Stahlbaupreis 2014 für :envihab - Institut für Luft- und Raumfahrtmedizin
(28.4.2014) Das junge Architekturbüro Glass Kramer Löbbert BDA und Prof. Uta Graff Architektin BDA sind gemeinsam die diesjährigen Gewinner beim Preis des Deutschen Stahlbaues. Das Projekt :envihab - Institut für Luft- und Raumfahrtmedizin des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt e.V. in Köln-Porz überzeugte die Jury durch seine städtebauliche Qualität „mit einem Kubus von großer Klarheit und einem im Inneren verborgenen Stahlfachwerk, das kraftvoll den Grund überspannt und eine große Nutzungsflexibilität ermöglicht".
Für das Ovaldach am Tor Nord der Messe Frankfurt erhält das Büro Ingo Schrader zudem den Sonderpreis des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit (BMUB). Die Jury würdigte die Leichtigkeit der Stahlkonstruktion und die hohe Ressourceneffizienz bei diesem markanten Orientierungspunkt mit hohem Wiedererkennungswert. Umgesetzt wurde die Idee mit einer parametrisierten Entwurfsstrategie von B + G Ingenieure Bollinger und Grohmann.
Der mit 10.000 EURO dotierte, im Zwei-Jahres-Rhythmus ausgelobte Preis des Deutschen Stahlbaues ist einer der ältesten Architekturpreise Deutschlands und wird von Bauforumstahl verliehen, seit 2010 zum dritten Mal gemeinsam mit dem BMUB Sonderpreis für nachhaltige Stahlarchitektur.
Öffentliche Bauherren engagieren sich für gute Architektur
Der diesjährige Wettbewerb zeigt nach Meinung des Auslobers eine erfreuliche Entwicklung. „Der Öffentliche Bauherr legt zunehmend Wert auf gute Architektur. Nicht nur die preisgekrönten Objekte, sondern auch sechs Auszeichnungen gehen an öffentliche Bauherren. Nachdem Frankreich früher oft als Vorbild für Architekturförderung angesehen wurde, hat Deutschland in den letzten Jahren ganz offensichtlich einen großen Schritt in Richtung guter Baukultur getan. Dass sich dies am Beispiel herausragender Stahlarchitektur zeigt, freut uns natürlich besonders", so Dr. Bernhard Hauke, Geschäftsführer von Bauforumstahl.
:envihab - Institut für Luft- und Raumfahrtmedizin des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt e.V. (DLR) in Köln-Porz
- Preis des Deutschen Stahlbaues 2014
- Architekten: Glass Kramer Löbbert Architekten BDA mit Prof. Uta Graff Architektin BDA
- Ingenieure: IDK Kleinjohann GmbH & Co. KG, Köln
- Stahlbau: C+P Industriebau GmbH & Co. KG, Angelburg
- Bauherr: Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt e.V. (DLR) in Köln-Porz
- Hinweis: Das Gebäude ist kein öffentliches Gebäude, sondern ein Forschungsgebäude, das nicht besichtigt werden kann.
Auszug aus der Laudatio der Jury: Das Gebäudekonzept für den Neubau ist beeindruckend einfach, funktional und poetisch zugleich: Ein riesiges Stahlfachwerk überspannt kraftvoll den Grund, der hierdurch frei und flexibel bespielbar wird für die Labormodule des Institutes. Die als Podium sanft ansteigende Bodenmodellierung unterstreicht die skulpturale Qualität der Großform. Eine nachts leuchtende Fuge lässt das Dach förmlich schweben - ein Spiel mit tatsächlicher Schwere und scheinbarer Leichtigkeit und einem Hauch von Anspielung auf Spielbergs ‚Close Encounters of the Third Kind'."
Kurze Projektbeschreibung: Einen Raum für medizinische Forschung zu schaffen, der autark ist - gelöst vom irdischen Kontext - und doch gleichzeitig dem Interessierten Einblicke erlaubt, ist zentrales Anliegen für den Neubau, der acht verschiedene Forschungsmodule vereint. Eingebettet in die Umfassung aus Mauer und Erdreich liegen sämtliche Module des :envihab auf einer weitgehend stützenfreien Ebene. Das darüber spannende Dach enthält alle dienenden Funktionen und rhythmisiert den Raum durch Lichthöfe und Oberlichtfelder.
Die große Flexibilität für wechselnde wissenschaftliche Anforderungen wird durch ein weitspannendes, raumhohes und umlaufend auskragendes Stahlfachwerk ermöglicht. Der steife Dachkörper ruht auf regelmäßig angeordneten, Stahlverbundstützen in der Nutzebene. Der Synergieeffekt aus der doppelten Funktion des Daches als Tragwerk und großzügiger Technikzentrale trägt zur Nachhaltigkeit des Gebäudes bei. Die flächig angeordneten technischen Anlagen erlauben die individuelle Anbindung der einzelnen Module, die Belegung kann sich den wandelnden Wissenschaftsanforderungen anpassen und vielfältige Nutzungsszenarien ermöglichen. Neben der gewonnenen Nutzungsflexibilität unterstreicht das schwebende Dach über der Forschungslandschaft ganz wesentlich den eigenständigen Raumeindruck „zwischen den Welten".
