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Fraunhofer ISE zeigte neues Vogelschutzglas auf der Glasstec 2024

(15.11.2024) Auf der diesjährigen Glasstec, der Weltleitmesse der Glasbranche, beschäftigte sich eine gestiegene Anzahl von Ausstellern mit dem Thema Vogelschutzglas. Während der „glass technology live”-Sonderschau wurde eine Neuentwicklung des Fraunhofer-Instituts für Solare Energiesysteme (ISE) vorgestellt. Dieses neu entwickelte Vogelschutzglas, hatten im Flugtunneltest nur 4% der Vögel angeflogen. Die gleichzeitig visuelle Beeinträchtigung bei der Durchsicht von innen sei minimal.

In der Außenansicht sind die Markierungen aufgrund ihrer hellen Reflexion besonders gut zu erkennen. (links) In der Durchsicht von innen sind die semintransparenten Muster gezielt unauffällig und vor unruhigem Hintergrund kaum noch zu erkennen. (rechts) (Fotos: Fraunhofer ISE) 

Effektiver Vogelschutz durch Punktraster

Wirksamen Vogelschutz bieten z.B. Punktraster mit einem Durchmesser von 9 bis 12 mm, einem Abstand von 90 bis 100 mm und die aus metallischen Beschichtungen bestehen. Diese rufen auf schwach reflektierendem Glas helle und lichtstarke Reflexionen hervor und erzeugen starke Kontraste in den optimalen Spektralbereichen für Vögel. 

Die Forscher am Fraunhofer ISE arbeiten ebenso mit einem von außen stark reflektierenden Punktraster. Die im PVD-Verfahren (Physical Vapour Deposition) gesputterte Beschichtung weist bei Betrachtung von innen eine hohe Transparenz auf, transmittiert etwa 70% des sichtbaren Tageslichts und verursacht kaum Schattenwurf.

„Flugtunneltests”

Von Herstellern neuer Produkte wird erwartet, dass sie zum Nachweis der Eignung als Vogelschutzglas Prüfberichte nach „Flugtunneltests” vorlegen. Bisher gibt es weltweit nur zwei Institutionen, die diese Tests durchführen, was lange Wartezeiten bei der Zertifizierung neuer Produkte verursacht. Für das Fraunhofer ISE führte die Biologische Station Hohenau-Ringelsdorf in Österreich die Tests durch. 

In den Tunneln werden so genannte Wahlversuche durchgeführt: Mindestens 80 Vögel verschiedener Arten werden in den dunklen Teil des Tunnels gesetzt und fliegen instinktiv zum Licht. Die zu testende markierte Scheibe und eine klare Referenzscheibe befinden sich am hellen Ende. Die Vögel wählen, welche der Scheiben sie anfliegen, werden aber vor dem Aufprall von speziellen Netzen aufgefangen. Aus dem Anteil der Anflüge wird auf die Wirksamkeit des Vogelschutzglases geschlossen.

Bisher keine Standardisierung der Testbedingungen

Viele Hersteller, die für den internationalen Markt produzieren, sehen es als schwierig an, dass die Testbedingungen noch nicht standardisiert sind. So testet Hohenau (Hohenau-Ringelsdorf, Österreich) in Durchsicht und Reflexion, die American Bird Conservancy (ABC) nur in Durchsicht. Die ABC stuft bereits bei weniger als 30% Anflügen als „vogelfreundlich / effektiv” ein, bei Hohenau beginnt die höchste Kategorie A „sehr effektiv / uneingeschränkt empfohlen” erst bei weniger als 10% Anflügen. Die Anforderungen an die eingesetzten Produkte variieren ebenfalls je nach Region.

Um das Verfahren künftig gegebenenfalls zu vereinfachen und zu verkürzen, erarbeitet der Bundesverband Flachglas e.V. in seinem Arbeitskreis „Vogelschutzglas” derzeit ein Merkblatt mit Richtlinien für den Einsatz von Vogelschutzglas. Langfristig sollen auch Regeln definiert werden, für welche modifizierten Aufbauten einmal durchgeführte Prüfungen zukünftig anerkannt werden können und für welche nicht. 

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