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Roto: nur optimistisch hinsichtlich der eigenen Firmenkonjunktur 2014 und 2015


Dr. Eckhard Keill
  

(21.11.2014) „Wir sind 2014 bei allen Prämissen im Plan.“ Auf diese Kurzformel brachte der Vorstand der Roto Frank AG die Unternehmenssituation während des 9. Internationalen Fach­pressetages in Venedig. Dieser Erfolg sei umso höher zu be­werten, als aus dem von Anfang an erwarteten „schwierigen“ tatsächlich ein „schwaches Marktjahr“ wurde. Real stünden überwiegend Rückgänge zu Buche. Die skeptische Prognose: „Daran ändert sich auch 2015 nichts.“ Der Bauzulieferer selbst strebt an, erneut besser abzuschneiden als Märkte und Wett­bewerber.

Korrekturen nach unten

„Als wir vor einem Jahr für 2014 bestenfalls Seitwärtsbewe­gungen der Märkte vorhersagten, handelten wir uns den Vor­wurf ein, zu pessimistisch zu sein. Heute wissen wir, dass wir sogar zu optimistisch waren“, betonte Dr. Eckhard Keill gleich zu Beginn. Nach Aussa­ge des Vorstandsvorsitzenden rutschen die meisten relevanten Märkte kräftig ins Mi­nus. Daran gemessen, könne die Roto-Gruppe ihre positive Firmenkonjunktur fortset­zen und ihre wirtschaftliche Stabilität festigen. Zu verdanken sei das u.a. der strikten Kundennutzen-Orientierung und der Fähigkeit, mit „german made“-Tugenden global zu punkten.

Weltwirtschaftlich sei 2014 nicht zuletzt aufgrund der zahlreichen politischen Krisen ein Jahr der nach unten korrigierten Prognosen:

  • China weise mit gut 7% das niedrigste Wachstum seit 25 Jahren aus,
  • Europa „dümple vor sich hin“,
  • die Wirtschaft in Russland leide zudem unter den wegen des Ukraine-Konfliktes verhängten Sanktionen.
  • Als „einzigen Lichtblick“ identifizierte Keill den Aufschwung in Nordamerika.

 „soziale Geschenke nicht gut für Deutschland“

Kritische Worte fand der Roto-Chef für die Entwicklung in Deutschland. Das sich für 2014 und 2015 abzeichnende deutlich schwächere Wachstum sei nicht zuletzt „haus­gemacht“. Immer mehr zeige sich, dass der „Wohlfühlkurs“ der Bundesregierung in die falsche Richtung führe. Das Verteilen „sozialer Geschenke“ gehe erkennbar zu Lasten dringender Investitionen in die oft marode Infrastruktur oder die dringend nötige ener­getische Sanierung.

Erhebliche Zweifel hinsichtlich Europa

Mit Blick auf die europäische Bauwirtschaft gebe es ebenfalls keinen Grund zur Eu­phorie. Zwar steige das gesamte Bauvolumen in den 19 Euroconstruct-Ländern den Schätzungen zufolge bis 2016 wieder an, liege aber dann immer noch unter dem Ni­veau von 1998. Für das moderate Wachstum solle in erster Line der von starken län­derspezifischen Unterschieden geprägte Wohnungsbau sorgen. Im Ranking der For­schungsinstitute bildeten Irland, Großbritannien, Ungarn und Polen die Spitzengruppe, während u.a. Belgien, Dänemark, Deutschland und die Schweiz zum Mittelfeld gehör­ten. Schlusslichter seien mit durchweg sinkenden Wohnungsbau-Zahlen Finnland, Frankreich, Norwegen, Spanien und Tschechien - siehe dazu auch Baulinks-Beitrag „Deutsche und europäische Bauwirtschaft bis 2016 - aus Sicht des ifo Instituts und Euroconstruct“ vom 20.10.2014.

