Identitätsstiftendes Bürogebäude geplant nach dem Vorbild eines menschlichen Brustkorbs
(12.12.2014) Bei MedXpert dreht sich fast alles um den Brustkorb – insbesondere um die Korrektur des Thorax-Knochengerüsts. Vor diesem Hintergrund entwarfen A Plus Architekten das neue Firmengebäude des Medizintechnik-Unternehmens im Gewerbepark Breisgau (siehe HERE und/oder Google-Maps) nach dem Vorbild des menschlichen Brustkorbs:
- Zwei kurze Gebäudeflügel zweigen im Winkel von 45 Grad von der kompakten Bauform ab, und nach oben hin verjüngt sich das abgerundete Gebäude.
- Die fugenlos und flächig wirkende Glasfassade wird unterbrochen durch schmale, hell abgesetzte Fassadenbänder aus Aluminiumblech - wie drei Rippen, die den Brustkorb umschließen.
- Das Treppenhaus auf der Rückseite hebt sich als gesondertes Bauteil farblich und gestalterisch hervor und symbolisiert das Rückgrat:
„Wir wollten dem Gebäude eine eigene Identität geben, und zwar eine, die angelehnt ist an MedXpert“, erklärt Frank Rosenkranz, der verantwortliche Architekt von A Plus Architekten seine Herangehensweise. „Gleichzeitig wollten wir nachhaltig bauen - eine Umgebung schaffen, in der sich die Mitarbeiter wohlfühlen, den Energieverbrauch niedrig halten und gesunde Baustoffe verwenden. Auch eine spätere Erweiterung ist im Masterplan berücksichtigt.“
Kompakter Baukörper, filigrane Fassade
Entstanden ist ein Verwaltungs- und Schulungsgebäude mit einer Nutzfläche von insgesamt 1.343 m². Es erstreckt sich über zwei Vollgeschosse mit einer Geschosshöhe von 4,20 Metern, darüber liegt ein zurückgesetztes Attikageschoss mit einem Flachdach. Das etwa 40 m lange und 14 m breite Gebäude besitzt ein Stahlbeton-Skelett mit massiven, aussteifenden Wandscheiben sowie Verbunddecken und steht auf einer Stahlbetonbodenplatte. Umschlossen wird es von einer filigranen Aluminium-Pfosten-Riegel-Fassade. Für die Planung und den Bau der Fassade wurde Freyler Metallbau hinzugezogen.
„Da der Architekt uns nach der Ausschreibung bereits in einer sehr frühen Planungsphase einbezogen hat, konnten wir gemeinsam sehr schöne Detaillösungen entwickeln. Er hatte die Idee und das Entwurfskonzept im Blick, wir die technische Umsetzbarkeit“, erklärt Stefan Gauss, Geschäftsbereichsleiter der Freyler Metallbau GmbH, den Vorteil einer frühzeitigen Zusammenarbeit, durch die sehr frühzeitig eine genaue Kostenkalkulation möglich wurde.
Die gläserne Gebäudehülle sollte möglichst flächig und fugenlos erscheinen. Bei der segmentierten Pfosten-Riegel-Fassade wurde daher bewusst auf Fensterflügel sowie auf einen außenliegenden Sonnenschutz verzichtet. Realisiert wurde dies mit den Profilen Raico Therm+ 56 A-I. Die Blecheinfassungen der Deckenstirn heben sich deutlich von der Glasfassade ab und erscheinen wie die einzelnen Rippen des Brustkorbs. Besonders filigran sind auch die Glasgeländer der Terrassen, sie folgen dem segmentierten Fassadenverlauf.
Leistungsstarke Dreifachverglasung
Insgesamt 1.055 m² Fensterfläche hat Freyler in der Fassade verbaut. Die Dreifachverglasung ist mit einem U-Wert von 0,60 W/m²K angegeben. Die gesamte Fassade ist wärmebrückenfrei erstellt und soll einen Uw-Wert von ca. 0,8 W/m²K aufweisen.
Auf der Rückseite des Gebäudes ist die Pfosten-Riegel-Konstruktion des „Rückgrats“ bzw. des Treppenhauses mit Lamellenfenstern versehen, um das Gebäude in der Nacht mit kühler, frischer Luft zu versorgen. Zugleich dient es der Entrauchung im Brandfall. Sowohl das Treppenhaus, als auch das Eingangsportal sind mit markanten blauen Aluminium-Blecheinfassungen versehen.
Individueller Blendschutz
Für den Blendschutz im Inneren sorgt eine individuelle Bedruckung: „Gemeinsam mit Freyler haben wir diese Idee entwickelt, um die Optik der fugenlosen Fassade nicht durch einen außenliegenden Sonnenschutz zu stören“, freut sich Architekt Frank Rosenkranz. Die mittlere der drei Scheiben wurde mit einem streifigen Siebdruck versehen, der ab einer Höhe von 2 Metern mit dünnen Streifen beginnt, die nach oben hin dicker werden und schließlich ineinander übergehen:
Die fertig zugeschnittenen Fassadenprofile der Pfosten-Riegel-Konstruktion führte Freyler auf der Baustelle mit der Verglasung innerhalb von 4 Monaten zu einer harmonischen Fassade zusammen.
Nachhaltig auch dank moderner Gebäudetechnik
Die Innenarchitektur ist puristisch reduziert, Sichtbetonflächen, Schwarz und Weiß dominieren das Ambiente. Eine hohe Raumluftgüte versprechen die kontrollierte Be- und Entlüftung über Bodenkanäle sowie eine geregelte Nachtlüftung. Zur Heizung und Kühlung ist eine reversible Luft-Wasser-Wärmepumpe installiert, die in Kombination mit einer Fußbodenheizung und Betonkernaktivierung in Wänden und Decken sommers wie winters für angenehme Raumtemperaturen erwarten lässt. Über Nacht und am Wochenende gibt es eine automatische Temperaturabsenkung.
Auch die tageslicht- und präsenzabhängige Beleuchtung über ein KNX/EIB System beeinflusst die Energiebilanz des Gebäudes positiv. Insbesondere die Werte für Beleuchtung, Heizung und Luftaufbereitung sollen deutlich unter denen des EnEV Referenzgebäudes liegen. So ist der Primärenergiebedarf mit 181,69 kWh/m²a angegeben, der Endenergiebedarf mit 104,28 kWh/m²a. Der Neubau verbraucht im Jahr etwa 73.671 kWh weniger als sein Referenzbau nach EnEV 2009, das bedeutet eine deutliche Entlastung der Umwelt und Reduzierung der Energiekosten. Bei angenommenen 0,25 Euro pro kWh macht dies fast 18.000 Euro im Jahr aus.
siehe auch für zusätzliche Informationen:
- Gewerbebau à la Freyler in Freiburgs Null-Emissions-Gewerbegebiet (16.9.2017)
- Eyecatcher Fassade und Eingangsportal (24.11.2016)
- Auswirkungen der Hybridbauweise auf Projektierung und Projektabwicklung (11.11.2015)
- Filigrane Glasarchitektur und Sichtbeton im kongenialen Zusammenspiel (5.6.2015)
- ibuilding: Bedarfsgerechtes Realisierungskonzept für Büro- und Verwaltungsimmobilien (12.12.2014)
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- Bürobauten - Handbuch und Planungshilfen (10.12.2012)
siehe zudem:
- Gewerbebau im Fertigbau-Magazin von Baulinks