DBU fördert Dachbegrünung für Arten-, Klimaschutz und Wohngefühl
(7.8.2014) Mehr Lebensraum für Tiere und Pflanzen und weniger Heizkosten für Menschen: Dachbegrünung erlebt derzeit ein Comeback. In keinem Land gibt es so viele grüne Dächer wie in Deutschland. Dabei ist die Erfindung schon Jahrhunderte alt. Nun gibt es heutzutage zwar keine Wohngruben mit Grasabdeckungen mehr, aber Flachdächer und geneigte Dächer bieten großes Potenzial für Dachbegrünungen.
Es ist unbestritten: Gründächer haben positive Auswirkungen auf Umwelt, Natur und Gebäude und helfen dabei, stadtökologische Probleme sowie Auswirkungen des Klimawandels wie Starkregenfälle oder Hitzeperioden zu entschärfen. „Begrünte Dächer verbessern das Mikroklima in den Städten, weil sie Kohlenstoff binden und durch den Verdunstungseffekt die Umgebung abkühlen“, betont auch Dr. Heinrich Bottermann, Generalsekretär der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU). Deshalb hat die DBU Forschungsprojekte etwa zum Wärmedämmverhalten oder zur Identifizierung von potenziellen Dachflächen unterstützt, um den grünen Dächern weiter zum Durchbruch zu verhelfen.
„Begrünte Dächer haben neben ökonomischen auch viele stadtökologische Vorteile für die natürlichen Schutzgüter Klima, Luft, Wasser, Boden, Artenvielfalt und Landschaftsbild“, so Wolfgang Ansel, Geschäftsführer des Deutschen Dachgärtner Verbands (DDV). Eine Studie des Umweltbundesamtes bestätige die Dachbegrünung als geeignete Anpassungsmaßnahme an den Klimawandel. So schafften die Grünflächen Lebensraum für Tier- und Pflanzenarten. Ein weiterer Vorteil sei der Wasserrückhalt. Regenwasser werde von der Substratschicht gespeichert und von den Pflanzen verdunstet. Das übrige Wasser gelange vom Dach erst mit Verzögerung in Kanalsystem und Kläranlagen. Das verhindere bei Starkregen überflutete Keller und Straßen - siehe auch Baulinks-Beitrag „Umweltbundesamt: Kosten und Nutzen von Anpassungsmaßnahmen an den Klimawandel“ vom 14.12.2012.
„Leider wird die Bedeutung von Gründächern beim Nachweis zum Wärmedämmverhalten in der baurechtlichen Bewertung bislang nicht berücksichtigt“, kritisiert Prof. em. Dr.-Ing. Gernot Minke vom Zentrum für Umweltbewusstes Bauen in Kassel. Mit Unterstützung der DBU hat er die dämmende Wirkung von Gründächern untersucht:
- Die Wärmeverluste in den Wintermonaten seien mit Gründächern bis zu 19 Prozent geringer als bei üblichen Flachdächern. Bewachsene Dächer leisteten somit einen Beitrag zu mehr Energieeffizienz und eingesparten Heizkosten.
- Dickere Substratschichten und dichtere Bepflanzungen schützten außerdem im Haus vor sommerlicher Hitze.
- Klimaerwärmung, versiegelte Flächen und Abwärme von Heizungen, Industrie und Verkehr heizten Städte immer stärker auf, die nachts kaum noch abkühlen können. Das belaste Gesundheit und Lebensqualität. „Begrünte Dächer bauen als natürliche Klimaanlagen die eingestrahlte Energie durch Anfeuchten der trockenen heißen Luft wieder ab“, sagt DBU-Referent Franz-Peter Heidenreich.
- Außerdem seien Dachbegrünungen nicht nur optisch für das Stadt- und Landschaftsbild eine Bereicherung, sondern auch wahre „Müllschlucker“. Sie filtern laut DDV im Jahr bis zu 0,2 Kilogramm Staub und Schadstoffpartikel wie Stickoxide, Kohlenmonoxid und Feinstaub pro Quadratmeter aus der Luft.