An dem der deutschen Bauwirtschaft von den Instituten attestierten stabilen Wachs­tumspfad meldete Keill „erhebliche Zweifel“ an. Das gelte insbesondere für den domi­nanten Sektor „Sanierung/Renovierung“. Gerade dieser hänge entscheidend von dem Verbrauchervertrauen ab. Das jedoch breche nach den Erhebungen der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) seit Mitte des Jahres mit einem Minus von 42 Punkten dra­matisch ein. Deshalb sei zu befürchten, dass die vermuteten Nachfragestützen wie die stabile Beschäftigung und das niedrige Zinsniveau schnell brüchig würden. Keill: „Wieder einmal zeigt sich, dass die Praxis die Theorie widerlegt.“

Langsam realistisch

Für die Fenster- und Türenmärkte konstatierte der Vorstandsvorsitzende tendenziell stärkere Marktrückgänge als vor einem Jahr erwartet. Für Roto besonders relevante Beispiele seien China, Russland und Deutschland. Zu den wenigen positiven Ausnah­men zähle Nord-, Mittel- und Südamerika. Eine Trendwende für 2015 sehe man nicht. Stattdessen rechnet der Bauzulieferer damit, dass es in einer Größenordnung von 5 bis 7% insgesamt weiter abwärts geht. Außerdem blieben einige Märkte „wahre Wun­dertüten“.


  

In Deutschland nähern sich die korrigierten Verbandsprogno­sen „langsam der Realität an“, meinte Keill. Er wies ausdrück­lich darauf hin, dass sich die publizierten Wachstumszahlen auf verbaute Fenster und Türen beziehen und damit die stark zunehmenden Importe einschließen. Die Konsequenz sei, dass der inländische Herstellermarkt nach Auffassung von Roto 2014 um 6 bis 8% sinke. Vor diesem Hintergrund stufe man auch die günstigen offiziellen Einschätzungen für 2015, die von einem Mengenanstieg bei Fenstern um 3% und bei Außentüren um 3,6% ausgingen, als „eindeutig zu hoch“ ein - siehe Beitrag „Fenster- und Türenbranche reduziert Prognose für 2014“ vom 29.10.2014.

Alles in allem laute für die Roto-Gruppe die entscheidende Frage: Wie verläuft die eigene Entwicklung im Vergleich zur Marktentwicklung? Klare Antwort von Keill: „Wir sind gut, wenn wir besser sind.“

Guter Beginn, schlechter Verlauf


Michael Stangier
  

Status und Perspektiven des Unternehmens schilderte Micha­el Stangier. Der Finanzvorstand erinnerte zunächst an die Ausgangsbasis. Danach erreichte der Gruppenumsatz 2013 mit 658 Mio. Euro ein „Allzeit-Hoch“, während die relevanten Märkte um durchschnittlich 8% rückläufig gewesen seien. Die daraus resultierende „positive Firmenkonjunktur“ war, wie es hieß, auch die zentrale Vorgabe für 2014. Sie werde mit „gro­ßer Wahrscheinlichkeit“ voll erfüllt.

Für die Division Fenster- und Türtechnologie (FTT) stehe per Ende September ein leichtes Umsatzminus gegenüber der ent­sprechenden Vorjahresperiode zu Buche. Auf ein „sehr starkes“ erstes Quartal folgten laut Stangier zwei schwache Dreimo­nats-Perioden.

In seiner Einzelanalyse verglich der Finanzvorstand die jeweilige Markt- mit der Roto-Entwicklung in wichtigen Wirtschaftsräumen bzw. Ländern. Danach hielten sich in Deutschland die Rückgänge im Herstellermarkt und bei Roto in etwa die Waage, wäh­rend das Unternehmen in Südeuropa trotz einer weiter negativen Markttendenz stabil blieb. In China folge Roto abgeschwächt den Markteinbußen, was aufgrund der klaren Marktführerposition in dem von dem Beschlagspezialisten abgedeckten Segment un­vermeidbar sei. In Russland müsse man von einem Markteinbruch sprechen, der auf Roto aber nur begrenzt durchschlage. Das bessere Abschneiden beruhe u. a. auf der Gewinnung neuer Kunden. Auf dem gesamten amerikanischen Kontinent schließlich wachse man deutlich stärker als die jeweiligen Märkte.

Erfreuliches sei zudem von der Produktgruppe „AluVision“ zu melden: Sie liege trotz der Marktschwäche in Europa über Vorjahr. Das basiere in hohem Maße auf der effi­zienten Organisationsstruktur mit drei weltweiten Kompetenzcentern und dezentralen Vertriebsteams. Per saldo lasse sich feststellen, dass die gerade in der Fenster- und Türtechnologie ausgeprägte Internationalisierungsstrategie abermals Früchte trage.

