Bildungslandschaften: Wenn Stadtplanung auf Bildung trifft
(25.5.2015) Politik, Verwaltung und Praxis erhoffen sich positive Effekte von „Bildungslandschaften“. Ein neues Forschungsprojekt der Uni Siegen und der TU Berlin überprüft diese Schnittfelder von Stadtentwicklung und Bildungspolitik/-praxis.
Wenn in Deutschland eine Schule zu einer Ganztagsschule erweitert wird, planen viele Städte direkt die Kooperation ein - wie z.B. mit einer Jugendeinrichtung, einer Bibliothek oder einer Gartenanlage inklusive Ruhemöglichkeiten. So entsteht eine Bildungslandschaft, eine Schnittstelle zwischen Bildung und Stadtentwicklung. Von Bildungslandschaften erhoffen sich Politik, Verwaltung und Praxis viele positive Effekte, beispielsweise eine bruchlose Bildungsbiographie für junge Menschen. Aber welche Effekte genau sind erwartbar? Das erheben Forscherinnen und Forscher der Universität Siegen und der TU Berlin in einem neuen Forschungsprojekt.
Das Projekt „Lokale Bildungslandschaften und Stadtentwicklung. Schnittstellen & Verflechtungen“ ist interdisziplinär angelegt. „Die Besonderheit ist, dass hier Grundlagenforschung von unterschiedlichsten Disziplinen gestaltet wird“, erklärt Prof. Dr. Thomas Coelen vom Siegener Zentrum für sozialwissenschaftliche Erziehungs- und Bildungsforschung (SiZe). Stadtplaner und Erziehungswissenschaftler arbeiten zusammen, um mögliche Effekte bei der Kombination von Bildung und Stadtentwicklung zu erörtern. Forschungspartner ist Prof. Dr.-Ing. Angela Million (Fachgebiet Städtebau und Siedlungswesen) vom Institut für Stadt- und Regionalplanung der TU Berlin.
- An der Universität Siegen sind in der Fakultät II mit Erziehungswissenschaften und Architektur unterschiedliche Fachgebiete verbunden. „Dieses Thema ist durch die Mischung unserer Fakultät entstanden, es ist deshalb auch ein wichtiges hochschulinternes Signal“, sagt Prof. Coelen.
- „Wir untersuchen, was sich die Akteure aus Politik, Verwaltung und Praxis davon versprechen, Bildungslandschaften zu gestalten. Es geht darum, was die Stadt der Zukunft schon heute braucht“, sagt Prof. Million.
Bildungspolitik und Stadtentwicklungspolitik werden auf drei Ebenen beleuchtet: Bund, Länder und Kommunen. Auf der Kommunalebene werden acht Standorte durch konkrete Fallstudien untersucht. Die Erweiterung einer Kita, der Umbau eines Jugendzentrums, die neue Ganztagesschule – das Projekt analysiert systematisch und empirisch die Verflechtungen zwischen Bildung, Sozialer Arbeit und Stadtentwicklung.
Im Projekt geht es zum einen um die inhaltlichen und räumlichen Schnittstellen und Verflechtungen. Zum anderen aber auch um die Erwartungen, die Entscheider bei der Entwicklung von Bildungslandschaften haben. „Wie stellen sich die Akteure in Politik, Verwaltung und Praxis die Zusammenarbeit vor, was versprechen sie sich davon – lokal und bundesweit? Der Bau oder die Erweiterung einer Kita im städtischen Kontext bewirkt etwas. Diese Effekte möchten wir untersuchen, aber auch die Motive, warum diese Schnittstellen geschaffen werden“, erklärt Prof. Million. Dazu werden beispielsweise in den Städten Gespräche mit dem Bauamt und dem Jugendamt geführt, um Motive und Erwartungen zu systematisieren.
Das Ziel ist eine neue, interdisziplinäre Betrachtung von Bildung und Stadtentwicklung. Positive Zusammenhänge werden von der Gesellschaft erwartet, der Stadtraum hat sich als eine wichtige Dimension von Bildung etabliert. Diese positiven Zusammenhänge zwischen Bildung und Stadtentwicklung sind bisher allerdings nicht belegt, sie sollen nun rekonstruiert und im Kontext analysiert werden.
siehe auch für zusätzliche Informationen:
- Siegener Zentrum für sozialwissenschaftliche Erziehungs- und Bildungsforschung (SiZe)
- Fachgebiet Städtebau und Siedlungswesen vom Institut für Stadt- und Regionalplanung der TU Berlin
- „Entwurfsatlas Schulen und Kindergärten“ in 3. Auflage und Neuerscheinung „Schulen bauen“ (20.9.2015)
- „Timeless City Architecture“ über die Verwertbarkeit historischer Stadtarchitektur-Vorbilder (12.7.2015)
- Potenziale von Kleinstädten in peripheren Lagen - ein ExWoSt-Forschungsfeld (28.6.2015)
- Messe SCHULBAU erstmals in München am 11. und 12. November 2015 (28.6.2015)
- Metropolitan Solutions 2015 lockte rund 4.000 Besucher aus der ganzen Welt nach Berlin (25.5.2015)
- weitere Details...
ausgewählte weitere Meldungen:
- Stadtentwicklung : Bundesregierung soll sich hinsichtlich Habitat III positionieren (29.3.2015)
- TÜV und Sentinel Haus: „Gesunder Lebensraum Schule“ zur Raumluftqualität in Klassenzimmern (29.3.2015)
- Stadtplanung - aus der Reihe „Handbuch und Planungshilfe“ von DOM publishers (22.3.2015)
- INKAR: Neuer Online-Atlas veranschaulicht Lebenslagen in Deutschland und Europa (16.3.2015)
- Nationale Plattform Zukunftsstadt stellt Forschungs- und Innovationsagenda vor (23.2.2015)
- 139 Seiten energetische Stadtraumtypen (Herausgeber u.a. Manfred Hegger) (23.11.2014)
- Jahrbuch StadtRegion 2013/14 mit dem Schwerpunktthema „Urbane Peripherie“ (3.11.2014)
- Bewirkt räumliche Nähe in gemischten Quartieren auch soziale Nähe? (26.10.2014)
- Studie identifiziert fünf Megatrends bei sozialen Innovationen und ihren Marktpotenzialen (19.10.2014)
- „Urban Emotions“: Methoden, um Emotionen in die Stadtplanung einbeziehen zu können (15.9.2014)
- Architekturpreis Beton 2014 für Grundschule am Arnulfpark, München (3.6.2014)
- Größte Schule Frankreichs in Holzbauweise steht in Limeil-Brévannes (14.8.2013)
- Sammelband: „Raum für Bildung - Ästhetik und Architektur von Lern- und Lebensorten“ (29.1.2013)
siehe zudem:
Schulbau, Stadtplanung, öffentliche Hand und Schulbau bei Baulinks