Bauwirtschaft warnt vor Entsorgungsnotstand
(5.7.2015) Jährlich werden von der deutschen Bauwirtschaft im Auftrag der Bauherren über 190 Millionen Tonnen mineralischer Abfälle zur Wiederverwendung transportiert, aufbereitet, wiederverwertet oder entsorgt. Laut einer Umfrage unter Mitgliedsunternehmen des Hauptverbands der Deutschen Bauindustrie (HDB) und des Zentralverbands Deutsches Baugewerbe (ZDB) hat sich der finanzielle und bürokratische Aufwand beim Umgang mit mineralischen Abfällen in den letzten Jahren „besorgniserregend erhöht“. Bei knapp 70% der befragten Unternehmen hat demnach der betriebliche Aufwand für das Abfallmanagement seit 2009 zugenommen - und zwar im Mittel um ca. 70%.
Ein erhebliches Problem sei die zunehmende Tendenz von privaten und öffentlichen Bauherren, ihre Verantwortung für die bei ihren Baumaßnahmen anfallenden mineralischen Bau- und Abbruchabfälle auf die ausführenden Unternehmen abzuwälzen. Die Bauunternehmen seien hierdurch verpflichtet, die Abfälle zu untersuchen. Das Warten auf die Untersuchungsergebnisse führe oftmals zu Verzögerung bis hin zu einem völligen Stillstand der Baumaßnahme. Auch die aufwendige Baustellenlogistik, die Zwischenlagerung der Abfälle, das Finden eines geeigneten Entsorgungswegs und das elektronische Nachweisverfahren würden steigende Kosten bzw. Verzögerungen im Bauablauf verursachen.
Zudem werde durch den öffentlichen Rechtsrahmen die Entsorgung mineralischer Bauabfälle erheblich erschwert: Der Umgang mit mineralischen Bau- und Abbruchabfällen sei derzeit durch 16 voneinander differierende Landesvorschriften geregelt. Die einseitige Orientierung am Besorgnisgrundsatz des Grundwasser- und Bodenschutzes führe zudem zu rigiden Grenzwerten im europäischen Vergleich. Häufig könnten deshalb auch lediglich natürlich „belastete“ Böden nicht wieder in technischen Bauwerken verwendet werden, sondern müssten stattdessen deponiert werden - mt der Folge, dass Deponieraum zunehmend knapp wird und die Transportentfernungen zunehmen.
Franz-X. Peteranderl, Vizepräsident des Zentralverbands des Deutschen Baugewerbes, forderte anlässlich der Veröffentlichung der gemeinsamen Umfrage der Verbände: „Die Kreislaufwirtschaft im Bauwesen darf nicht weiter geschwächt werden! Der Umgang mit mineralischen Bau- und Abbruchabfällen muss bundesweit einheitlich geregelt werden. Die Bauwirtschaft braucht ein harmonisiertes und in sich geschlossenes Regelwerk, das zwischen den Belangen des Grundwasser- und Bodenschutzes auf der einen und der Ressourcenschonung und Abfallvermeidung auf der anderen Seite ausgewogen vermittelt.“
Klaus Pöllath, Vizepräsident Technik des Hauptverbands der Deutschen Bauindustrie, ergänzte: „Die Verlagerung von Risiken und Kosten des Umgangs mit mineralischen Bau- und Abbruchabfällen auf die Bauwirtschaft entspricht nicht dem Verursacherprinzip. Insbesondere öffentliche Bauherren müssen sich zu ihrer Verantwortung bekennen. Für den Umgang mit Bauabfällen und beim Einsatz von Recyclingbaustoffen sind Bauherren, Bauwirtschaft, Architekten und Ingenieure, Abbruchunternehmen und Baustoffaufbereiter gleichsam Adressaten. Nur wenn sich diese in einem Gesamtregelwerk wiederfinden, kann das gesetzte Ziel, die Akzeptanz des Einsatzes von Recyclingbaustoffen zu steigern, auch gelingen.“
siehe auch für zusätzliche Informationen:
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- ZDB warnt wegen Entsorgungskosten vor Kostenexplosion bei Infrastrukturmaßnahmen (30.5.2014)
siehe zudem:
- Baustoff-Recycling, Straßenbau, Brückenbau und Tiefbau auf Baulinks
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