Euroconstruct: aktuelle Prognosen für europäische Bausektoren
(12.2.2025) 2025 wird sich die Zahl der in Europa fertiggestellten Wohnungen auf dem tiefsten Stand seit 2015 bewegen. Es entstehen 1,5 Mio. Einheiten, also 5,5% weniger als im Jahr 2024. Es wird zwar für 2026 ein Anstieg um 3,0% erwartet, in Deutschland hält allerdings die negative Entwicklung an: 2026 entstehen im ungünstigsten Fall nur noch 175.000 Wohnungen, 15% weniger als im Vorjahr. Dies zeigen Prognosen der Forschergruppe Euroconstruct, der das ifo Institut angehört.
„In Deutschland verhindern derzeit vor allem die hohen Baukosten eine rasche Marktbelebung. Vor dem Hintergrund einer wachsenden Bevölkerung findet der Wohnungsneubau im europäischen Ausland allerdings langsam wieder Tritt”, sagt ifo-Bauexperte Ludwig Dorffmeister.
Positive Signale aus dem Norden Europas
„In den nordischen Ländern erholen sich die Märkte nach dem vorangegangenen Einbruch wieder kräftig”, sagt Dorffmeister. In Schweden wird mit +12% schon 2025 mehr Wohnraum gebaut. Im Jahr 2026 steigen auch in Dänemark mit +28%, Finnland (+23%) und Norwegen (+13%) die Fertigstellungen. Ähnlich ist die Entwicklung in Polen (+10%).
In Österreich sinkt mit -9%, Frankreich und Italien mit je -3% die Zahl der errichteten Wohnungen gegenüber 2025.
Abbildung 3 zeigt eine große Marktdynamik des Wohnungsneubaus im Euroconstruct-Gebiet. 2025 wird die Situation für viele Bau- und Kaufwillige weiter schwierig bleiben, dennoch dürften wieder etwas mehr Vorhaben begonnen werden, so dass sich das Neubauvolumen geringfügig erhöhen dürfte. Eine sichtliche Marktbelebung wird voraussichtlich erst 2026 einsetzen, wobei die jährlichen Zuwachsraten unterhalb der 4%-Marke bleiben werden.
Nichtwohnbau
Der Abwärtstrend im Nichtwohnbau dürfte sich in diesem Jahr fortsetzen, da neue Nichtwohnbau-Projekte unter Druck stehen. Trotz dieser Herausforderungen wird das Wachstum voraussichtlich ab 2025 wieder aufgenommen, wobei sowohl Neubau- als auch Renovierungsarbeiten positiv zum gesamten Nichtwohnbausektor beitragen. Neue Investitionen werden sich für die hauptsächlich öffentlich finanzierten Marktsegmente positiv auswirken, während Anreize und Strukturpolitiken, die auf „grüne Ziele” abzielen, weiterhin einen Druck auf Renovierungsaktivitäten in der gesamten Branche ausüben werden.
Der europäische Tiefbau wächst
Der Tiefbau profitiert von umfangreichen öffentlichen Investitionen und langfristigen Infrastrukturprojekten, wie dem Ausbau von Verkehrs- und Energieinfrastruktur. Diese Dynamik dürfte bis 2027 nachlassen.
„Der Tiefbau in Europa könnte nach 11 Jahren beinahe stetigen Wachstums bald seinen Höhepunkt erreichen”, sagt Ludwig Dorffmeister. Das geschätzte Wachstum wird bis 2027 auf 1,5% sinken. Im Durchschnitt der Jahre 2017 bis 2024 waren es 2,5%. Zwar besteht in sämtlichen Ländern ein erheblicher Bedarf an Ausbau oder Modernisierung der Infrastruktur. Doch zwingt die angespannte Finanzlage öffentlicher Kassen die Staaten zu allgemeinen Sparmaßnahmen. Dazu kommt der zunehmende Arbeitskräftemangel. Er hemmt den Tiefbau ebenso wie die gestiegenen Baukosten.
Es wird erwartet, dass neue Tiefbauprojekte nach einem schwachen Zeitraum 2024 im nächsten Zeitraum von zwei Jahren deutlich wachsen werden, im Vergleich zu einer stabileren und moderateren Entwicklung für Renovierungsarbeiten, die in diesem Jahr voraussichtlich solide sein werden, mit einer allmählichen Verlangsamung bis zum Ende des Prognosezeitraums.
Fazit
Trotz der aktuellen Herausforderungen ist der europäische Baumarkt in den kommenden Jahren auf Erholung und Wachstum vorbereitet. Die öffentliche Unterstützung von Sanierungsprojekten und erhebliche Investitionen in die Infrastruktur werden die Haupttreiber dieses positiven Trends sein.
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