Neu entwickeltes „Arets-Glas“ prägt Campus Hoogvliet in Rotterdam
(26.8.2014) Der nach Plänen des Architektenbüros Wiel Arets errichtete Campus Hoogvliet in Rotterdam (siehe Google-Maps) bietet viel Raum für Entwicklung und Bewegung. Themen, die sich als Leitmotiv auch in der Fassadenverglasung wiederfinden. Das Besondere: Die Gussgläser mit ihren abstrahierten Efeumotiven wurden in Zusammenarbeit von Wiel Arets Architekten und Saint-Gobain Glass speziell für dieses Projekt entwickelt.
Ensemble mit Bewegungsspielraum
Der Campus Hoogvliet ist ein aus sechs Gebäuden bestehendesEnsemble. Die kubischen Baukörper gruppieren sich auf einer Asphaltfläche, die den Gebäuden visuell Halt gibt und die die Grenzen des Campus markiert. Jedes Gebäude wird von einem geschosshohen Sichtschutz umgeben, der die orthogonal sich verästelnden Gebäudekörper in eine jeweils rechteckige Gesamtform bindet und dabei räumlich definierte Freibereiche ausbildet. Die Verglasung ist ohne Vor- oder Rücksprünge in die Fassaden integriert und bildet mit ihnen jeweils plane Flächen.
Zum Campus Hoogvliet gehören ein Wohnheim, eine Sicherheitsakademie, ein Kunststudio, ein Sportzentrum und zwei Schulen. Die Angebote der verschiedenen Einrichtungen richten sich an Schüler und Studierende ebenso wie an Anwohner. So soll die 300 Zuschauer fassende Doppelsporthalle als größtes der sechs Gebäude nicht nur für den Hochschulsport, sondern auch für lokale Events und Sportvereine zur Verfügung stehen. Auf dem Dach befindet sich außerdem ein Basketballfeld, welches über eine ausladende Freitreppe erschlossen wird und einen Blick über das gesamte Campus-Gelände bietet.
Individuelle Entwicklung
Die außergewöhnliche Wirkung der Fassadengläser mit den stilisierten Efeuranken beruht auf der Kombination aus dem im Gussglas eingeprägten Motiv und dem anschließenden in zwei unterschiedlichen Techniken erfolgten Druck. Das Glasdekor ist die Fortsetzung des Efeumusters der Betonfassaden. Für Wiel Arets ließ sich sein Entwurf am besten in Gussglas realisieren: „Für viele unserer Projekte ist Bewegung eine Schlüsseleigenschaft im Interiorbereich und Gussglas spiegelt diese Philosophie vom Innen- auf den Außenbereich wider, wenn auch sehr subtil“, so der Architekt.
Die besondere Herausforderung bei der Umsetzung des Entwurfs bestand darin, ein dreidimensionales Bild in der Verglasung selbst zu erschaffen. In gemeinsamen Gesprächen wurden die Rahmenbedingungen des Entwurfs sowie der industriellen Anwendung abgesteckt und Lösungen gesucht, inwiefern die Grenzen der Reliefstruktur durch die Anpassung von Form und Tiefe der Glasstruktur in der Verglasung ausgelotet werden können. „Der Transfer vom Entwurf zur Walze und zum Glas erforderte viel Einfühlungsvermögen der verschiedenen beteiligten Personen und sorgte für eine positive Dynamik innerhalb der Arbeitsgruppe“, beschreibt Paul Roman von Saint-Gobain Glass den Arbeitsprozess. Die Gussglasherstellung erfolgte im Saint-Gobain Werk in Mannheim.
Tiefer Eindruck
Für die Fertigung des Glases wurde eine neue Prägewalze bestellt, bei der die Struktur des Motivs durch ein Ätzverfahren auf die Walze aufgebracht wurde. Die individuell angepassten Walzen verleihen der fließenden Glasmasse dann ihre Form. Nicht einfach soll es gewesen sein, die geforderte Strukturtiefe des Glases zu erreichen. Ein erster Anfahrversuch blieb zunächst erfolglos, weil die Walze anscheinend keinen ausreichenden Öffnungswinkel zum Entformen der Glasmasse aufwies. Nachdem das Problem erkannt und behoben war, wurde die Walze am 1. August 2011 erfolgreich angefahren und unter den kritischen Augen des Architekten und der Weiterverarbeiter des Glases eine Produktionsabstimmung festgelegt. Gefertigt wurden schließlich ...
- 14.718 m² des Gussglases
- in den Abmessungen 2,104m x 4,350m (BxL)
- bei ca. 10 mm Glasdicke und
- 1,0 – 1,3 mm Prägetiefe.
Bei Sas Glas in Sas van Gent erhielt das Glas anschließend
seine charakteristische Optik. Mittels eines Siebdruckverfahrens
mit einem Roller-Sieb, dem so genannten Kiss-
Das Glas setzt damit einen Kontrapunkt zu der klar gegliederten Struktur des Gebäude-Ensembles und verhilft ihm zu seiner außergewöhnlichen Ausstrahlung. Der kraftvolle Dekorentwurf von Wiel Arets hat sich in einem faszinierenden Glasprodukt manifestiert. Deshalb gebührte dem Architekten auch das Namensrecht, meinte Manfred Brunner, Vertriebsleiter im Saint-Gobain Glass Werk in Mannheim, und schlug vor, das Glas „Arets-Glas“ zu nennen. Unter diesem Namen steht es ab sofort für eine „einzigartige Anwendung für ein einzigartiges Projekt“.
Weitere Informationen zu Arets-Glas können per E-Mail an Saint-Gobain Glass angefordert werden.
siehe auch für zusätzliche Informationen:
- Extra-weiß und extra-transparent: Neues Dekorglas „Visiosun Diamant“ von Saint-Gobain (7.11.2018)
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- „Hahn Lightbridge“: Lichtlenkung und Blendschutz mit Laserpunkten im Isolierglas (11.12.2012)
siehe zudem:
- Flachglas, Glasfassade und Fenster im Fassaden-Magazin bei Baulinks
- Literatur / Bücher zu Fassade bei Amazon