Sto: neue Produktionsanlage kann selbst 1-Eimer-Bestellungen wirtschaftlich abwickeln
(15.10.2003) Mit zwei neuen Produktionsanlagen, dem "StoSilo Tower" und der "Service Fabrik", will sich die Sto AG auf die Bedarfsentwicklung der nächsten Jahre einstellen. Diese fordern nach Einschätzung von Gerd Stotmeister, Technik-Vorstand der Sto AG, ...
- einerseits mehr Großchargen und
- andererseits individuellen Kundenservice mit Kleinstmengen.
Durch modular errichtete Gebäude (siehe Google-Maps) wie auch die flexible Verfahrenstechnik will man gleichwohl offen bleiben für weitere Anpassungen. Gestern, am 14. Oktober, weihte das Unternehmen die beiden Bausteine der Anlage "Sto 2003" offiziell ein.
Die Klammer der Gesamtanlage ist der Masterplan des Büros Wilford Schupp Architekten (siehe Bild rechts). Dieser gibt dem Ausbau des Stammsitzes der Sto AG im südbadischen Stühlingen-Weizen seine Struktur und stellt sicher, dass Baumaßnahmen nicht mehr als funktionsorientierter "Wildwuchs" erfolgen. Folgerichtig führt das Erreichen der Kapazitätsgrenzen in der Putz- und Farbenproduktion zu einem sehr komplexen Entwicklungsprozess.
1997 fiel der Startschuss für "Sto 2003". Diese bündelt zahlreiche Anforderungen: Zusätzlich zum Aufbau einer hochmodernen Produktion bekommen die Werkstätten neue Räume und die Werksfeuerwehr eine den gewandelten Aufgaben angemessene Zentrale. Daneben bündeln die neuen Büroräume bestimmte Abteilungen und sorgen so für Synergien, das Energiekonzept ist zeitgemäß. Zentrale Anforderungen ergeben sich aus Vertriebsanalysen und deren produktionstechnischen Konsequenzen. Da beide Pole der Produktion laut Bedarfsermittlung eine erhebliche Steigerung erfahren, musste sowohl die Produktion großer Tonnagen als auch die Herstellung von Kleinchargen ausgebaut werden. Das führte zur Zweiteilung des Projekts: StoSilo Tower (Gebäude 13) für große Mengen, Sto Service-Fabrik (Gebäude 14) für kleine - Automatisierung und Prozessoptimierung im Doppelpack.
Produkthygiene und Servicequalität
Der StoSilo Tower bevorratet mehr als 11.000 Tonnen Rohstoffe. Hier produziert Sto große und mittlere Chargen Farben und Putze, die (auch) in rationelle Großgebinde und Silofahrzeuge abgefüllt werden. Neben den zahlreichen Einblasleitungen für pulverförmige Rohstoffe sorgen eine Pumpstation für Flüssigkeiten sowie ein Becherwerk für Schüttgüter dafür, dass alle Materialien elektronisch überwacht, schnell und schonend die Silo- oder Tanklagerung erreichen.
Die Prozessautomatisation perfektioniert insbesondere die Produkthygiene. Manuelle Rohmaterialzugabe entfällt nahezu vollständig, Rezirkulationsleitungen und spezielle Rührwerke halten die Tankinhalte ständig in Bewegung und reduzieren so die Konservierungsmittelbeigabe. Darüber hinaus sorgen moderne Verfahren aus der Lebensmitteltechnik für permanente, vollautomatisierte Reinigungsprozesse. Diese verhindern, dass Material längere Zeit in Leitungen steht.
Die Sto Service-Fabrik ist auf den zweiten stark wachsenden Bedarf, den Bereich der Kleinchargen, ausgerichtet. Hier werden Farben in allen Gebindevarianten und beliebigen Losgrößen hergestellt. Selbst Einzelgebinde mit nur 2,5 Litern Inhalt entstehen vollautomatisch - alle 30 Sekunden, inklusive Produkt- und/oder Farbwechsel. Die Vorprodukte bezieht die Anlage aus dem StoSilo Tower, die Tönpasten für die 800 Farben des StoColorSystems (und alle anderen Farbtöne) werden direkt in der Service-Fabrik bevorratet.
Der integrierte, ebenfalls vollautomatisierte Etikettiervorgang ermöglicht sogenannte "private labels". Damit stehen die Produkte Handwerksbetrieben für den Weiterverkauf zur Verfügung. Diese hohe Flexibilität der weltweit wohl einzigartigen "JIT (just in time)-Anlage" senkt überdies die Lagerbestände erheblich.
Zukunft inklusive
Alle verfahrenstechnischen Konzepte entwickelte Sto selbst und setzte sie unter Mitarbeit der Konstruktionsbüros der Anlagenlieferanten um. Die Gebäude sind dank eines flexiblen, modularen Baukonzepts so ausgelegt, dass künftige Erweiterungen Schritt für Schritt erfolgen können. Von 14 möglichen Mischerlinien in der Großchargenproduktion beispielsweise sind derzeit nur vier ausgebaut. Während die Service-Fabrik bereits seit Juli 2003 läuft, erfolgen im StoSilo Tower derzeit noch umfangreiche Installationsarbeiten. Seine endgültige Inbetriebnahme ist für Januar 2004 geplant.
Die repräsentativen Anforderungen an das gesamte Bauprojektwerden in einem abschließenden Bauabschnitt realisiert: Ein gläserner Ausstellungskubus mit 24 Metern Kantenlänge und einem kleeblattförmigen Empfangsbereich vollendet "Sto 2003". Mit der gesamten Anlage bekennt sich das Unternehmen zudem klar zum Standort Deutschland - und setzt sein Motto "Bewusst Bauen" auch architektonisch um.
siehe auch:
ausgewählte weitere Meldung:
- "Sto 2003" verbindet anspruchsvolle Industrie-Architektur mit innovativer Verfahrenstechnik (15.10.2003)
siehe zudem:
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