„Nah am Kunden“ greift

Der Umsatz in der Division Dach- und Solartechnologie (DST) befinde sich bei im Ver­gleich zu FTT identischen Quartalsverläufen per Ende September auf Vorjahresniveau. Das Kerngeschäft mit Wohndachfenstern weise sogar ein leichtes Plus aus. Da die relevanten europäischen Märkte in Summe über 10% rückläufig seien, dokumentierten die Zahlen, dass Roto durchgängig Marktanteile gewinne. Auch hier spiele die gelebte „Nah am Kunden“-Praxis eine zentrale Rolle.

Im Hauptmarkt Deutschland stehe ein moderates Wachstum zu Buche, während in Westeuropa eine neue Positionierung zu bewusstem Umsatzverzicht führe. Bei insge­samt sinkenden Verkaufserlösen in Osteuropa sei das Plus im Kernmarkt Polen hervor­zuheben. In Süd-Ost-Europa schließlich erzielte Roto den Angaben zufolge ein einstel­liges Wachstum. Besondere Erwähnung verdiene dabei die gegen die Markttrends po­sitive Entwicklung in Tschechien, Italien und der Schweiz.

Planmäßige Investitionen

Den Gruppenumsatz per 30. September 2014 bezifferte Stangier auf rund 500 Mio. Eu­ro. Er liege zwar 1% unter Vorjahr, sei jedoch im Vergleich zu der im Schnitt negativen Marktentwicklung als „konkreter Erfolg“ zu werten. Jetzt komme es darauf an, das Er­reichte im Schlussquartal zu stabilisieren. Nach wie vor habe man die Hoffnung, den Gesamtumsatz 2014 auf dem Rekordniveau von 2013 (658 Mio. Euro) zu halten.

Auf Gruppenebene bleibe die Relation zwischen Auslands- und Inlandsgeschäft bei et­wa zwei Drittel zu ein Drittel. Auch bei der Mitarbeiterzahl sei mit ca. 4.400 im Jahres­durchschnitt keine Veränderung zu erwarten. Planmäßig realisiert würden die Anlage­investitionen zur Modernisierung und Rationalisierung, um die Produkt- und Lieferqua­lität und damit letztlich die Wettbewerbsfähigkeit weiter zu erhöhen. Durch die gesun­de wirtschaftliche Verfassung des Unternehmens seien Investitionen in Akquisitionen in beiden Divisionen möglich und im Übrigen auch geplant. Aber: „Wir machen das nur, wenn alles passt.“

Zur Ertragssituation teilte der Finanzvorstand mit, dass es Roto voraussichtlich gelin­ge, das im Vorjahr verbesserte Ergebnis 2014 zu halten. Ursächlich dafür seien eine gesteigerte Produktivität, eine effiziente Material- und Sachkostenpolitik sowie Ver­kaufserfolge bei leistungsverbesserten Produkten zu höheren Preisen. Mit den Worten „The trend is not our friend“ warnte Stangier indes vor neuen Belastungen wie stei­genden Zink- und Alu-Preisen.

Konstant ambitioniert

In seiner Vorschau auf 2015 sprach Keill marktbezogen von einem „unter dem Strich weiteren Jahr ohne Impulse“. Er begründete die generelle Einschätzung mit mehreren konkreten Erwartungen. So belaste die Krise in der Ukraine neben dem Land selbst auch Russland. In China könne man ohne staatliche Flankierung höchstens mit einer stabilen Entwicklung rechnen, während Amerika weiter auf Wachstumskurs bleiben dürfte. Der starke Vertrauensverlust bei den Verbrauchern werde in Deutschland eher für einen nochmals rückläufigen Herstellermarkt bei Fenstern und Türen sorgen. Im restlichen Europa müsse es bei dem gewohnt uneinheitlichen Bild „schon sehr gut lau­fen“, damit es am Ende zu einer Stagnation komme. Insgesamt prognostiziere das Un­ternehmen daher einen weltweiten Marktrückgang zwischen 5 und 7%.

Ungeachtet dessen wolle Roto auch 2015 den Erfolg und deshalb keine Abstriche an ambitionierten Zielen machen. Keill: „Wir haben dann exzellent gearbeitet, wenn wir weitere Marktanteile gewinnen und die ‚schwarze Umsatz-Null’ schaffen.“ Über die dafür nötigen „german made“-Qualitäten wie Kraft, Kondition und Kompetenz verfügt der Bauzulieferer jedenfalls, versicherte der Vorstand dem internationalen Journalis­tenpublikum in Venedig.

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