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Verbände richten Notruf für den Brückenbau an die Bundesregierung

(20.6.2024) Über 4.000 Brücken allein im Bereich von Autobahnen in Deutschland sind aktuell dringend sanierungsbedürftig oder müssen neu gebaut werden. Vor diesem Hintergrund hatte der Bundesverkehrsminister auf dem 1. Brückengipfel am 10. März 2022 angekündigt, der Bund werde spätestens ab 2026 pro Jahr 400 Brückenbauprojekte durchführen, damit binnen zehn Jahren der Sanierungsstau abgearbeitet ist.

(Bild: PORR) 

Nach Ansicht mehrerer Spitzenverbände ist diese Zusage kaum einlösbar und sie wenden sich jetzt in einem gemeinsamen Notruf an die Bundesregierung.

„Wir sind weit weg von den 400 Brücken jährlich. Zudem wurden in den vergangenen Wochen zunehmend Ausschreibungen wegen Geldmangels aufgehoben und das Bauprogramm der Autobahn GmbH wird insgesamt gestreckt. Obendrein wurde bekannt, dass der Etat der Autobahn GmbH um 20% von 6,2 Mrd. Euro auf 4,9 Mrd. Euro gekürzt werden soll. Diese fahrlässige Investitionspolitik wird dazu führen, dass weitere Brücken gesperrt werden und das Straßennetz weiter verfällt” so die gemeinsame Aussage der Spitzenverbände.

Die Verbände warnen davor, die Mittel für den Autobahnbau zu kürzen. Vielmehr müssten weitere Investitionsmittel in Höhe von einer Mrd. pro Jahr bereitgestellt werden, um das Brückenmodernisierungsprogramm überhaupt ins Laufen zu bekommen und die Modernisierung der Bundesfernstraßen zu sichern.

Die Verfasser des Notrufs für den Brückenbau

  • Bundesvereinigung Mittelständischer Bauunternehmen e.V. (BVMB)
  • Hauptverband der Deutschen Bauindustrie e.V. (HDB)
  • Zentralverband Deutsches Baugewerbe e.V. (ZDB)
  • Verband Beratender Ingenieure (VBI)
  • Pro Mobilität - Initiative für Verkehrsinfrastruktur e.V.
  • DVLV – Deutscher Verband für Lärmschutz an Verkehrswegen e.V.
  • Gütegemeinschaft Stahlschutzplanken e.V. (IVS)
  • Deutscher Asphaltverband e.V. (DAV)

Befürworter des Appells

  • Allgemeiner Deutscher Automobil-Club e.V. (ADAC)
  • Bundesverband Güterkraftverkehr Logistik und Entsorgung e.V. (BGL)
  • DSLV Bundesverband Spedition und Logistik e.V.
  • BWVL Bundesverband für Eigenlogistik & Verlader e.V.

Bereits der Ausfall einer einzelnen Autobahnbrücke hat gravierende Auswirkungen für den Verkehr, die Anwohner und die Wirtschaft entlang der Ausweichrouten. So hätten dies auch die Sperrungen der Talbrücke Rahmede (A45) und der Salzbachtalbrücke zwischen Frankfurt und Wiesbaden eindrücklich belegt. Sollte die Bundesregierung keine ausreichenden finanziellen Mittel für den Bundesfernstraßenbau im aktuellen Verkehrsetat und der mittelfristigen Finanzplanung einstellen, hätte das fatale Folgen – ein Verkehrskollaps sei zu befürchten.

„Ein funktionierendes und zuverlässiges Autobahnnetz ist eine unerlässliche Grundlage für die Mobilität der Menschen und eine funktionierende Wirtschaft. Immerhin ist die Straße der Verkehrsträger Nummer 1. Als europäisches Transitland hat Deutschland darüber hinaus eine Verantwortung für die Mobilität in ganz Europa”, betonen BVMB, HDB, ZDB, VBI, Pro Mobilität, DVLV, Gütegemeinschaft Stahlschutzplanken, DAV, ADAC, BGL, DSLV und BWVL. Mehr als 1.000 Autobahn-Brückenbauwerke sind laut aktueller Übersicht des BMDV in einem „nicht ausreichenden Bauwerkszustand” und 80 Bauwerke in einem „ungenügenden Bauwerkszustand”. Die Tragfähigkeit und damit die Funktionsfähigkeit ist bei einer Vielzahl an Brücken stark beeinträchtigt. Werde das Brückenbauprogramm nicht, wie von der Bundesregierung angekündigt, umgesetzt, prophezeien die Verbände weitere Brückenausfälle, die den Verkehr über Jahre lahmlegen würden. Die Umleitungsverkehre um baufällige bzw. gesperrte Autobahnbrücken sorgen für Verkehrschaos in den Gemeinden entlang der Ausweichrouten, belasten Anwohner und Unternehmen in den Regionen, sie beanspruchen über Gebühr zudem die Verkehrswege in den Kommunen. 

Zudem sei das Brückenbauprogramm auch für die Bauwirtschaft wichtig. „Die Unternehmen haben ihre Kapazitäten aufgestockt, weil sie sich darauf verlassen haben, dass die von der Bundesregierung angekündigten Aufträge auch kommen.” Jetzt säßen die Baufirmen stattdessen in der Warteschleife, was erhebliche finanzielle Einbußen zur Folge habe. Kurzarbeit, auch im Brückenbau, könne nicht mehr ausgeschlossen werden.

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