Bautarifverhandlungen wieder ergebnislos abgebrochen
(22.9.2021; Hinweis: Die Tarifparteien haben sich am 15.
Bauwirtschaft: „IG Bau agiert planlos“
Laut Arbeitgebervertretern „ist die Gewerkschaft auch nach fünf Verhandlungsrunden nicht zu ergebnisorientierten Lohn- und Gehaltstarifverhandlungen bereit.“ Es habe sowohl bei den moderierten Spitzengesprächen als auch in der Schlichtung der letzten Tarifrunde Einigkeit bestanden, dass die Frage der Wegstreckenentschädigung Gegenstand des Bundesrahmentarifvertrags und nicht der Lohn- und Gehaltstarifverträge sei. Davon sei die Gewerkschaft allerdings in den laufenden Verhandlungen wieder abgerückt.
„Wir wären bereit gewesen, durch ein wesentlich verbessertes Angebot eine Einigung in den Lohn- und Gehaltstarifverhandlungen unter Einbeziehung der Ost-/West-Angleichung zu erreichen“, erklärte Uwe Nostitz, Verhandlungsführer der Arbeitgeberseite und Vizepräsident des Zentralverbands Deutsches Baugewerbe (ZDB). „Wir hätten erwartet, dass die Gewerkschaft ernsthafter an einer Entgeltsteigerung interessiert gewesen wäre.“
Jutta Beeke, Vizepräsidentin im Hauptverband der Deutschen Bauindustrie, ergänzte: „Wir hätten heute gerne ein Ergebnis erreicht, auch im Sinne der Beschäftigten unserer Betriebe. Dadurch, dass die Gewerkschaft immer wieder die Wegstreckenentschädigung zum eigentlichen Schwerpunkt der Verhandlungen machen wollte, war kein Abschluss der Entgeltrunde möglich.“
IG BAU: „Ohne Wegezeitentschädigung kein Abschluss“
Robert Feiger, der Bundesvorsitzende der Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt (IG BAU), beklagte, dass die Bauunternehmer „partout nicht ernsthaft über das Thema Wegezeit sprechen wollen. Da lassen wir aber nicht locker. 60 Kilometer fahren im Schnitt die Baubeschäftigten zu ihren Einsatzorten und haben darauf keinerlei Einfluss, heute hier, morgen dort. Dafür müssen sie ordentlich und fair, abhängig vom Fahrweg, entschädigt werden.“
Laut IG BAU wollten die Arbeitgeber nur dann ein weiteres Lohn- und Gehaltsangebot vorlegen, wenn die Gewerkschaft ihre Forderung zur Wegezeitentschädigung zurückziehen würde. „Welche Forderungen wir aufstellen, bestimmen wir immer noch selbst“, stellte Herr Feiger in Richtung der Verhandlungsführer auf der anderen Seite des Tisches fest. Über die ursprünglichen Forderungen der IG BAU von 5,3% mehr Lohn und Gehalt und Ost-West-Angleich sei gar nicht mehr gesprochen worden.
Für die Gewerkschaft ist die Haltung der Unternehmer bei der derzeitigen exzellenten konjunkturellen Lage in der Bauwirtschaft unverantwortlich: „Die Bauwirtschaft hat große Aufgaben vor sich und der Fachkräftemangel wird immer eklatanter, hier verpassen die Baufirmen eine große Zukunftschance.“
Herr Feiger geht davon aus, dass die Bundestarifkommission der IG BAU am 27. September dem Bundesvorstand vorschlagen wird, die Schlichtungsstelle anzurufen, die dann nach sieben Tagen ihre Arbeit aufnehmen muss. „Wir haben es oft genug betont, die Bauarbeiterinnen und Bauarbeiter haben die Nase voll. Die Bauarbeitgeber haben die Verhandlungen viel zu lange hingezogen, Ende Juni ist der vorige Tarifvertrag schon ausgelaufen. Die Zeichen stehen auf Arbeitskampf.“
siehe auch für zusätzliche Informationen:
- Hauptverband der Deutschen Bauindustrie
- Zentralverband Deutsches Baugewerbe
- Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt
ausgewählte weitere Meldungen:
- IG BAU: „Schlichtung und Streik am Bau drohen“ (Bauletter vom 19.9.2021)
- 5,7% mehr Geld im Garten- und Landschaftsbau in zwei Schritten (30.8.2021)
- ifo Beschäftigungsbarometer gestiegen (Bauletter vom 27.8.2021)
- Mindestlohnbetrug 2020 (Bauletter vom 19.7.2021)
- 5,3% mehr Geld für Baubeschäftigte von der IG BAU gefordert (18.4.2021)
- Mindestlöhne im Bauhauptgewerbe steigen auf 12,85 bzw. 15,70 Euro (2.2.2021)
- Bau-Arbeitgeber stimmen Schlichterspruch zu (17.9.2020)
siehe zudem:
- Bautarife, Bauunternehmen und Verbände bei Baulinks
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