Die über 25 m langen und 5,20 m hohen und profillosen Verglasungen der Lichthofeinschnitte werden durch den konstruktiven Stahlbau ebenso ermöglicht wie die mächtigen, motorisch betriebenen Verdunkelungsklappen über diesen Lichthöfen. Die weiß beschichteten Stützen verjüngen sich nach dem Kräfteverlauf zu ihren Enden hin und stärken zusammen mit den in den Fugen beleuchteten Medientubes den Eindruck von Leichtigkeit der Hallendecke.
Die Einbettung in die sanft ansteigende Geländetopografie verankert die autarke Funktion des :envihab auf dem Campus des DLR in Köln-Porz.
Messe Frankfurt - Ovaldach am Tor Nord
- Sonderpreis des Bundesbauministerium (c/o BMUB) 2014
- Architekt: Ingo Schrader Architekt, Berlin
- Ingenieure: B + G Ingenieure Bollinger und Grohmann GmbH, Frankfurt
- Stahlbau: Prebeck Stahlbau GmbH, Bogen
- Bauherr: Messe Frankfurt Venue GmbH (Google-Maps)
Auszug aus der Laudatio: „Als weithin sichtbares Zeichen bildet das neue Ovaldach am Tor Nord der Frankfurter Messe einen markanten Orientierungspunkt mit hohem Wiedererkennungswert. Seine ästhetischen Qualitäten bezieht das Bauwerk dabei aus der erkennbaren Logik seines Tragwerks und der Leichtigkeit seiner Konstruktion. Der Baustoff Stahl hat einen maßgeblichen Anteil daran. Die Stützen sind entsprechend den Zwängen des Grundstücks und ihrer Beanspruchung unregelmäßig angeordnet und nach oben verjüngend ausgebildet. Sie tragen so zum schwebenden Eindruck bei. Die asymmetrische und nicht hierarchische Struktur der Dachkonstruktion, die ebenfalls exakt dem Kräfteverlauf folgt, betont die Filigranität. Besonders gewürdigt wird die daraus resultierende hohe Ressourceneffizienz der vollständig vorgefertigten Stahlkonstruktion, die in einem integrierten Prozess zwischen Architekten, Tragwerksplanern und ausführenden Firmen entstand."
Projektbeschreibung: Form und Funktion, Konstruktion und Architektur des neuen Ovaldaches bilden eine Einheit und sind in ihrer Erscheinung auf das Wesentliche fokussiert. Die nächtliche Beleuchtung des Daches akzentuiert die Form. Dabei wirkt die Dachscheibe als Reflektor zur gleichmäßigen Ausleuchtung des Kontrollbereiches am Tor und als städtebaulich wirksames Zeichen.
Die Gründungsmöglichkeiten auf der bestehenden Straßenbrücke am Tor Nord erforderten eine unregelmäßige Stützenstellung. In einem mehrstufigen Optimierungsprozess wurde dafür ein asymmetrisches Dachtragwerk entwickelt, das aus nicht hierarchisch angeordneten Flachstahllamellen variierender Höhe besteht. So entstand ein Trägerrost aus gevouteten Flachstählen, die in ihren Knotenpunkten verschweißt wurden. Den ellipsenförmigen Dachrand bildet ein auf die Flachstahlträger aufgesetzter ungleichschenkliger Winkel, der statisch zur Stabilisierung herangezogen wird. Der Trägerrost liegt auf vier sich verjüngenden Stützen auf, die alle am Fußpunkt eingespannt sind. Das innovative Tragwerk erinnert an natürliche, gewachsene Strukturen. Vergleichbar einem Baum reagiert es auf die örtlichen Gegebenheiten und bildet eine strukturelle Ästhetik aus, die auf den ersten Blick selbstverständlich wirkt.
Der Baustoff Stahl ermöglicht eine besondere Leichtigkeit der Struktur bei einer freien Auskragung von bis zu 10 m. Mit zeitgemäßer Planungs- und Fertigungstechnologie wurden die einzelnen Bauteile maßgeschneidert und der Materialeinsatz auf ein Minimum reduziert. Durch den hohen Grad der Vorfertigung konnten die Sperrungen der Brücke und die Schließzeiten des Messetores gering gehalten werden.
