Neubautätigkeit in Brandenburg am höchsten
(17.6.2003) In fast keinem anderen westeuropäischen Land werden derzeit so wenig Wohnungen gebaut wie in Deutschland. Im vergangenen Jahr wurden in der Bundesrepublik nur noch 290.000 Wohnungen fertiggestellt. Pro 1000 Einwohner gerechnet waren dies lediglich 3,5 Wohnungen (Westdeutschland: 3,6, Ostdeutschland: 3,1). Damit liegt Deutschland am Ende der europäischen Länder. Hinter Deutschland rangieren nur noch Dänemark mit 3,3, Großbritannien mit 2,8 und Schweden mit 2,1 Wohnungen je 1000 Einwohner. An der Spitze liegt Irland mit 14,3 Wohnungen. Darauf hat heute Ende Mai das ifs Städtebauinstitut in Berlin hingewiesen.
Innerhalb der Bundesrepublik sei die Bautätigkeit aber durchaus unterschiedlich verlaufen. Brandenburg liege mit 5,4 Wohnungen an der Spitze aller Bundesländer, gefolgt von Mecklenburg-Vorpommern mit 4,9, Bayern mit 4,6 und Rheinland-Pfalz mit 4,3 Wohnungen je 1000 Einwohner. Auch in Niedersachsen und Schleswig-Holstein sei die Neubautätigkeit mit jeweils 4,1 Wohnungen noch überdurchschnittlich gewesen. Alle anderen Bundesländer lägen unter dem bundesdeutschen Durchschnitt. Am Ende rangierten die Stadtstaaten Berlin mit 1,5, Hamburg mit 2,2 und Bremen mit 2,4 sowie Sachsen mit 2,3 Wohnungen je 1000 Einwohner.
Bei der Spitzenstellung von Brandenburg müsse man - so das Institut - allerdings berücksichtigen, dass das Land als Speckgürtel sehr stark vom Wegzug der Berliner in das Umland profitiere. So habe Brandenburg auch in den Jahren zuvor die höchste Neubautätigkeit aufgewiesen.
Bemerkenswert sei auch die unterschiedliche Entwicklung im Zeitablauf. Im Bundesdurchschnitt habe sich die Zahl der fertiggestellten Wohnungen je 1000 Einwohner seit 1996 von 7,2 auf 3,5 halbiert. In den Bundesländern Bayern, Niedersachsen und Rheinland-Pfalz sei die Neubautätigkeit - gemessen an dieser Kennziffer - dagegen nur um etwa ein Drittel geschrumpft, in Hamburg, Hessen, Saarland, Schleswig-Holstein und Thüringen dagegen um fast zwei Drittel, in Berlin und Sachsen sogar um nahezu 80 Prozent.
Dr. Stefan Jokl, Leiter des Instituts: "Einmal mehr wird hieran deutlich, wie stark regional die Wohnungsmärkte geprägt sind. In den Flächenstaaten, also da, wo der Ein- und Zweifamilienhausbau dominiert, entstehen noch relativ viele Wohnungen. Bundesländer mit überwiegendem Mietwohnungsbau leiden dagegen besonders unter dem drastischen Rückgang des Neubaus."
Bundesweit rechnet das Institut für 2003 mit einem Fertigstellungsergebnis von rund 240.000 Wohnungen. Dank der Vorzieheffekte durch das gescheiterte Subventionsabbaugesetz und die weiterhin anhaltende Diskussion um die Wohnungsbauförderung dürfte es kurzfristig zu einem Anziehen der Wohnungsbaukonjunktur kommen. Jokl: "Wie das mit Vorzieheffekten aber immer so ist: Anschließend ist der Einbruch um so größer."
siehe auch:
- Bruttowertschöpfung des deutschen Baugewerbes 2002: Baugewerbe als Wachstumsbremse (23.7.2003)
- Für den Bundesvereinigung Bauwirtschaft (BVB) ist das Jahr 2003 gelaufen (4.7.2003)
- Statistisches Bundesamt: 14,5% weniger Aufträge im Bauhauptgewerbe im April 2003 gegenüber Vorjahr (24.6.2003)
- Immobilienumsatz weiter rückläufig (24.6.2003)
- NRW-Bauproduktion im April: -6 Prozent (23.6.2003)
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ausgewählte weitere Meldungen:
- Stolpe: Neue Herausforderung durch die Regionalisierung der Wohnungsmärkte (13.6.2003)
- Hauptverband der Deutschen Bauindustrie: Katastrophaler Start ins Jahr 2003 (4.6.2003)
- Aufträge im Bauhauptgewerbe im März 2003 um 19,5% niedriger (21.5.2003)
- Deutscher Wohnungsbau wird Europa-Schlusslicht (16.5.2003)
- Bauwirtschaft: Statt Stabilisierung erneut kräftige Einbrüche 2002, 2003 und Folgejahre (8.11.2002)
siehe zudem:
- Literatur / Bücher zu den Themen "Bauwirtschaft", "Wohnungsmarkt" bei Amazon
- "Hersteller-, Anbieter-, Industrie- und Verbraucher-Verbände" auf Baulinks