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Wind- und PV-Strom haben 2022 deutlich zugelegt

(10.1.2023) Das Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme (ISE) hat für 2022 die Stromerzeugung in Deutschland ausgewertet. Das Jahr war von extremen Preisen und einem starken Wachstum bei den erneuerbaren Energien geprägt. Auch der Stromhandel mit den Nachbarländern zog an. Der Anteil der erneuerbaren Energien an der Nettostromerzeugung - d.h. am Strommix, der tatsächlich aus der Steckdose kommt - lag bei 49,6% und ihr Anteil an der Last lag bei 50,3%. Allerdings erreichte einzig die Photovoltaik die von der Bundesregierung vorgegebenen Ausbauziele und konnte ihren Beitrag zur Stromerzeugung um 19% steigern.

Größter PV-Zubau seit 2013

Die deutschen Photovoltaikanlagen erzeugten 2022 etwa 58 TWh, wovon ca. 53 TWh ins öffentliche Netz eingespeist und 5 TWh selbst verbraucht wurden. Der Zubau von EEG-Anlagen mit 6,1 Gigawatt erhöhte die installierte Leistung auf ca. 66 Gigawatt (Stand November). Dies war der höchste Photovoltaik-Zubau seit 2013. Dank des Zubaus und des sonnigen Wetters stieg die Solarstromerzeugung um 19 Prozent gegenüber 2021. Von April bis August und im Oktober war die monatliche Stromerzeugung von Photovoltaik-Anlagen höher als die von Steinkohlekraftwerken und von März bis September höher als die von Gaskraftwerken.

Sehr schwacher Windkraft-Zubau

Für Wind onshore war 2022 ein durchschnittliches Jahr, Wind offshore war eher unterdurchschnittlich. Wind on- und offshore produzierten gleichwohl zusammen ca. 123 TWh - nach 112 TWh in 2021. Damit war Windkraft die Energiequelle mit dem größten Anteil an erzeugtem Strom, gefolgt von ...

  • Braunkohle,
  • Solar,
  • Steinkohle,
  • Erdgas,
  • Biomasse,
  • Kernkraft und
  • Wasserkraft.

Der Anteil der Onshore-Windstromproduktion betrug ca. 99 TWh und die Offshore- Produktion ca. 25 TWh, wovon ca. 21 TWh in der Nordsee und 4 TWh in der Ostsee erzeugt wurden. Der Zubau von Wind sowohl onshore als auch offshore war erneut sehr schwach: Ende November 2022 lag die installierte Leistung von Onshore-Wind bei 58 GW (plus 2,1 GW gegenüber 2021) und von Offshore- Wind bei 8,1 GW (plus 0,3 GW).

Gemeinsam produzierten Solar- und Windenergieanlagen im Jahr 2022 ca. 181 TWh - ca.21 TWh mehr als 2021.

Die Wasserkraft lag aufgrund des heißen und trockenen Sommers in der Erzeugung mit 16 TWh deutlich unter dem Wert von 2021 (19 TWh). Die Biomasse lag mit 42,2 TWh leicht über dem Wert des Vorjahres. Die installierte Leistung hat sich kaum verändert.

In Summe


  

... produzierten die erneuerbaren Energiequellen 2022 ca. 244 TWh und damit etwa 7,4% mehr als im Vorjahr (227 TWh). Ihr Anteil an der öffentlichen Nettostromerzeugung stieg auf 49,6 Prozent (2021: 45,6 Prozent) und ihr Anteil an der Last lag bei 50,3 Prozent.

Die gesamte Nettostromerzeugung beinhaltet neben der öffentlichen Nettostromerzeugung auch die Eigenerzeugung von Industrie- und Gewerbebetrieben, die hauptsächlich mit Gas erfolgt. Der Anteil der Erneuerbaren Energien an der gesamten Nettostromerzeugung einschließlich der Kraftwerke der „Betriebe im verarbeitenden Gewerbe sowie im Bergbau und in der Gewinnung von Steinen und Erden“ liegt bei ca. 44,5%.

Die Last im Stromnetz betrug 484 TWh. Das sind ca. 20 TWh weniger als 2021. Aufgrund der hohen Strompreise und der höheren Temperaturen wurde wohl deutlich Strom eingespart. Die Last beinhaltet den Stromverbrauch und die Netzverluste, aber nicht den Pumpstromverbrauch und den Eigenverbrauch der konventionellen Kraftwerke.

Comeback der Kohleverstromung

Der Angriff Russlands auf die Ukraine im Februar 2022 führte zu starken Verwerfungen an den Energiemärkten und einem Einbruch der Erdgasimporte aus Russland. In Europa führte dies in Kombination mit einem Ausfall der Hälfte des französischen Atom­kraft­werk-Parks zu hohen Strompreisen.

Kompensiert wurde dieser Mangel teilweise durch einen Anstieg der Kohleverstromung, die nach einem seit 2013 rückläufigen Trend nun das dritte Jahr in Folge stieg. Die Braunkohle stieg auf 107 TWh (2021: 99 TWh), die Steinkohle auf 56 TWh (2021: 47 TWh). Die Nutzung von Erdgas zur Stromerzeugung sank dagegen von 52 TWh auf 47 TWh.

Durch die Abschaltung der drei AKW Grohnde, Gundremmingen C und Brokdorf sank die Erzeugung aus Kernkraft um 50 Prozent von 65 TWh auf 33 TWh.

Exportüberschuss und Börsenstrompreis stark gestiegen

2022 wurde beim Stromhandel (geplant bzw. terminiert) ein Exportüberschuss von ca. 26 TWh erzielt. Das sind 9 TWh mehr als 2021. Der Großteil der Exporte floss nach Österreich (16,0 TWh) und Frankreich (15,3 TWh), gefolgt von der Schweiz (6,6 TWh) und Luxemburg (3,9 TWh).

Deutschland importierte Strom aus Dänemark (10,3 TWh), aus Norwegen (3,7 TWh ) und aus Schweden (3,1 TWh).

Der durchschnittliche volumengewichtete Day-Ahead Börsenstrompreis lag bei 230,58 €/MWh bzw. 23,058 Cent/kWh. Das ist ungefähr 2,5-mal so viel wie 2021 (93,35 €/MWh) und 6,3-mal so viel wie 2019 (36,65 €/MWh). Aufgrund der Corona-Pandemie sollte das Jahr 2020 nicht für Vergleiche genutzt werden.

Die Auswertung basiert auf der Datenplattform Energy-Charts.

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