„Wohnungsbau-Seismograf“ mit To-dos vom „Verbändebündnis Wohnungsbau“ im Wahljahr 2013
(5.3.2013) Mangelware Wohnraum auch für Durchschnittsverdiener: Die Wohnungsbaukrise in den Ballungszentren und Wachstumsregionen kann nur bewältigt werden, wenn zusätzlich der Wohnungsneubau für mittlere Einkommen wirkungsvoll und gezielt gefördert wird. Die Ankurbelung des sozialen Wohnungsbaus ist zwar dringend notwendig, reicht allein aber nicht aus. Sie muss um eine „Wohnungsbauförderung für die Mitte“ ergänzt werden -so das Ergebnis der Studie „Strategien für bezahlbares Wohnen in der Stadt“ vom Berliner Forschungsinstitut RegioKontext, die am 28. Februar in Berlin vorgestellt wurde.
Nur mit „Wohnungsbauförderung für die Mitte“ könne es insbesondere in Großstädten, Ballungsräumen und Universitätsstädten gelingen, mehr Wohnungen zu schaffen, die sich auch Haushalte mit mittleren Einkommen leisten könnten. Angesichts drastisch steigender Mieten hätten Normalverdiener dort heute kaum die Chance, eine Wohnung zu vernünftigen Konditionen zu bekommen.
In jedem Fall müsse auch der soziale Wohnungsbau in den kommenden Jahren weiter gefördert werden - und das mindestens auf dem bisherigen Niveau. Die dazu vom Bund derzeit bereitgestellten 518 Millionen Euro pro Jahr müssten von den Ländern in gleicher Höhe kofinanziert werden und eins zu eins in die soziale Wohnraumförderung fließen. Darüber hinaus unterstreicht die Studie, dass es notwendig ist, vorhandenen preiswerten Wohnraum zu erhalten und zusätzlich zu aktivieren.
„Bündel von Maßnahmen notwendig“
Außerdem kommt die Studie zu dem Ergebnis, dass ein Zuwachs an bezahlbaren Wohnungen in Deutschland nur mit einem Bündel von Maßnahmen zu erreichen ist. Dabei müssen Bund, Länder und Kommunen ihre „wohnungsbaupolitischen Hausaufgaben“ machen, so die Studie. Dazu gehöre eine temporäre Verschnaufpause bei der Energieeinsparverordnung (EnEV). Ebenso sei eine Vereinfachung und stärkere Regionalisierung der Länder-Förderprogramme notwendig. Auf kommunaler Ebene müsse es zudem schnellere Genehmigungs- und Planungsverfahren geben.
„Wohnungsbau-Seismograf“ mit To-dos
Bei ihrer Studie stützen sich die RegioKontext-Wissenschaftler auf qualitative Aussagen von Wohnungsbau-Experten - u.a. von Mietervereinen, Wohnungsunternehmen, Bauverantwortlichen von Kommunen und Ländern, Wohnungsgenossenschaften und Investoren. Durch Interviews, die in den vergangenen Monaten bundesweit geführt wurden, ist die Studie zu einem „Wohnungsbau-Seismografen“ für Deutschland geworden - ein „To-do“ von denen, die in Deutschland als Praktiker im Wohnungsbau und auf dem Wohnungsmarkt aktiv sind.
Darüber hinaus fordert die Studie auch neue Wege und unkonventionelle Strategien, um mehr Wohnungsbau zu erreichen. Dazu zählt u.a. eine zeitgemäße Rückkehr zur Idee der "Betriebswohnungen" - also ein stärkeres Engagement von Unternehmen, Wohnraum für ihre Beschäftigten zu bauen. Kommunen legt die Studie nahe, städtische Flächen verstärkt nach Konzeptqualität und nicht allein nach Höchstpreisen zu vergeben. Zudem müssten auch höhere Baudichten in Betracht kommen.
Auftraggeber der Studie sind Hauptakteure des Wohnungsbaus in Deutschland, die sich zum „Verbändebündnis Wohnungsbau“ zusammengeschlossen haben. Die Untersuchung untermauert deren Forderung, dass der Wohnungsbau in Deutschland politisch zur Chefsache gemacht werden muss - und zwar im Bund genauso wie in den Ländern und in den Kommunen. Die Priorität des Wohnungsbaus müsse politischer Konsens werden.
