige Konstruktionen deutlich voneinander abzusetzen.
Leuchten von iGuzzini stehen weltweit für vorbildliche Gestaltung und Design. Dieser Tradition sah das Unternehmen sich auch beim Neubau der spanischen Niederlassung verpflichtet. Dazu kommt die gesellschaftliche Forderung, nachhaltige Architektur zu schaffen, die mit einem Minimum an Energie auskommt. Dementsprechend sollte in den Büroräumen nach Möglichkeit natürliches Tageslicht genutzt werden. Miàs entwarf einen transparenten Baukörper, der seiner Form nach einem Seeigel ähnelt: ein äußeres, fast ideales Rund, das im Inneren von einer einzigen zentralen Säule getragen wird.
Diese besondere Tragkonstruktion zu entwickeln, war die planerische Herausforderung des Projekts. Ausgangspunkt aller Überlegungen ist die Tatsache, dass auf Zug belasteter Stahl sehr schmale Querschnitte zulässt, während auf Druck belasteter Stahl große Querschnitte erfordert. Konsequenterweise wird der Druck über eine zentrale Säule in der Mitte aufgenommen, daraus resultiert die sehr filigrane Außenansicht. Das äußere rote, gekrümmte Fachwerk lässt Stahlstäbe unterschiedlicher Querschnitte erkennen: Die schmalen Stäbe sind auf Zug belastet, die dickeren auf Druck. Stellt man eine Last auf die Decke des ersten Stockwerks, so verläuft diese Last zunächst zur Spitze des Gebäudes und von dort aus über die mittlere Säule ins Fundament.
Doch die Umlenkung der Lasten ist nur ein Aspekt, der das Gefühl von Leichtigkeit und scheinbarer Schwerelosigkeit begründet. Der andere ist die Aufteilung des insgesamt erforderlichen Querschnitts auf viele kleine Einheiten: Die Last der zentralen Stütze wurde auf fünf Stützen verteilt. Diese fünf Stützen addieren sich aus jeweils drei Teilen, die wiederum aus zwei Stützen bestehen (siehe auch Bild weiter unten). Dadurch wirkt die Struktur leichter, und auch die Mitte ist von Licht durchflutet, obwohl dort die Last des Gebäudes abgetragen wird.
Die raumabschließende Stahl-/Glasfassade
Die besondere Geometrie des Baukörpers lässt nicht nur viel Tageslicht einfallen, sondern auch ein hohes Maß an Wärmeeintrag durch Sonnenlicht erwarten. Am Computer wurde die Belastung für alle Tages- und Jahreszeiten simuliert und ein Gebäudediagramm erstellt. Demzufolge weisen nicht einmal zwei der insgesamt 904 Scheiben einen identischen Wärmeeintrag auf. Die Anforderung an den Sonnenschutz wurde deshalb in vier Kategorien definiert und mit Gläsern entsprechender Sonnenschutzklassen ausgeführt. Die Scheiben werden von Stahlprofilen Jansen VISS gehalten. Mit VISS TVS bietet Jansen ein hochwärmegedämmtes Fassadensystem, das entsprechend den statischen Erfordernissen und der Scheibengröße aus dem Systembaukasten heraus konfiguriert werden kann.
Google-Street-View in einem neuen Fenster |
Der Architekt entschied sich ganz bewusst für das thermisch getrennte Stahlprofilsystem Jansen VISS, um die filigrane Anmutung der Tragkonstruktion auch in der Fassade aufnehmen und fortführen zu können: Weil Stahl ein dreifach größeres Elastizitätsmodul als Aluminium aufweist, können die Profilquerschnitte entsprechend schlanker dimensioniert werden. Das bedeutet nicht nur eine enorme Materialersparnis, sondern auch einen wesentlich höheren Lichteinfall. Umgekehrt bietet die Verwendung von Jansen VISS dem Architekten einen großen gestalterischen Spielraum: Wenn, wie in diesem Fall, die Profile der Pfosten-Riegel-Konstruktion über die kugelförmig ausgebildete Fassade an jedem Schnittpunkt in drei Achsen aufeinandertreffen, ist ein Fassadensystem erforderlich, mit dem sich alle Schnittpunkte konstruktiv einwandfrei und wirtschaftlich herstellen lassen.
Raumklimatisierung mit außenliegendem Sonnenschutz und Erdkühle
Die äußere Fassade wurde als zusätzlicher Sonnenschutz teilweise mit einer PVC-beschichteten Polyesterfolie überzogen. Das transparente Gewebe gestattet den Durchblick von innen nach außen und reduziert den Wärmeeintrag durch die Fassade um mehr als drei Viertel. Das Energiekonzept des Gebäudes macht sich zur Klimatisierung darüber hinaus dem Kamineffekt im Bereich der zentralen Stütze zunutze: Durch einen Schacht wird durch das Erdreich gekühlte Luft herangeführt. Die Büroetagen sind zu dieser inneren Glasfassade hin mit öffenbaren Fensterflügeln ausgestattet.
In puncto Nachhaltigkeit nimmt Miàs mit seinem Konzept ein strategisches Ziel der iGuzzini Unternehmensgruppe auf. Seit den 1990-er Jahren setzt man bei iGuzzini beispielsweise auf energiesparende LED-Technologie. Damit will man nicht nur unternehmensintern den CO₂-Fußabdruck minimieren, sondern auch für das Problem der „Lichtverschmutzung“ aufgeschlossenen Kunden wirtschaftliche Möglichkeiten zur energiesparenden Beleuchtung eröffnen. Insofern versteht sich die Zentrale der spanischen Niederlassung in Barcelona als ein leuchtendes Beispiel dafür, wie sich ein hoher Anspruch an die unternehmenseigene Kultur mit den gesellschaftlichen Anforderungen an zeitgemäße Architektur in einem Bauwerk umsetzen lässt.
Weitere Informationen zum Stahlprofilsystem Jansen VISS können per E-Mail an Jansen angefordert werden.
siehe auch für zusätzliche Informationen:
- Neues DSTV-Gütesiegel zunächst für Stahlbaufirmen; Planungsbüros könnten folgen (17.11.2014)
- Laser Blade: Downlight von iGuzzini mit Licht „aus dem Nichts“ (7.5.2014)
- Stahlbaupreis 2014 für :envihab - Institut für Luft- und Raumfahrtmedizin (28.4.2014)
- Realisiert von ALHO: Dynamischer Neubau für NRW-Verkehrszentrale in Modulbauweise (12.12.2013)
- Realisiert von Säbu: Nachhaltiger, repräsentativer Gewerbebau in Modulbauweise (12.12.2013)
- weitere Details...
ausgewählte weitere Meldungen:
- 4.100 m² gebogene Multifunktionsgläser am Flughafen Baku in Aserbaidschan (9.12.2013)
- Neue Planungshandbücher von Wicona für Fassade und Fenster (9.12.2013)
- „Brandschutz transparent“ Heft 31: Sonderanforderungen im Brandschutz (9.12.2013)
- „Typisierte Anschlüsse im Stahlhochbau nach DIN EN 1993-1-8“ neu aufgelegt (24.10.2013)
- Schüco macht mit „Parametric Concept“ Freiform-Fassaden parametrisch planbar (23.10.2013)
- Büroleuchtenserie iPlan von iGuzzini, gmp sowie Lichtplaner Schlotfeldt (26.4.2012)
- iSign - italienische Röhren voller Licht (7.5.2008)
siehe zudem:
- Stahlbau und Fassadensysteme bei Baulinks
- Literatur / Bücher über Stahlbau bei Baubuch / Amazon.de