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EZB senkt Leitzinsen - ein Schub für die Baubranche?

(6.6.2024) Die Europäische Zentralbank (EZB) hat am 6. Juni 2024 erstmals seit 2019 wieder die drei Leitzinssätze um jeweils 25 Basispunkte gesenkt. Dementsprechend werden der Zinssatz für die Hauptrefinanzierungsgeschäfte auf 4,25%, für die Spitzenrefinanzierungsfazilität auf 4,50% und für die Einlagefazilität auf 3,75% gesenkt.

Auf Grundlage einer aktualisierten Beurteilung der Inflationsaussichten, der Dynamik der zugrunde liegenden Inflation und der Stärke der geldpolitischen Transmission sei es nun angemessen, den Grad der geldpolitischen Straffung zu reduzieren, nachdem die Leitzinsen neun Monate lang unverändert geblieben waren. 

Der binnenwirtschaftliche Preisdruck ist angesichts des kräftigen Lohnwachstums insgesamt hoch. Die Inflation dürfte bis ins nächste Jahr über dem Zielwert bleiben. Die jüngsten von Fachleuten des Eurosystems erstellten Projektionen für die Gesamt- und die Kerninflation wurden für die Jahre 2024 und 2025 wurden nach oben korrigiert. Sie erwarten nun eine Gesamtinflation von durchschnittlich 2,5% für 2024, 2,2% für 2025 und 1,9% für 2026. Bei der Inflation ohne Energie und Nahrungsmittel gehen die Fachleute von durchschnittlich 2,8% für 2024, 2,2% für 2025 und 2,0% für 2026 aus. Sie erwarten einen Anstieg des Wirtschaftswachstums auf 0,9% für 2024, 1,4% für 2025 und 1,6% für 2026. Der EZB-Rat ist entschlossen, für eine zeitnahe Rückkehr der Inflation zum mittelfristigen Ziel von 2% zu sorgen. 

Bundesministerin Klara Geywitz

„Günstige Finanzierungen am Kreditmarkt sind enorm wichtig für den Wohnungsbau. Die Senkung des EZB-Leitzinses wird der Baubranche einen neuen Schub geben. Zusammen mit diesen besseren Finanzierungsbedingungen, unseren Förderprogrammen, dem starken sozialen Wohnungsbau und den Steuersenkungen für den frei finanzierten und gemeinnützigen Wohnungsbau werden die richtigen Impulse für eine starke Bauwirtschaft gesetzt.”

Mirjam Mohr, Vertriebsvorständin Interhyp Gruppe

Das Interhyp-Zinspanel erwartet in den kommenden Wochen Bauzinsen zwischen 3,5 und 4% für 10-jährige Darlehen. Eine stabile Zinslage sorge für bessere Planbarkeit und Leistbarkeit beim Immobilienkauf. Dazu Mirjam Mohr: „Unserer Meinung nach wird die Leitzinssenkung der EZB keine spürbaren Auswirkungen auf die langfristigen Kreditzinsen haben, weil die Finanzmärkte bereits bis zu drei Zinssenkungen um jeweils 0,25 Prozentpunkte in diesem Jahr eingepreist haben.” Die Zinsen für 10-jährige Immobilienkredite liegen laut Interhyp-Angebotszinsen derzeit bei 3,70% (Stand: 6.6.2024).

Oliver Kohnen, Geschäftsführer und Head of Franchise Baufi24

Für Immobilienanwärter zeigt sich, dass sich Zinsspekulation nicht lohnen. Wer zu Jahresbeginn in der Hoffnung auf weiter fallende Zinsen mit einem Haus- oder Wohnungskauf gezögert hatte, hätte eine gute Einstiegsmöglichkeit verpasst, betont Oliver Kohnen. Die Hoffnung auf die Rückkehr eines Bauzinsniveaus zwischen 1 und 2% sei illusorisch. Immobilieninteressenten sollten mit ihrem Kaufvorhaben daher nicht länger warten - die Talsohle bei den Immobilienpreisen scheint seit einigen Quartalen durchschritten.

Clemens Fuest, ifo-Präsident

Der ifo-Präsident Clemens Fuest hat die Zinssenkung der EZB begrüßt. „Der Schritt ist sinnvoll, weil sich die Inflation in Europa mittlerweile in Richtung der angestrebten zwei Prozent zurückentwickelt”, sagte er am 6. Juni 2024 in München. „Diese Zinssenkung ist an den Märkten allerdings bereits eingepreist, der Impuls für die Konjunktur wird begrenzt sein. Dass weitere Zinssenkungen bald folgen können, ist angesichts deutlich steigender Löhne und verschobener Zinssenkungen in den USA eher fraglich.”

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