„Das war ein Schuss in den Ofen“: ZDB fordert Korrektur bei Wohnimmobilien-Kreditrichtline
(24.7.2016) Ziel der Wohnimmobilien-Kreditrichtline ist es / war es, dass die Finanzierer verstärkt darauf zu achten haben, dass der Kunde den Kredit auch über die gesamte Laufzeit zurückzahlen kann. Das ist aber insbesondere für junge Familien ein Problem, deren Lebensplanung noch nicht abgeschlossen ist. Sie haben damit geringere Chancen, Wohneigentum zu bilden, was wiederum angesichts der zu erwartenden niedrigen Renten unglücklich ist. Denn gerade Wohneigentum beugt Altersarmut vor. Darüber hinaus wird es älteren Menschen schwerer gemacht, Kredite z.B. für Sanierungsmaßnahmen am eigenen Haus zu erhalten.
Auch der zweite Aspekt der Richtlinie, dass Banken den Wert der Immobilie nicht berücksichtigen dürfen, führt zu erheblichen Restriktionen bei den Kreditvergaben.
Vier Monate nach Inkrafttreten der Immobilienkredit-Richtlinie, zieht ZDB-Hauptgeschäftsführer Felix Pakleppa deshalb ein negatives Fazit: „Die Bundesregierung ist bei der Umsetzung der sogenannten Immobilien-Kreditrichtlinie über das Ziel hinaus geschossen. Die Richtlinie ist erst seit vier Monaten in Kraft, ihre negative Wirkung zeigt sich schon heute. Junge Familien und ältere Menschen werden vermehrt von Krediten ausgeschlossen. Das war ein Schuss in den Ofen!“ Die Richtlinie sei vor dem Hintergrund der Finanzkrise und der Immobilienblase vor allem in Spanien zu sehen. Im Deutschland bestehe diese Gefahr angesichts von mehr als 400.000 fehlender Wohnungen pro Jahr aber nicht.
„Unsere Unternehmen berichten uns vermehrt von Fällen, in denen Baumaßnahmen geplatzt sind, weil Banken die Kredite nicht gewährten. Das passt überhaupt nicht zu den Zielen der Energiewende, denn es muss ja mehr saniert werden und nicht weniger. Und wir brauchen mehr Wohnungsneubau und nicht weniger," so Pakleppa.
Zur Erinnerung: Die ursprüngliche EU-Richtlinie hatte vorgesehen, dass die verschärften Regelungen nicht bei Kreditverträgen gelten sollen, die zum Bau oder zur Renovierung der Wohnimmobilie dienen. „Diesen Halbsatz hat die Bundesregierung bei der Umsetzung der EU-Richtlinie in nationales Recht unterschlagen und die jetzige Situation ausgelöst. Unsere Nachbarn in Österreich waren schlauer. Sie haben genau diesen Satz übernommen,“ kritisiert Pakleppa die Bundesregierung und fordert daher die Bundesregierung auf, die Immobilienkreditrichtlinie entsprechend zu ändern: „Das kann kein großer Aufwand sein. In Zeiten, in denen die EZB immer mehr Geld in den Markt pumpt und Negativzinsen die Banken zu verstärkter Kreditvergabe animieren sollen, passiert genau das Gegenteil: Steigende Eigenkapitalforderungen, mehr Dokumentation und Sicherheiten in Folge von Basel III und nun auch noch Haftungsrisiken bei fehlerhafter Beratung - alles Faktoren, die die Kreditvergabe einschränken.“
siehe auch für zusätzliche Informationen:
- Wohnimmobilienkreditrichtlinie soll geändert werden (29.1.2017)
- Deutscher Immobilienfinanzierungsindex (DIFI) auf niedrigstem Stand seit vier Jahren (18.12.2016)
- Junge Kunden haben kein Problem mit der Wohnimmobilienkreditrichtlinie (WIKR), ältere schon (18.12.2016)
- Städte wollen sich für den Wohnungsbau mehr engagieren (5.12.2016)
- Interhyp-Bauzins-Trendbarometer erwartet 2017 steigende Zinsen (5.12.2016)
- weitere Details...
ausgewählte weitere Meldungen:
- Wohneigentumsquote stagniert trotz günstiger Rahmenbedingungen (18.7.2016)
- RWI: Anzeichen für Immobilienpreisblase bei Wohnhäusern mehren sich (17.7.2016)
- Postbank Studie: Relativ die meisten Neubauwohnungen gibt es in Münster, Potsdam und München (17.7.2016)
- Brexit: Makler erwarten verstärkte Nachfrage nach deutschen Immobilien aus dem Ausland (3.7.2016)
- Koalitionspartner fahren Förderung des Mietwohnungsbaus gegen die Wand (5.7.2016)
- Zinsen für Immobilienkredite wieder nahe dem Rekordtief (7.2.2016)
- Gesetzentwurf zur Neuregelung der Immobilienfinanzierung (20.9.2015)
- Es lebe der Festzins: Wohnimmobilienkreditrichtlinie in Brüssel auf der Zielgeraden (11.6.2012)
siehe zudem:
- Baufinanzierung und Immobilien auf Baulinks