DGNB Nutzungsprofil für Gesundheitsbauten liefert Leitfaden für nachhaltige Gebäude
(16.12.2012) Gesundheit und Wohlbefinden der Patienten steht bei Kliniken und Gesundheitszentren im Mittelpunkt. Diese Aspekte werden nicht allein durch medizinische Faktoren und Technologien beeinflusst, sondern auch durch die Qualität der Gebäude, in denen sie behandelt werden. Für neu erstellte Gesundheitsbauten hat die DGNB jetzt ein Nutzungsprofil erarbeitet und an ausgewählten Projekten getestet.
Der Neubau der Glantal-Klinik Meisenheim ist
mit dem DGNB Vorzertifikat in Silber ausgezeichnet worden. © Sander.Hofrichter
Architekten
Gerade im Gesundheitswesen werden an Immobilien sehr spezifische Anforderungen gestellt. Neben den zahlreichen Hygienevorschriften und den Bauordnungen von Bund und Ländern resultieren sie aus den breit gefächerten internen Verwendungszwecken. Diese reichen von Verwaltungs- und Bürotrakten über Untersuchungsräume, Operationssäle, Patientenzimmer bis hin zu Handels- und Gastronomieflächen. Das DGNB Zertifikat für Gesundheitsbauten berücksichtigt die charakteristischen Zweckbindungen, indem es mehrere Nutzungsprofile unterschiedlicher Bauwerkstypen in das neue Profil einfließen lässt. Die Basis der Bewertung entspricht den sechs Themenfeldern der DGNB Grundsystematik: Ökologie, Ökonomie, soziokulturell-funktionale Aspekte, Technik, Prozesse und Standort.
Unter den fünf Projekten, die die Erstanwendung durchlaufen haben, sind der Neubau der Glantal-Klinik Meisenheim, die zum Landeskrankenhaus Andernach gehört und das erste Green-Hospital in Rheinland-Pfalz werden soll, sowie der Neubau des Helmut-G.-Walther Klinikums Lichtenfels, der ersten nachhaltigen Klinik in Bayern. Durch die Teilnahme am DGNB Zertifizierungsprozess nehmen sie eine Vorreiterrolle ein und verleihen ihren Planungen eine besondere Tiefenschärfe.
„Für uns als Betreiber liegen die Vorteile klar auf der Hand:
Durch die Optimierung können wir unsere Kosten senken und
gleichzeitig den Komfort für Patienten und Beschäftigte
verbessern. Darüber hinaus zählt auch die positive öffentliche
Aufmerksamkeit dieses Projektes zu den Vorteilen der
Zertifizierung“, so Dr.Gerald Gaß, Geschäftsführer des
Landeskrankenhauses Andernach. Den Berechnungen nach werden die
laufenden Energiekosten im Bereich Wärme im Vergleich zum jetzigen
Verbrauch um 50 Prozent sinken. Erreicht wird das durch eine
verbesserte Gebäudehülle, optimierte Nutzflächen und die
Kombination innovativer Technologie. Die Grundlast des Heizbedarfs
deckt ein Blockheizkraftwerk, die Normallast ein Holzpelletkessel,
die Spitzenlast ein Gasbrennwertkessel. Zudem wird eine
hocheffiziente Raumlufttechnik-Anlage mit 3fach-Wärmerückgewinnung
für hygienisch sensible Bereiche wie die Operationssäle
integriert. Deutliche Stromersparnisse erbringen die adiabate
Abluftkühlung der Patientenzimmer, der Untersuchungs-,
Behandlungs- und Verwaltungsräume sowie LED-
So können bereits heute Aspekte in der Planung berücksichtigt werden, deren Bedeutung zukünftig steigen wird, wie etwa die Unabhängigkeit der Energieversorgung. „Durch vielfältige Maßnahmen, wie die Nutzung regenerativer Energien durch Geothermie mittels Bohrpfahlaktivierung und Solarthermie mit neuester Spiegeltechnik, werden wir in weiten Teilen in unserer Energieversorgung autark sein. Diese Unabhängigkeit ist für ein Krankenhaus, das 24 Stunden am Tag funktionieren muss, evident. Außerdem werden wir im Vergleich zu unserem heutigen Gebäude zirka 75% weniger Kohlendioxid verursachen“, erläutert Geschäftsführer Michael Jung.
Das Helmut-G.-Walther-Klinikum Lichtenfels
wurde mit dem DGNB Zertifikat in Gold ausgezeichnet. © MW2/Schuster
Pechtold Schmidt Architekten
Bei einer nachhaltigen Bewertung von Kliniken nimmt gerade der soziokulturelle Aspekt einen wichtigen Part ein. „In Krankenhäusern beispielsweise ist es schließlich für die Erholung und Genesung der Patienten ganz entscheidend, dass sie sich in den Räumlichkeiten wohlfühlen“, sagt die DGNB Geschäfsführerin Dr. Christine Lemaitre. „Dafür haben wir in der Bewertung zusätzliche Faktoren aufgenommen – wie beispielsweise ein Sichtschutz, der es den Patienten ermöglicht, die Raumsituation nach ihrer persönlichen Vorstellung von Privatsphäre zu beeinflussen“, erklärt Lemaitre.
Erstmalig fließen in ein Nutzungsprofil für Gebäude auch die umgebenden Grünflächen ein, die bei Gesundheitsbauten oft als angrenzender Park gestaltet sind. In der Glantal-Klinik werden zusätzlich Dächer begrünt und begehbare, begrünte Innenhöfe für Patienten und Besucher geschaffen. Diese Erweiterung spiegelt die Realität etwa im Klinikablauf wider, indem sowohl die Innen- als auch die Außenräume in die medizinische Therapie der Patienten einbezogen werden.
Bei der kontinuierlichen Weiterentwicklung des DGNB Zertifizierungssystems durchläuft jedes neue Nutzungsprofil vor der Markteinführung einen stringenten Prozess. In der Erstanwendung werden die Benchmarks in der Praxis an ausgewählten Projekten überprüft. Die so verifizierten Ergebnisse garantieren die hohe Qualität des Bewertungssystems bei seiner Markteinführung. Das DGNB Nutzungprofil für Gesundheitsbauten wird voraussichtlich Anfang 2013 für den Markt bereitstehen.
siehe auch für zusätzliche Informationen:
- Neue VDI-Richtlinie: Nachhaltigkeit in Bau und Betrieb von Krankenhäusern (7.11.2018)
- Fachbeitrag: sichtbares Licht, unsichtbare Wirkung auf die Gesundheit (30.10.2013)
- Rollofolien von Haverkamp tragen zur Reduzierung von Keimen in Krankenhäusern bei (10.9.2013)
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- „Green Economy“ zunehmend relevant (2.12.2012)
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- Neue DGNB-Handbücher für Büro- und Verwaltungsgebäude sowie Stadtquartiere (19.6.2012)
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- „Ganzheitliches Planen und Bauen“ auf 44 Seiten von der Bay. Ingenieurekammer-Bau (12.6.2012)
- BMVBS-Handreichung „Stadtteilkonzepte für Integration“ für die kommunale Praxis (12.6.2012)
- „Health & Care“-Broschüre von Saint-Gobain (2.5.2012)
- Neue Studie bestätigt Trend zu Green-Building-Zertifizierungssystemen (22.4.2012)
siehe zudem:
- Krankenhausbau, nachhaltiges Bauen, Ökobilanz sowie Baubücher bei Baulinks
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