Bruttowertschöpfung des deutschen Baugewerbes 2002: Baugewerbe als Wachstumsbremse
(23.7.2003) Die deutsche Bauwirtschaft konnte auch im letzten Jahr keinen Beitrag zum gesamtwirtschaftlichen Wachstum leisten. Wie der Hauptverband der Deutschen Bauindustrie in seiner Publikation "Die Bauwirtschaft im Zahlenbild 2003" aufgrund einer Auswertung der Regionaldaten der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung mitteilt, ist die Bruttowertschöpfung (BWS) des Baugewerbes 2002 im Vergleich zum Vorjahr um nominal 4,8% zurückgegangen. Besonders stark hat es das Baugewerbe der neuen Bundesländer getroffen, dessen BWS um 8,6% eingebrochen ist. Die BWS des westdeutschen Baugewerbes sank um 3,8%. Im gesamten Bundesgebiet wies nur das niedersächsische Baugewerbe einen Zuwachs auf und zwar um 1,2%. Den stärksten Einbruch mussten das Thüringische und das Berliner Baugewerbe mit 11,4% bzw. 11,1% hinnehmen.
Der Rückgang der BWS des Baugewerbes blieb nicht ohne Auswirkung auf die gesamtwirtschaftliche BWS: Diese wäre im letzten Jahr ohne das Baugewerbe um 2,1% angestiegen, anstelle der tatsächlich erreichten 1,8%. Dass die Differenz nicht noch höher ausfiel, ist auf das abnehmende Gewicht des Baugewerbes zurückzuführen: Der Anteil der BWS des Baugewerbes an der BWS aller Wirtschaftsbereiche ist von 6,7% im Jahre 1995 auf 4,4% im Jahre 2002 gesunken.
- Insbesondere in Ostdeutschland ist der Anteil - mit einer Halbierung der BWS des Baugewerbes - in den letzten sieben Jahren stark zurückgegangen: Mittlerweile entfällt nur noch 6,3% der Wirtschaftsleistung auf das Baugewerbe. 1995 betrug der Anteil noch 14,3%.
- In Westdeutschland ist der Anteil aufgrund eines "moderateren" Rückgangs von 10,0% "nur" von 5,4% (1995) auf 4,1% (2003) gesunken.
Den größten Wertschöpfungsanteil wiesen im letzten Jahr Sachsen (7,5%) und Brandenburg (7,3%) auf. Dagegen lagen die Wertschöpfungsanteile in den Stadtstaaten Bremen und Hamburg nur bei 3,1% bzw. 2,6%.
Im Gegensatz zu dieser Entwicklung lag die baugewerbliche Produktivität (BWS je Erwerbstätigen) 2002 um real 5,5% über dem Wert von 1995. Dabei verzeichnete Westdeutschland einen Anstieg von 8,7% gegenüber einem Rückgang in Ostdeutschland von 10%. Die Ost-West-Unterschiede in der Produktivität sind somit weiterhin stark ausgeprägt: Die BWS je Erwerbstätigen lag im westdeutschen Baugewerbe mit 40.380 EUR um 60% über dem ostdeutschen Wert von 25.400 EUR. Den Spitzenplatz in der Produktivität nahm Baden-Württemberg mit 46.050 EUR ein. Dieser Wert lag mehr als 100% über dem Rangletzten Thüringen, dessen Bauarbeiter nur eine Produktivität von 22.252 vorweisen konnten.
- Bruttowertschöpfung = Umsatz +/- Bestandsveränderungen + selbsterstellte Anlagen - Materialverbrauch - Verbrauch an Handelswaren - Kosten für Lohnarbeiten - sonstige Vorleistungen
siehe auch:
ausgewählte weitere Meldungen:
- Aufträge im Bauhauptgewerbe im Mai 2003: -9,1% zum Vorjahr (22.7.2003)
- Für die Bauwirtschaft ist das Jahr 2003 "gelaufen" (4.7.2003)
- Neubautätigkeit in Brandenburg am höchsten (17.6.2003)
- Anstieg der Baugenehmigungen im 1. Quartal 2003 um 37,3% (6.6.2003)
siehe zudem:
- Literatur / Bücher zu den Themen "Bauwirtschaft", "Wohnungsmarkt" bei Amazon
- "Hersteller-, Anbieter-, Industrie- und Verbraucher-Verbände" auf Baulinks