Baulinks -> Redaktion  || < älter 2014/0718 jünger > >>|  

Stahlbaupreis 2014 für :envihab - Institut für Luft- und Raumfahrtmedizin

Logo: Preis des Deutschen Stahlbaues
  

(28.4.2014) Das junge Architekturbüro Glass Kramer Löbbert BDA und Prof. Uta Graff Architektin BDA sind gemeinsam die diesjährigen Gewinner beim Preis des Deutschen Stahlbaues. Das Projekt :envihab - Institut für Luft- und Raumfahrtmedi­zin des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt e.V. in Köln-Porz überzeugte die Jury durch seine städtebauliche Qualität „mit einem Kubus von großer Klarheit und einem im Inneren verborgenen Stahlfachwerk, das kraftvoll den Grund überspannt und eine große Nutzungsflexibilität ermöglicht".

Für das Ovaldach am Tor Nord der Messe Frankfurt erhält das Büro Ingo Schrader zu­dem den Sonderpreis des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reak­torsicherheit (BMUB). Die Jury würdigte die Leichtigkeit der Stahlkonstruktion und die hohe Ressourceneffizienz bei diesem markanten Orientierungspunkt mit hohem Wieder­erkennungswert. Umgesetzt wurde die Idee mit einer parametrisierten Entwurfsstrate­gie von B + G Ingenieure Bollinger und Grohmann.

Jury: v.l.n.r.: Christian Schittich, Dr. Bernhard Hauke (verdeckt, Moderation), Wolfgang Schneider, Prof. Julia B. Bolles-Wilson (Vorsitzende), MinRat Hans-Dieter Hegner, Armandus Sattler, Prof. Volker Staab, Harri Siebert, Dr. Heiner Farwick; © bauforumstahl (Bild vergrößern)

Der mit 10.000 EURO dotierte, im Zwei-Jahres-Rhythmus ausgelobte Preis des Deut­schen Stahlbaues ist einer der ältesten Architekturpreise Deutschlands und wird von Bauforumstahl verliehen, seit 2010 zum dritten Mal gemeinsam mit dem BMUB Sonder­preis für nachhaltige Stahlarchitektur.

Öffentliche Bauherren engagieren sich für gute Architektur

Der diesjährige Wettbewerb zeigt nach Meinung des Auslobers eine erfreuliche Ent­wicklung. „Der Öffentliche Bauherr legt zunehmend Wert auf gute Architektur. Nicht nur die preisgekrönten Objekte, sondern auch sechs Auszeichnungen gehen an öf­fentliche Bauherren. Nachdem Frankreich früher oft als Vorbild für Architekturförde­rung angesehen wurde, hat Deutschland in den letzten Jahren ganz offensichtlich einen großen Schritt in Richtung guter Baukultur getan. Dass sich dies am Beispiel herausragender Stahlarchitektur zeigt, freut uns natürlich besonders", so Dr. Bern­hard Hauke, Geschäftsführer von Bauforumstahl.

:envihab - Institut für Luft- und Raumfahrtmedizin des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt e.V. (DLR) in Köln-Porz

Auszug aus der Laudatio der Jury: Das Gebäudekonzept für den Neubau ist beein­druckend einfach, funktional und poetisch zugleich: Ein riesiges Stahlfachwerk über­spannt kraftvoll den Grund, der hierdurch frei und flexibel bespielbar wird für die La­bormodule des Institutes. Die als Podium sanft ansteigende Bodenmodellierung unter­streicht die skulpturale Qualität der Großform. Eine nachts leuchtende Fuge lässt das Dach förmlich schweben - ein Spiel mit tatsächlicher Schwere und scheinbarer Leich­tigkeit und einem Hauch von Anspielung auf Spielbergs ‚Close Encounters of the Third Kind'."

Kurze Projektbeschreibung: Einen Raum für medizinische Forschung zu schaffen, der autark ist - gelöst vom irdischen Kontext - und doch gleichzeitig dem Interessier­ten Einblicke erlaubt, ist zentrales Anliegen für den Neubau, der acht verschiedene Forschungsmodule vereint. Eingebettet in die Umfassung aus Mauer und Erdreich lie­gen sämtliche Module des :envihab auf einer weitgehend stützenfreien Ebene. Das darüber spannende Dach enthält alle dienenden Funktionen und rhythmisiert den Raum durch Lichthöfe und Oberlichtfelder.

Die große Flexibilität für wechselnde wissenschaftliche Anforderungen wird durch ein weitspannendes, raumhohes und umlaufend auskragendes Stahlfachwerk ermöglicht. Der steife Dachkörper ruht auf regelmäßig angeordneten, Stahlverbundstützen in der Nutzebene. Der Synergieeffekt aus der doppelten Funktion des Daches als Tragwerk und großzügiger Technikzentrale trägt zur Nachhaltigkeit des Gebäudes bei. Die flä­chig angeordneten technischen Anlagen erlauben die individuelle Anbindung der ein­zelnen Module, die Belegung kann sich den wandelnden Wissenschaftsanforderungen anpassen und vielfältige Nutzungsszenarien ermöglichen. Neben der gewonnenen Nut­zungsflexibilität unterstreicht das schwebende Dach über der Forschungslandschaft ganz wesentlich den eigenständigen Raumeindruck „zwischen den Welten".