Nur mit wirksamen Maßnahmen könne die Wohnqualität verbessert, der Wohnungsbau aktiviert und die Wohnungskrise nachhaltig beseitigt werden, so das „Verbändebündnis Wohnungsbau“. Dazu zählen - neben der neu zu schaffenden „Wohnbauförderung für die Mitte“ - aus Sicht der Verbände:
- Verlässliche Förderung des sozialen
Wohnungsbaus: 518 Millionen Euro pro Jahr vom Bund für die Länder
- als Minimum. Plus jährliche Aufstockung. Und die klare Pflicht
für die Länder zur Eins-zu-eins-Kofinanzierung ausschließlich für
die soziale Wohnraumförderung.
- Neuer AfA-Anreiz für mehr Wohnungsbau: Steuerliche Erleichterungen sind geeignet, den
Wohnungsbau kräftig zu beleben. Insbesondere die lineare AfA muss
sich deshalb beim Neubau von derzeit 2 auf künftig 4 Prozent
verdoppeln. Auch die von Bundesminister Ramsauer in dieser Woche
vorgeschlagene „Absetzung der Kosten der Anschaffung über die
Steuer (degressive AfA)“ ist zu begrüßen.
- Schub für die energetische Gebäudesanierung: Eine steuerliche Förderung und
die Aufstockung der KfW-Programme für energieeffizientes Bauen und
Sanieren auf insgesamt 3 Milliarden Euro jährlich durch den Bund.
- Keine weitere Verschärfung der EnEV für Neubau und Bestand:
Im Fokus muss auch die wirtschaftliche Machbarkeit in der Praxis
stehen.
- Gegen "Graue Wohnungsnot": Der Bund muss das
KfW-Programm für altersgerechtes Bauen jährlich mit mindestens 100
Millionen Euro ausstatten.
- Städtebauförderung als Chance
nutzen: Die Städtebauförderung muss aufgestockt und als Etatsockel
für die kommenden Jahre festgeschrieben werden. Mindestens 700
Millionen Euro sind hierfür jährlich notwendig.
- Erneuern, was nicht mehr zu halten ist: Bei einem Abriss von abgewirtschafteten und leer stehenden Wohnhäusern muss der Bund Anreize für den anschließenden Neubau schaffen - eine gezielte KfW-Förderung für den Ersatzneubau.
Zum „Verbändebündnis Wohnungsbau“ gehören: der Deutsche Mieterbund (DMB), die Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt (IG BAU), der Zentralverband Deutsches Baugewerbe (ZDB), der Bundesverband deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen (GdW), der Bundesverband Freier Immobilien- und Wohnungsunternehmen (BFW), der Bundesverband Deutscher Baustoff-Fachhandel (BDB) und die Deutsche Gesellschaft für Mauerwerks- und Wohnungsbau (DGfM).
siehe auch für zusätzliche Informationen:
ausgewählte weitere Meldungen:
- LBS: Gebrauchtimmobilien 2012 rund 3% teurer als im Vorjahr - aber billiger als 2000 (5.3.2013)
- Transaktionsvolumen von Immobilien stieg 2012 auf 168 Milliarden Euro (5.3.2013)
- Bauhauptgewerbe schließt 2012 mit 0,5% Umsatzplus ab und erwartet 2% für 2013 (5.3.2013)
- ifo Geschäftsklimaindex steigt deutlich - auch im Bauhauptgewerbe (24.2.2013)
- vdp-Immobilienpreisindex: Preise für Wohn- und Büroimmobilien 2012 deutlich gestiegen (15.2.2013)
- CSU strebt offenbar Wiederauflage der Eigenheimzulage an (15.2.2013)
- Internationale Mietpreisstudie von ECA International: Moskau für Expatriates weltweit am teuersten (3.2.2013)
- IVD: Bundesweit nur 9,4% Mietwachstum in den vergangenen 20 Jahren (3.2.2013)
- Immobilienwirtschaft fordert politische Entscheidungen, damit Mieten bezahlbar bleiben (21.1.2013)
- Wohin tendieren die Baugeldzinsen in 2013? Und eine kleine Abrechnung mit 2012! (6.1.2013)
siehe zudem:
Immobilien und Immobilienpreise bei Baulinks