Bauindustrie: „Wohnungsneubau bleibt hinter dem mittelfristigen Bedarf zurück“
Bericht von der Jahrespressekonferenz des Hauptverbandes der Deutschen Bauindustrie anlässlich des „Tages der Deutschen Bauindustrie“ am 21.5.
(20.5.2015) Die deutsche Bauindustrie geht nicht davon aus, dass der Mangel an Wohnungen in den Ballungszentren kurzfristig beseitigt werden kann. Denn dann müssten laut Prof. Thomas Bauer, Präsident des Hauptverbandes der Deutschen Bauindustrie, bis 2020 im Jahresdurchschnitt etwa 300.000 neue Wohnungen an den Markt gebracht werden, um den steigenden Wohnungsbedarf aufgrund von anhaltender Zuwanderung und dem Wandel hin zu immer kleineren Haushalten gerecht zu werden. Die aktuellen Fertigstellungszahlen von 240.000 für 2014 (nicht zu verwechseln mit den 284.900 gemeldeten Wohnungsbaugenehmigungen!) und voraussichtlich 255.000 für 2015 blieben hinter diesem Bedarf deutlich zurück.
Da die Zuwanderung sich vorrangig auf die Ballungszentren konzentriere, erwartet Bauer dort die größten Engpässe. Im Jahre 2014 seien zwar in zehn deutschen Großstädten 10.500 Wohnungen mehr genehmigt worden als im Vorjahr; dieser Anstieg von gut 32%, in Berlin sogar von 78% und in Köln von 50%, reiche jedoch noch nicht aus, um den Bedarf zu decken - vergleiche u.a. mit Baulinks-Beitrag „23% mehr Baugenehmigungen für Geschosswohnungsbauten in Großstädten“ vom 12.4.2015.
Regulierungsrahmen auf den Prüfstand
Gleichzeitig gelte es aber auch, Wohnraum zu schaffen, der für die zumeist weniger zahlungskräftigen Zuwanderer auch bezahlbar sei, erklärte Bauer. Dies gehe jedoch nicht, ohne den gesamten staatlichen Regulierungsrahmen, unter dem Wohnungsbau heute stattfinde, auf den Prüfstand zu stellen. Bauer forderte in diesem Zusammenhang ...
- den Verzicht auf weitere Verschärfung der Energieeinsparverordnung (EnEV), die allein für einen Fünftel der Kostensteigerung der vergangenen fünfzehn Jahre verantwortlich gewesen sei,
- mehr Augenmaß im Umweltschutz und im Bodenschutz, die in den vergangenen Jahren durch die Forderung nach Ausgleichsflächen und Auflagen für die Wiederverwertung von Bodenaushub die Erschließungskosten für Bauland in die Höhe getrieben hätten .
- höhere Abschreibungssätze für Investitionsvorhaben in Gebieten mit besonderem Wohnungsbedarf an - z.B. da, wo die Mietpreisbremse gelten solle.
Wohnungs- und Bauwirtschaft müssten aber auch ihren eigenen Beitrag zur Kostendämpfung im Wohnungsbau leisten, erklärte Bauer. Bauer sieht hier Optimierungspotenziale in der Digitalisierung der Bauprozesse, damit auch Wohngebäude zukünftig schneller termin- und auch kostensicherer gebaut werden könnten. Der diesjährige Tag der Deutschen Bauindustrie stehe deshalb ganz bewusst unter der Überschrift „Bauen 4.0 - Neuen Ideen Raum geben“. Darüber hinaus regt Bauer die Rückbesinnung auf die Vorteile des seriellen Wohnungsbaus an, ohne allerdings die „Bausünden“ des Plattenbaus zu wiederholen. All diese Probleme könnten Politik, Wohnungswirtschaft und Bauwirtschaft allerdings nur in einer gemeinsamen Kraftanstrengung bewältigen. Die Bauindustrie begrüße deshalb, dass Bundesbauministerin Dr. Barbara Hendricks ein „Bündnis für bezahlbares Wohnen und Bauen“ ins Leben gerufen habe.
siehe auch für zusätzliche Informationen:
- 2,6% mehr genehmigte Wohnungen im 1. Halbjahr 2015 reichen IVD und GdW nicht (23.8.2015)
- „Markt für Wohnimmobilien 2015“ sieht leichte Entspannung auf dem Wohnungsmarkt (31.5.2015)
- Sind 1,5% mehr genehmigte Wohnungen im 1. Quartal 2015 genug? (25.5.2015)
- Bauindustrie erwartet für 2015 nominal 2% bzw. real 1% Umsatzwachstum (20.5.2015)
- weitere Details...
ausgewählte weitere Meldungen:
- Mangelnde Kontrolle bei Ausgleichsflächen für Baumaßnahmen (Bauletter vom 18.5.2015)
- Bevölkerungs-und Wohnungsmarktprognose von Bauministerium und BBSR vorgestellt (10.5.2015)
- Energieeffizienzfonds zur Finanzierung energetischer Gebäudesanierungen? (10.5.2015)
- Studie „Kostentreiber für den Wohnungsbau“ von 7 Bau- und Immobilienverbänden (26.4.2015)
- 23% mehr Baugenehmigungen für Geschosswohnungsbauten in Großstädten (12.4.2015)
- Höhere Afa, bessere Rahmenbedingungen, geförderte Gebäudesanierung ... fordert Bauwirtschaft (15.3.2015)
- 284.900 Wohnungsbaugenehmigungen im Jahr 2014 entsprechen einem Plus von 5,4% (17.3.2015)
- Anteil der Single-Haushalte liegt bei 37% (25.2.2015)
- Aus „Bauen Digital“ wurde „planen-bauen 4.0“ (22.2.2015)
- DGfM stellt neue Studien vor und fordert 300.000 neue Wohneinheiten jährlich (15.2.2015)
- Baukostensenkungskommission zentrales Element beim Bündnis für bezahlbares Wohnen und Bauen (13.7.2014)
siehe zudem:
- Baukonjunktur und Baubranche auf Baulinks