9 Auszeichnungen
-
Schaustelle München
Architekt: J. MAYER H. und Partner, Architekten, Berlin
Ingenieur: Knippers Helbig GmbH, Stuttgart
Bauherr: Freistaat Bayern, Ministerium für Wirtschaft, Forschung und Kunst, Stiftung Pinakothek der Moderne -
Ölhafenbrücke, Raunheim
Architekt: schneider + schumacher Planungsgesellschaft mbH, Frankfurt
Ingenieur: SPI Schüssler-Plan Ingenieurgesellschaft mbH, Frankfurt
Stahlbau: Bilfinger MCE GmbH, Linz/ Österreich
Bauherr: Stadt Raunheim -
Baakenhafenbrücke HafenCity, Hamburg
Architekt: Wilkinson Eyre Architects, London
Ingenieur: Happold Ingenieurbüro GmbH, Berlin
Bauherr: HafenCity Hamburg GmbH
siehe auch: „Sechs Brücken für den Deutschen Brückenbaupreis 2014 nominiert" -
Porsche Pavillon, VW Autostadt Wolfsburg
Architekt: HENN GmbH, Berlin
Ingenieur: schlaich bergermann und partner - sbp gmbh, Berlin
Bauherr: Dr.-Ing. h.c. F. Porsche AG, Stuttgart /Autostadt GmbH, Wolfsburg -
adidas Laces, Herzogenaurach
Architekt: kadawittfeldarchitektur, Aachen
Ingenieur: Weischede, Herrmann und Partner wh-p GmbH, Stuttgart
Stahlbau: C+P Industriebau GmbH & Co. KG, Angelburg
Bauherr: adidas AG, World of Sports, Herzogenaurach -
Archäologische Vitrine, Aachen
Architekt: kadawittfeldarchitektur, Aachen
Ingenieur: imagine structure GmbH, Frankfurt
Bauherr: Stadt Aachen, Gebäudemanagement E26 -
Pumpenhaus Bochum
Architekt: Dipl.-Ing. Heinrich Böll Architekt BDA DWB, Essen
Ingenieur: Lederhose, Wittler & Partner GbR, Dortmund
Bauherr: NRW URBAN GmbH, Dortmund -
Dongguan Basketball Stadion, China
Architekt: gmp - Architekten von Gerkan, Marg und Partner, Berlin
Ingenieur: schlaich bergermann und partner - sbp gmbh, Stuttgart
Bauherr: Dongguan Civil Construction Administration Office, China -
Dorfhaus in Kist
Architekt: Atelier Fischer Architekten GmbH, Würzburg
Architekturbüro Wegner, Veitshöchheim (Städtebaulicher Wettbewerb)
Ingenieur: Prof. Heinz Volz, Höchberg
Bauherr: Gemeinde Kist
Mitglieder der Jury
- Prof. Julia B. Bolles-Wilson, Bolles + Wilson GmbH & Co. KG, Münster (Vorsitzende)
- Dr. Heiner Farwick, farwick + grote architekten BDA stadtplaner, Ahaus, Präsident Bund Deutscher Architekten BDA
- MinRat Hans-Dieter Hegner, Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit, Berlin
- Dipl.-Ing. Arch. Armandus Sattler, Architekten Allmann, Sattler und Wappner, München
- Dipl.-Ing. Arch. Christian Schittich, Chefredakteur der Zeitschrift Detail, München
- Dipl.-Ing. Arch. Wolfgang Schneider, ASP Architekten - Schneider Meyer Partner, Hannover, Präsident der Architektenklammer Niedersachsen
- Dipl.-Ing. Harri Siebert, CE-N Civil Engineering Network GmbH & Co. KG, Bochum
- Prof. Volker Staab, staab ARCHITEKTEN GmbH, Berlin
siehe auch für zusätzliche Informationen:
- Preis des Deutschen Stahlbaues
- bauforumstahl e.V. (BFS)
- Fotos:
bauforumstahl und
Ingo Schrader Architekt
- Staab Architekten gewinnen Preis des Deutschen Stahlbaues 2012
- Stahlbaupreis 2010 für Cape Town Stadium und Rostigen Nagel
- Regina Schineis Architekten gewinnen Deutschen Stahlbaupreis 2008
- Preis des Deutschen Stahlbaues 2018 geht an Barkow Leibinger (26.3.2018)
- Preis des Deutschen Stahlbaues 2016 zeichnet Renaissance der Industriearchitektur aus (16.5.2016)
- Unger erhält Europäischen Stahlbaupreis für Rautendach am neuen Wiener Hauptbahnhof (20.9.2015)
- Stahl-Innovationspreis 2015 für Ovaldach am Tor Nord der Messe Frankfurt (11.6.2015)
- 13 Stahl-Innovationen 2015 in Berlin ausgezeichnet (11.6.2015)
- weitere Details...
ausgewählte weitere Meldungen:
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- Deutscher Verzinkerpreis 2013 entschieden (14.10.2013)
- „Ingenieurpreis des Deutschen Stahlbaues" für Könige und Donaubrücke (13.1.2013)
- Vorlesungsunterlagen von Bauforumstahl zur Nachhaltigkeit im Stahlbau (10.12.2012)
siehe zudem:
- Stahlbau, Fassaden und Ingenieurbau auf Baulinks
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