Jahresbilanz der Bauindustrie 2002: Die Krise am Bau hat sich verschärft!
(22.2.2003) Die Lage im deutschen Bauhauptgewerbe hat sich im vergangenen Jahr weiter verschärft. Wie der Hauptverband der Deutschen Bauindustrie in der jüngsten Ausgabe seines "Aktuellen Zahlenbildes" berichtet, ist der baugewerbliche Umsatz 2002 um weitere 5,9 Prozent zurückgegangen. Somit mussten die Baubetriebe innerhalb von sieben Jahren einen Produktionsrückgang von 26 Prozent verkraften. Entsprechend schlecht entwickelte sich der Bauarbeitsmarkt: Die Firmen haben im letzten Jahr weitere 74.000 Stellen auf nunmehr 880.000 abgebaut. Seit 1995 haben damit über eine halbe Million Beschäftigte ihren Arbeitsplatz verloren!
Auch im vergangenen Jahr entwickelte sich das ostdeutsche Bauhauptgewerbe schlechter als das westdeutsche: In den neuen Bundesländern ist der Umsatz um 8,1 Prozent, die Beschäftigung sogar um 12,4 Prozent zurückgegangen. Demgegenüber mussten die westdeutschen Baufirmen einen Umsatzrückgang von 5,2 Prozent hinnehmen, die Beschäftigung wurde um 6 Prozent abgebaut. Mittlerweile liegt der ostdeutsche Umsatz um 42 Prozent unter dem Wert von 1995; der Personalbestand wurde sogar halbiert. Die Produktion der westdeutschen Baufirmen verringerte sich im gleichen Zeitraum um 20 Prozent; die Beschäftigung um ein Drittel.
Innerhalb der Bausparten musste 2002 der Wirtschaftsbau mit einem Minus von 7,2% den stärksten Rückgang hinnehmen. Die schlechte allgemeine Wirtschaftslage hat die optimistischen Erwartungen des letzten Jahres zunichte gemacht. Auch der Rückgang im Wohnungsbau setzte sich fort: Der Umsatz sank um weitere 5,9%. Das ungünstige baukonjunkturelle Bild wird vom Öffentlichen Bau vervollständigt: Die angespannte finanzielle Lage von Bund, Ländern und vor allem der Gemeinden führte zu einem weiteren Umsatzrückgang von 4,2%.
Auch für das laufende Jahr ist keine Besserung in Sicht: Der Auftragseingang ist im letzten Jahr nominal um 6,2% zurückgegangen. Besondere Sorge bereitet die Entwicklung in Westdeutschland: Die Nachfrage ging überdurchschnittlich stark um 6,8% zurück. In Ostdeutschland machen sich die Fluthilfeeffekte bemerkbar: Die Auftragseingänge sanken um 4,2%.
Der Hauptverband geht für 2003 von einem weiteren Umsatzrückgang im Bauhauptgewerbe von mindestens 3,8 Prozent aus. Diese Einschätzung wird auch von der DIHK-Frühjahrsumfrage bestätigt: Über 60 Prozent der befragten Baufirmen erwarten eine weitere Verschlechterung der Geschäftslage in diesem Jahr. Nur jedes zwanzigste Unternehmen geht von einer Besserung der Lage aus. Das ist das schlechteste Umfrageergebnis seit 1996. Auch auf dem Bauarbeitsmarkt wird es weiter bergab gehen: Über die Hälfte der Bauunternehmen (56 Prozent) wollen ihren Personalbestand noch weiter einschränken. Dies bestätigt die Verbandsprognose, in der ein weiterer Rückgang von 5 Prozent erwartet wird.
siehe auch:
ausgewählte weitere Meldungen:
- 4. Leipziger Baugespräch am 26. März 2003 zum Thema "Bauen in Deutschland - Niedergang ohne Ende?"
- BDZ: Erneuter Einbruch des Zementabsatzes in 2002 (14.2.2003)
- ifo: Verschärfung der Wohnungsbaukrise in Europa bei fortbestehenden Risiken (5.2.2003)
- Institut der deutschen Wirtschaft Köln zur Baukonjunktur: Das Trauerspiel dauert an (6.12.2002)
siehe zudem:
- Literatur / Bücher zu den Themen "Bauen" und "Architektur" bei Amazon
- "Hersteller-, Anbieter-, Industrie- und Verbraucher-Verbände" • "öffentliche Hand" auf Baulinks