Stahl-Innovationspreis 2015 für Ovaldach am Tor Nord der Messe Frankfurt
(11.6.2015, Stahl-Innovationspreis) Das von Ingo Schrader (Berlin) und den Ingenieuren von Bollinger und Grohmann entwickelte Projekt „Messe Frankfurt - Ovaldach am Tor Nord“ ist mit dem Stahl-Innovationspreis 2015 ausgezeichnet worden (und auch mit dem Stahlbaupreis 2014; siehe auch Google-Streetview, allerdings noch ohne Dach). Das speziell für diese Bauvorhaben entwickelte Berechnungsverfahren optimiert die Konstruktion durch Anlehnung an biologische Strukturen.
Die ästhetische Qualität bezieht das Dach mit seinem 42 m langen und 18 m breiten Oval aus der Filigranität der Konstruktion und der erkennbaren Logik der Lastabtragung. Form und Funktion, Architektur und Konstruktion bilden eine Einheit und sind auf das Wesentliche fokussiert. Nur der Baustoff Stahl ermöglicht wirtschaftlich die besondere Leichtigkeit des Tragwerks, das in seiner Konstruktion an natürliche, gewachsene Strukturen erinnert. Diese Analogie beruht auf der Anwendung mathematischer und geometrischer Prinzipien. Der speziell hierfür entwickelte Algorithmus optimiert die Konstruktion durch Nachbildung biologischer Strukturen: Material wird nur dort eingesetzt, wo es zur Lastabtragung zwingend notwendig ist.
Die eingeschränkten Gründungsmöglichkeiten auf der bestehenden Zufahrtsbrücke erforderten im Grundriss unregelmäßig aufgestellte, eingespannte Stützen, die sich dreiecksförmig nach oben hin verjüngen.
- In einem zweistufigen computergestützten Optimierungsprozess wurde erst die Lage der bis zu 10 m auskragenden Dachträger ermittelt. Aufgrund der asymmetrischen Anordnung der Stützen schied ein abgestuftes Tragsystem mit Haupt- und Nebenträgern aus. Dies erfüllte auch nicht den architektonischen Anspruch an eine minimalistische Detaillierung der Struktur. Entwickelt wurde ein nicht hierarchisches Tragwerk, das auf einer scheinbar zufälligen Anordnung von Trägerachsen basiert. Auf den ersten Blick irrational, ist dieser Trägerrost aber das Ergebnis eines Entwurfsprozesses, der strukturelle, formale und fertigungsbedingte Randbedingungen in Einklang bringt.
- In einem zweiten Optimierungsalgorithmus wurden die Querschnitte der lamellenförmigen Träger ermittelt. Beginnend mit homogenen Abmessungen ergaben sich nach mehreren Iterationsschritten, bei denen die Steifigkeiten stets umverteilt wurden, Stahllamellen mit Höhen von 150 bis 600 mm und Dicken von 20 bis 40 mm. Die Querschnitte entsprechen dem exakten Kräfteverlauf. Der Baustoffeinsatz ist effizient und ressourcenschonend.
Mit Hilfe der computerbasierten Entwurfsoptimierung und durch den Einsatz von Baustahl S355 konnte das Gewicht im Vergleich zu herkömmlichen Konstruktionsformen und dem Einsatz üblicher Berechnungsverfahren erheblich reduziert werden. Der materialeffiziente Stahleinsatz zeigt sich wohltuend in der Linienhaftigkeit der weit ausladenden Dachscheibe.
siehe auch für zusätzliche Informationen:
- Ingo Schrader Architekt
- B + G Ingenieure Bollinger und Grohmann GmbH
- Prebeck Stahlbau GmbH
- Messe Frankfurt Venue GmbH (Google-Maps)
- Stahl-Innovationspreis
- Wirtschaftsvereinigung Stahl
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- weitere Details...
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siehe zudem:
- digitale Fassaden und Stahlbau auf Baulinks
- Literatur / Bücher zum Thema Stahlarchitektur, Stahlbau und Fassade bei Baubuch / Amazon.de