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Lärmschutzeinhausung A1 Köln-Lövenich aus RWA-Sicht

(12.6.2013) Die 1,5 Kilometer lange Lärmschutzeinhausung über der A1 bei Köln-Löve­nich (siehe Google-Maps und/oder Bing-Maps) ist eine Mischung aus Tunnel und Trog, wie es sie bislang in Deutschland noch nicht gab: Die bis zu sieben Meter hohen Be­tonwände sind mit einer über 30.000 m² großen Stahl-Glas-Konstruktion überdacht, in die 1.500 zweieinhalb Tonnen schwere Fensterelemente integriert sind. Für die sichere Entlüftung im Brandfall haben 230 Volt-Zahnstangenantriebe der D+H Mechatronic AG zu sorgen.

Den Anstoß für das ambitionierte Pilotprojekt gaben die Anwohner: Als sich die nord­rheinwestfälische Straßenbauverwaltung Ende der 90er Jahre zum Ausbau der A1 auf sechs Spuren entschloss, setzten die Köln-Lövenicher gerichtlich einen Lärmschutz durch. 1997 begannen die Planungen für den eineinhalb Kilometer langen und bis zu 24 Meter breiten Tunnelbau, in den fünf die Autobahn kreuzende Brücken integriert sind. 2009 mussten die Pläne aufgrund erhöhter Sicherheitsanforderungen komplett überar­beitet werden. Die Kosten betragen/betrugen ca. 200 Millionen Euro. Dafür bekommen die Kölner nun allerdings auch ein Maßstäbe setzendes Lärmschutzobjekt mit höchsten Sicherheitsstandards.

In die Planung gingen die Erfahrungen der Tunnelkatastrophen der letzten Jahrzehnte ein: 1999 kosteten unzureichende Si­cherheitsmaßnahmen beim Brand im Montblanc-Tunnel 39 Men­schenleben, 2001 starben im Gotthard-Tunnel elf Menschen in Folge eines Brandes. Tunnelfahrten sind zu Recht für viele Au­tofahrer ein Albtraum. Bei der Fahrt durch die Köln-Lövenicher Lärmschutzeinhausung sollen sie sich jedoch auf den neuesten Stand der Sicherheitstechnik verlassen können.

Insgesamt besteht die gesamte Lärmschutzeinhausung aus drei Betonwänden mit ca. 4,5 Meter lichter Höhe, je eine an den Fahrbahnseiten und eine auf dem Mittelstreifen. „Das rund 30.000 Quadratmeter große Glas-Stahl-Dach muss man sich wie eine flachgelegte Hochhausfassade vorstellen“, erläutert Wolfgang Schmidt, Projektingenieur bei Bilfinger und mitverant­wortlich für das Kölner Pilotprojekt. „20.000 Glasscheiben las­sen das Tageslicht durch und sorgen so für eine angenehme Fahrtatmosphäre. In die komplett verglasten Abschnitte sind 1504 RWA-Antriebe für das elektromotorische Öffnen und Schließen der Fensterflügel integriert. Die Antriebstechnik wird durch die im Tunnel vorhandene Branddetektion vollautomatisch gesteuert und sorgt so bei Feuer- und Rauchentwicklung für schnellstmögliche Entlüftung der Lärmschutzein­hausung“.

Zum Einsatz kommen ausschließlich Zahnstangenantriebe der D+H Mechatronic AG vom Typ ZA105/1000-K-HS-WS-BSY+, da nur das Ammersbeker Unternehmen Antriebe dieser Art mit 230 Volt-Technologie bietet. Die Kraftpakete stemmen 1.000 N und können beide Endlagen an die Tunneltechnik melden. Sie sind auf 10.000 Doppelhübe bei Nennlast geprüft. Außerdem hält dieser Antriebstyp nachweislich den starken Belastungen durch Abgase und Taumittel stand. Schmidt verspricht: „Soll­te es einmal zur Rauchentwicklung kommen, besteht also kein Anlass zur Panik. Die Lärmschutzeinhausung wird von der Be­leuchtung über die Belüftung bis zur Löschwasserversorgung permanent überwacht und über eine personell permanent be­setzte Tunnelzentrale überwacht und gemanagt. Außerdem stehen neben modernster RWA-Technik zahlreiche Notausgän­ge und Notrufnischen zur Verfügung“.

Auch seine wichtigste Aufgabe wird das Pilotprojekt wohl erreichen: Die Lärmbelas­tung der Anwohner konnte bereits ohne fertige Dachkonstruktion um subjektiv circa 50 Prozent reduziert werden. Im Endausbau soll die gesamte Konstruktion die Lärm­belastung um 28 dB reduzieren können.

Weitere Informationen zu 230 Volt-Zahnstangenantrieben können per E-Mail an D+H Mechatronic angefordert werden.

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