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Öffentliche Nettostromerzeugung 2024 mit neuem Rekordanteil erneuerbarer Energien

(2.1.2025) Im Jahr 2024 wurde bei der Solarstrom-Erzeugung ein neuer Bestwert von 72,2 TWh erzielt, auch der Ausbau der Photovoltaik liegt weiterhin auf hohem Niveau und über den Zielen der Bundesregierung. Da auch die Erzeugung aus Braunkohle mit -8,4% und Steinkohle mit -27,6% stark zurück ging, war der deutsche Strommix so sauber wie nie zuvor. Der Importsaldo stieg auf ca. 24,9 TWh. Das geht aus einer Auswertung hervor, die das Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme ISE am 2. Januar 2025 vorgelegt hat. Quelle der Daten ist die Plattform energy-charts.info 

Entwicklung der öffentlichen Nettostromerzeugung aus erneuerbaren Energien seit 2002 (Bild: Fraunhofer ISE/energy-charts.info) 

Windkraft Onshore und Offshore

2024 war die Windkraft die wichtigste Stromquelle, sie trug 136,4 TWh zu 33% zur öffentlichen Stromerzeugung bei. Damit war der Anteil etwas schwächer als 2023 mit 139 TWh. Der Anteil der Onshore-Windkraft sank auf 110,7 TWh gegenüber 2023 mit 115,9 TWh, die Offshore-Produktion lag mit 25,7 TWh etwas über dem Vorjahresniveau (2023: 23,5 TWh). Der Ausbau der Windenergie bleibt deutlich hinter dem Plan zurück: Bis November waren Onshore 2,4 Gigawatt (GW) neu errichtet, geplant waren 7 GW. Der Ausbau der Offshore-Anlagen verlief etwas besser als in den Vorjahren.

Photovoltaik

Photovoltaik-Anlagen haben im Jahr 2024 ca. 72,2 TWh erzeugt. Davon wurden 59,8 TWh ins öffentliche Netz eingespeist und 12,4 TWh im Eigenverbrauch genutzt. Die gesamte Produktion hat sich gegenüber dem Vorjahr um ca. 10,8 TWh bzw. 18% erhöht. Ihr Anteil an der öffentlichen Nettostromerzeugung lag bei 14%. Der Photovoltaik-Ausbau übertraf auch im Jahr 2024 die Ziele der Bundesregierung: Statt der geplanten 13 GW wurden bereits bis November 13,3 GW errichtet.

Wasserkraft

Die Wasserkraft lag mit 21,7 TWh etwas über dem Niveau des Vorjahres mit 19,1 TWh. Die installierte Leistung von Laufwasseranlagen liegt bei 6,4 GW.

Biomasse

Die Biomasse trug mit 36 TWh zur Stromerzeugung bei, wobei die installierte Leistung unverändert bei 9,1 GW lag.

Insgesamt produzierten die erneuerbaren Energien im Jahr 2024 ca. 275,2 TWh Strom und liegen damit 4,4% über dem Vorjahr (267 TWh). Der Anteil der in Deutschland erzeugten erneuerbaren Energien an der Last, also dem Strommix, der tatsächlich aus der Steckdose kommt, lag bei 56% gegenüber 55,3% im Jahr 2023.

Die gesamte Nettostromerzeugung beinhaltet neben der öffentlichen Nettostromerzeugung auch die Eigenerzeugung von Industrie und Gewerbe, die hauptsächlich mit Gas erfolgt. Der Anteil der erneuerbaren Energien an der gesamten Nettostromerzeugung einschließlich der Kraftwerke der „Betriebe im verarbeitenden Gewerbe sowie im Bergbau und in der Gewinnung von Steinen und Erden” liegt bei ca. 58,6% gegenüber 2023 mit 54,7%.

CO2-Emissionen aus der Stromerzeugung von 1990 bis 2024 (Bild: Fraunhofer ISE/energy-charts.info) 

Kohlendioxidemissionen der Stromerzeugung in Deutschland

Durch den steigenden Anteil erneuerbarer Energien und den Rückgang der Kohleverstromung ist die Stromerzeugung so CO₂-arm wie nie zuvor, seit 2014 haben sich die Emissionen aus der Stromerzeugung halbiert, von 312 Mio. Tonnen auf ca. 152 Mio. Tonnen CO₂ pro Jahr. Die Kohlendioxidemissionen der deutschen Stromerzeugung lagen 58% niedriger als zu Beginn der Datenerhebung 1990.