DDV-Geschäftsführer Ansel ergänzt: „Unter ökonomischen Gesichtspunkten schützen bewachsene Dächer die Dachabdichtung vor Hagel, Wind, UV-Einstrahlung und Temperaturschwankungen.“ Außerdem werde die Schalldämmung des Daches im Inneren des Gebäudes um bis zu acht Dezibel verbessert. Das sei abhängig von der Dicke der Substratschicht und Art der Dachbepflanzung. Je nach Statik und Geldbeutel könne die begrünte Dachfläche vielfältig genutzt werden:
- von einem pflegeleichten extensiven Gründach mit Trocken- und Halbtrockenrasen und anspruchslosen Pflanzen
- bis zu erholsamen Dachgärten mit Dach-Cafés, Freizeit- und Sportflächen.
Leitfaden Dachbegrünung für Kommunen
Um die Verbreitung begrünter Dächer in Deutschland weiter voranzutreiben und städtischen Fachbehörden Informationen zur Unterstützung der Gründach-Politik zu geben, hat der DDV mit DBU-Förderung einen „Leitfaden Dachbegrünung für Kommunen“ erstellt. Er informiert über Nutzen, Praxisbeispiele und Fördermöglichkeiten.
In einem aktuellen DBU-Projekt entwickelt der DDV daneben zusammen mit Partnerstädten und dem Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) eine Methodik, mit der aus der Vogelperspektive bereits vorhandene und potenzielle Vegetationsflächen auf Dächern identifiziert und inventarisiert werden können. Denn trotz der langen Tradition der Dachbegrünung in Deutschland hätten nur ganz wenige Kommunen detaillierte Angaben über die Anzahl der begrünten und bepflanzbaren Dachflächen. „Hochauflösende Satelliten- und Luftaufnahmen werden auf dreidimensionale Gebäudeumrisse gelegt. Sie liefern Informationen über Oberflächenmaterialien, Gebäudehöhe und Dachneigung“, so Ansel. Mit den ermittelten Daten als Werkzeug einer nachhaltigen Stadtentwicklung sollen kommunale, landes- und bundesweite Fach- und Naturschutzbehörden, Umweltorganisationen, Planungsbüros und Landschaftsarchitekten angesprochen werden.
siehe auch für zusätzliche Informationen:
- Hintergrundpapier Leitfaden Dachbegrünung für Kommunen
- Hintergrundpapier Wärmedämmverhalten
- Hintergrundpapier Vegetationsflächen
- DBU Deutsche Bundesstiftung Umwelt
- DBU erinnert: Förderung umweltfreundlicher Dachbegrünungen (30.11.2015)
- Neue Fachinformation vom DUD zum Thema Gründach mit Kunststoff-Abdichtungsbahnen (28.10.2014)
- Zincos „Sommerwiese“ mit Aquatec soll mehr intensivbegrünte Dächer möglich machen (28.10.2014)
- Neues Schubsicherungssystem von Optigrün für begrünte Pult- und Satteldächer (27.10.2014)
- Ergebnisse der Städte-Umfrage 2014 zur Förderung der Bauwerksbegrünung (13.10.2014)
- weitere Details...
ausgewählte weitere Meldungen:
- BGL: Regenwasser ist kein zu entsorgendes Übel, sondern wertvolles Nutzgut (24.7.2014)
- Mehr Dachbegrünung durch KfW-Förderprogramm „Energieeffizient Sanieren“ (16.2.2014)
- Charta „Zukunft Stadt und Grün“ fordert grüne Stadtentwicklung (26.1.2014)
- Leitfaden zur Planung von Gründächern als klimatische Ausgleichsflächen (3.12.2013)
- Sonderheft „Schadensfallsammlung Dachbegrünung“ (3.12.2013)
- „StadtGrün“: Neubestimmung städtischer Freiraumplanung (1.12.2013)
- Pflanzen erobern die (Hochhaus)Architektur (30.6.2013)
- „Handbuch Bauwerksbegrünung“ herausgegeben von Prof. Dr. Manfred Köhler (15.12.2012)
- Umweltbundesamt-Studie: Begrünung von Dächern gegen sommerliche Hitze in Städten (14.12.2012)
siehe zudem:
- Dachbegrünung im Dach Magazin sowie Stadtplanung bei Baulinks