"Sto 2003" verbindet anspruchsvolle Industrie-Architektur mit innovativer Verfahrenstechnik
(15.10.2003) Die beiden neuen Produktionsgebäude 13 und 14 bilden die zweite Stufe in der Umsetzung des Masterplanes, der von Michael Wilford and Partners für die Sto AG in Stühlingen entworfen und vom Vorstand 1999 zur Ausführung freigegeben wurde.
In der ersten Stufe war schon 1997 das Kommunikationsgebäude "K" fertig gestellt worden; Gegenstand der dritten Stufe sollen das kleeblattförmige Eingangsgebäude mit dem gläsernen Ausstellungskubus sowie die im Halbkreis angelegte zentrale Gartenanlage sein.
Die neuen Produktionsgebäude sind Z-förmig angeordnet (siehe Google-Maps); sie umschließen so mit ihrer südwestlichen Ecke den zukünftigen Ausstellungskubus, während sich in der gegenüber liegenden nordöstlichen Ecke der Anlieferungs- und Lagerhof befindet. In ihrer Ausformung lassen die beiden Gebäude das jeweils darin enthaltene Produktionssystem erkennen:
Im vertikal orientierten Gebäude 13 ("StoSilo Tower") bewegt sich das Rohmaterial von oben kommend durch die großen Silobehälter zur Mischstation, von dort weiter zur Verpackung und schließlich zum Warenausgang; im horizontal angelegten Gebäude 14 ("Service Fabrik") liegen die Produktionsstraßen der "Just-in-time" - Abfüllungen und der Sondergebinde. Die zur Produktion gehörenden Büros, Labore, Aufenthalts- und Umkleideräume liegen an der südlichen bzw. westlichen Peripherie der beiden Gebäude und werden damit später unmittelbar an den geplanten Ausstellungskubus angrenzen.
Auch die zur Verwendung kommenden Fassadensysteme und Materialien geben Hinweise auf die inneren Abläufe. So ist eine zukünftigen Erweiterung der Produktionsebenen im unteren Teil von Gebäude 13 nach beiden Seiten möglich. Die Nordfassade und das Dach kragen hier weit über die Ost- bzw. Westfassade mit ihrem besonders leichten "temporären" Material hinaus. Diese Fassaden sind leicht demontierbar und ermöglichen den Einbau oder Austausch auch großformatiger Produktionsanlagen.
Im sägezahnförmigen Profil der Nordfassade von Bau 13 findet sich das Profil der Südfassade von Gebäude 14 wieder. Die Anordnung von transparenten und geschlossenen Bereichen ist jedoch genau umgekehrt. Die großflächige Verglasung bringt hier Tageslicht bis weit hinein in die Produktionsebenen. An ihrem Fußpunkt faltet sich die Fassadenkonstruktion auf und bildet ein durchgehendes Vordach entlang der Ladezone.
Der oben aufgesetzte Turm enthält 62 gewaltige Silobehälter für Rohmaterialien; seine Süd- und Nordseite ist über die gesamte Höhe mit einer gefalteten Metallfassade verkleidet, die abwechselnd in Silber und Weiß lackiert ist. Diese Farbgebung unterstreicht das dynamische Erscheinungsbild des Turmes und macht ihn zu einem wahrhaft aufregenden optischen Erlebnis - vor allem beim schnellen Vorbeifahren auf der nahe gelegenen Bundesstraße. Gleichzeitig etabliert sich der Turm als neuer Mittelpunkt der gesamten Werksanlage und als Landmarke im umgebenden Wutachtal.
Die magentafarbene Stahlkonstruktion des Turmes und die regenbogenfarbenen Silobehälter in seinem Inneren werden durch die verglasten Fassadenflächen an den Stirnseiten sichtbar. Bei Nacht wird das charakteristische Erscheinungsbild mit seinen kräftigen Farben und der in typischem Sto-Gelb gehaltenen Turmkrone durch gezielte Ausleuchtung noch weiter verstärkt.
Gebäudebasis und Siloturm sind auf der Nordseite durch eine steil aufragende leuchtend gelbe Fachwerkstruktur miteinander verbunden; sie enthält eine Treppenanlage und eine ganze Batterie von Rohrleitungen. Darin werden die verschiedensten Rohmaterialien von den vor dem Gebäude aufgestellten Silotransportern bis hinauf in die Einfüllebene in 50 Metern Höhe transportiert.