Stromverbrauch 2024 gewachsen

Die Last im Stromnetz betrug 462 TWh und liegt damit leicht über dem Niveau des Jahres 2023 von 458 TWh. Dabei ist der Eigenverbrauch von Solarstrom auf ca. 12,4 TWh gestiegen. Dieser Eigenstromverbrauch zählt hier nicht zur Last, deutet aber auf einen insgesamt gewachsenen Stromverbrauch hin. Die Last umfasst den Stromverbrauch aus dem Netz und die Netzverluste, aber nicht den Pumpstromverbrauch und den Eigenverbrauch der konventionellen Kraftwerke.

Entwicklung der Batteriespeicher

Parallel zum Ausbau der erneuerbaren Energiequellen in Deutschland steigt auch der Bedarf an Speicherkapazität. Dezentrale Batteriespeicher sind besonders gut geeignet, um die Erzeugung von Wind- und Solarstrom zu puffern. Neue Photovoltaik-Anlagen in Privathaushalten werden meistens mit einem Heimspeicher installiert. Im Segment der Großspeicher könnte sich in den nächsten Jahren die installierte Leistung vervielfachen, wenn alle von Projektierern im Marktstammdatenregister der Bundesnetzagentur vorangemeldeten Projekte umgesetzt werden.

Die installierte Batterieleistung stieg stark auf 12,1 GW nach 8,6 GW in 2023. Die Speicherkapazität stieg auf 17,7 GWh gegenüber 2023 mit 12,7 GW. Die Leistung der deutschen Pumpspeicherwerke liegt bei rund 10 GW.

2024 erstmals ohne Kernkraft

2024 war in Deutschland das erste volle Jahr ohne Stromerzeugung aus Kernkraft seit 1962. In ihrem letzten Betriebsjahr (2023) hatten diese 6,3% der öffentlichen Stromerzeugung geliefert. Dies wurde durch die Erzeugung aus erneuerbaren Energien energetisch ersetzt.

Kohleverstromung rückläufig

Die öffentliche Nettostromerzeugung der deutschen Kohlekraftwerke geht weiter zurück: Braunkohle lieferte 71,1 TWh, das sind 8,4 Prozent weniger als im Vorjahr (77,6 TWh). Hinzu kamen 1,3 TWh für den industriellen Eigenverbrauch.

Noch stärker sank die Nettoproduktion aus Steinkohlekraftwerken. Sie lieferten 24,2 TWh (-27,6% gegenüber 2023 mit 33,4 TWh). Für den industriellen Eigenverbrauch wurde kein Steinkohlestrom genutzt.

Für historische Vergleiche muss die Bruttostromerzeugung betrachtet werden, da es erst seit 2002 Zahlen zur Nettostromerzeugung gibt. Die Bruttostromerzeugung aus Braun- und Steinkohle in Summe wird ungefähr bei 108 TWh liegen. So ein niedriges Niveau hatten wir in Deutschland zuletzt im Jahr 1957.

Erdgas zur Stromerzeugung

Die Nutzung von Erdgas zur Stromerzeugung stieg mit 48,4 TWh für die öffentliche Stromversorgung um 9,5% über das Niveau des Vorjahres. Es trug zudem 25,6 TWh zur industriellen Eigenversorgung bei.

Export und Börsenstrompreis

2023 verzeichnete Deutschland erstmals einen Importüberschuss von 9,2 TWh, was besonders an den geringeren Stromerzeugungskosten in den europäischen Nachbarländern im Sommer und den hohen Kosten der CO₂-Zertifikate lag. Der Import stieg 2024 insbesondere wegen der niedrigen Strompreise der Nachbarländer im Sommer im Saldo auf 24,9 TWh. Die wichtigsten Importländer waren Frankreich (Saldo 12,9 TWh), Dänemark (12,0 TWh), Schweiz (7,1 TWh) und Norwegen (5,8 TWh). Deutschland exportierte Strom im Saldo nach Österreich (7,4 TWh), Polen (3,5 TWh), Luxemburg (3,5 TWh) und Tschechien (2,8 TWh).

Im November und Dezember stiegen die Börsenstrompreise deutlich und die fossile Stromerzeugung wurde zeitweise rentabler als im Sommer, demzufolge fielen die Importe. Deutschland hat im Gegensatz zu seinen Nachbarländern (Österreich, Schweiz, Frankreich) auch im Winter genügend Kraftwerkskapazitäten, um Strom für den Export zu produzieren.

Der durchschnittliche volumengewichtete Day-Ahead Börsenstrompreis ging um 15,5% zurück auf 78,01 Euro/MWh bzw. 7,8 Cent/kWh (2023: 92,29 Euro/MWh bzw. 9,23 Cent/kWh). Er liegt damit auch unter dem Niveau des Jahres 2021 (93,36 Euro/MWh). Im Jahr 2022 lag der Börsenstrompreis bei 230,57 Euro/MWh die Energiekrise und die Nichtverfügbarkeit vieler Atomkraftwerke in Frankreich.

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