Die über 25 m langen und 5,20 m hohen und profillosen Verglasungen der Lichthofein­schnitte werden durch den konstruktiven Stahlbau ebenso ermöglicht wie die mächti­gen, motorisch betriebenen Verdunkelungsklappen über diesen Lichthöfen. Die weiß beschichteten Stützen verjüngen sich nach dem Kräfteverlauf zu ihren Enden hin und stärken zusammen mit den in den Fugen beleuchteten Medientubes den Eindruck von Leichtigkeit der Hallendecke.

Die Einbettung in die sanft ansteigende Geländetopografie verankert die autarke Funk­tion des :envihab auf dem Campus des DLR in Köln-Porz.

Messe Frankfurt - Ovaldach am Tor Nord

Preis des Deutschen Stahlbaues 2014 - Sonderpreis des BMUB > Ovaldach Eingang Nord Messe Frankfurt (© Ingo Schrader Architekt) (Bild vergrößern)

Auszug aus der Laudatio: „Als weithin sichtbares Zeichen bildet das neue Oval­dach am Tor Nord der Frankfurter Messe einen markanten Orientierungspunkt mit ho­hem Wiedererkennungswert. Seine ästhetischen Qualitäten bezieht das Bauwerk da­bei aus der erkennbaren Logik seines Tragwerks und der Leichtigkeit seiner Konstruk­tion. Der Baustoff Stahl hat einen maßgeblichen Anteil daran. Die Stützen sind ent­sprechend den Zwängen des Grundstücks und ihrer Beanspruchung unregelmäßig an­geordnet und nach oben verjüngend ausgebildet. Sie tragen so zum schwebenden Eindruck bei. Die asymmetrische und nicht hierarchische Struktur der Dachkonstruk­tion, die ebenfalls exakt dem Kräfteverlauf folgt, betont die Filigranität. Besonders gewürdigt wird die daraus resultierende hohe Ressourceneffizienz der vollständig vor­gefertigten Stahlkon­struktion, die in einem integrierten Prozess zwischen Architek­ten, Tragwerksplanern und ausführenden Firmen entstand."

Projektbeschreibung: Form und Funktion, Konstruktion und Architektur des neuen Ovaldaches bilden eine Einheit und sind in ihrer Erscheinung auf das Wesentliche fo­kussiert. Die nächtliche Beleuchtung des Daches akzentuiert die Form. Dabei wirkt die Dachscheibe als Reflektor zur gleichmäßigen Ausleuchtung des Kontrollbereiches am Tor und als städtebaulich wirksames Zeichen.

Die Gründungsmöglichkeiten auf der bestehenden Straßenbrücke am Tor Nord erfor­derten eine unregelmäßige Stützenstellung. In einem mehrstufigen Optimierungspro­zess wurde dafür ein asymmetrisches Dachtragwerk entwickelt, das aus nicht hierar­chisch angeordneten Flachstahllamellen variierender Höhe besteht. So entstand ein Trägerrost aus gevouteten Flachstählen, die in ihren Knotenpunkten verschweißt wurden. Den ellipsenförmigen Dachrand bildet ein auf die Flachstahlträger aufgesetz­ter ungleichschenkliger Winkel, der statisch zur Stabilisierung herangezogen wird. Der Trägerrost liegt auf vier sich verjüngenden Stützen auf, die alle am Fußpunkt einge­spannt sind. Das innovative Tragwerk erinnert an natürliche, gewachsene Strukturen. Vergleichbar einem Baum reagiert es auf die örtlichen Gegebenheiten und bildet eine strukturelle Ästhetik aus, die auf den ersten Blick selbstverständlich wirkt.

Der Baustoff Stahl ermöglicht eine besondere Leichtigkeit der Struktur bei einer frei­en Auskragung von bis zu 10 m. Mit zeitgemäßer Planungs- und Fertigungstechnolo­gie wurden die einzelnen Bauteile maßgeschneidert und der Materialeinsatz auf ein Minimum reduziert. Durch den hohen Grad der Vorfertigung konnten die Sperrungen der Brücke und die Schließzeiten des Messetores gering gehalten werden.

9 Auszeichnungen

Mitglieder der Jury

  • Prof. Julia B. Bolles-Wilson, Bolles + Wilson GmbH & Co. KG, Münster (Vorsitzende)
  • Dr. Heiner Farwick, farwick + grote architekten BDA stadtplaner, Ahaus, Präsident Bund Deutscher Architekten BDA
  • MinRat Hans-Dieter Hegner, Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit, Berlin
  • Dipl.-Ing. Arch. Armandus Sattler, Architekten Allmann, Sattler und Wappner, München
  • Dipl.-Ing. Arch. Christian Schittich, Chefredakteur der Zeitschrift Detail, München
  • Dipl.-Ing. Arch. Wolfgang Schneider, ASP Architekten - Schneider Meyer Partner, Hannover, Präsident der Architektenklammer Niedersachsen
  • Dipl.-Ing. Harri Siebert, CE-N Civil Engineering Network GmbH & Co. KG, Bochum
  • Prof. Volker Staab, staab ARCHITEKTEN GmbH, Berlin

siehe auch für zusätzliche Informationen:

ausgewählte weitere Meldungen:

siehe zudem:


zurück ...
Übersicht News ...
Übersicht Broschüren ...

Impressum | Datenschutz © 1997-2024 BauSites GmbH