Ein weiteres gestalterisches Element auf der Nordfassade ist der auskragende rote Besucherbalkon. Er markiert einerseits das Ende einer Besichtigungsroute durch die Produktionsanlagen, andererseits den Verbindungspunkt für zukünftige Erweiterungsmaßnahmen im nördlichen Teil des Werksareals. Die Farben dieser prominenten Bauteile kontrastieren wirkungsvoll mit den sonst auf den Gebäudehüllflächen vorherrschenden Silbertönen.
Die oben liegenden Bereiche der Südfassade von Bau 14 bestehen aus einer Reihung abgestufter langformatiger Flächen, die die horizontale Ausrichtung des Gebäudes zusätzlich verstärken. Schmale, leicht geneigte Fensterbänder bringen reichlich Tageslicht in die einzelnen Produktionsebenen bei gleichzeitig minimierter Blendung und Wärmebelastung. Die geschlossenen Fassadenflächen setzen sich aus dreidimensionalen StoVerotec-Paneelen zusammen, einem aus Recyclingglas gefertigten Werkstoff. Für die Oberflächenbeschichtung der Paneele wurde ein silbrig-violetter Sto-Metallic-Lack verwendet, der dem Gebäude je nach Tageslicht und Witterung ein variierendes Erscheinungsbild verleiht.
Ein großzügiges Fensterband auf der Hauptproduktionsebene im Erdgeschoss erlaubt Ein- und Ausblicke; Glastüren öffnen sich zu einer langgestreckten Terrasse. In zukünftigen Ausbaustufen wird diese Terrasse zu einer Art interner Verbindungsstraße zwischen Verwaltung und Produktion werden, mit direkter Anbindung an das zentrale Eingangsgebäude.
In der nördlichen Fassade von Gebäude 14 ist überwiegend transluzentes Profilglas eingesetzt, das viel Tageslicht ins Innere lässt und von außen einen Blick auf die magentafarbene Stahlkonstruktion und die in kräftigen Farben lackierten Produktionsanlagen erlaubt. Die Energiezentrale als östlicher Abschluss des Gebäudes sowie die Büros, Labors und Umkleideräume am westlichen Ende sind weiß verputzt. Das gesamte Gebäude wurde auf dem Kellergeschoss eines ehemaligen Lagerhauses errichtet. In diesem Geschoss sind heute Werkstätten untergebracht, deren Zufahrtsbereich von einem gläsernen, an der Fassade abgehängten Vordach überdeckt wird.
Formensprache, Materialität und Farbgebung der in dieser Ausbaustufe errichteten Gebäude reagieren auf die anspruchsvolle Entwurfsaufgabe, großmaßstäbliche Industriestrukturen in eine von menschlichen Maßstäben bestimmte Umgebung einzufügen. Der Maßstab der Gebäude steigert sich kontinuierlich von dem im Süden direkt an der Bundesstraße gelegenen öffentlichen Zugang zum Werksgelände über die Gartenanlage vor den Bürogebäuden als Hintergrund bis zu den aufragenden massigen Produktionsstätten. Das Wechselspiel von Innen- und Außenräumen ergibt das anregende und ansprechende Arbeitsumfeld für alle Mitarbeiter - ganz im Sinne der Firmenphilosophie der Sto AG: "bewusst bauen".
Die neuen Produktionsgebäude wurden von Michael Wilford & Partners entworfen, in enger Zusammenarbeit mit OTB aus Basel. Die bauliche Umsetzung der Gebäudehüllflächen erfolgte durch Wilford Schupp Architekten aus Stuttgart.
aus der Bautafel "Sto 2003":
- Bauzeit Planung 9/1999 bis 2003
- Ausführung 2000 bis 2003
- Gebäudedaten:
- Grundstückgröße 31.901 m²
- Bebaute Fläche (FBG) 4.000 m² - Gesamte Bruttogrundfläche (BGF) 20.545 m²
- Gesamte Nettogrundfläche (NGF) 18.677 m²
- Bruttrauminhalt Gesamt Bruttorauminhalt (BRI a) 90.130 m³
- Kosten: Bauwerk (KG 300, 400) € 23 Mio.
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