ifo Langfristprognose: Wohnungsbau im Plus, öffentlicher Bau auf Schrumpfkurs
(20.3.2012) Dank einer anziehenden Wohnungsbaunachfrage wird die Bautätigkeit in Deutschland in den nächsten zehn Jahren moderat zunehmen. 2021 dürfte das Bauvolumen einen Umfang von rund 262 Mrd. Euro (in Preisen von 2000) erreichen und damit um knapp 3% über dem Wert des Jahres 2011 liegen. Für die 10-Jahresperiode bis 2021 ergibt sich damit ein durchschnittliches jährliches Wachstum von rund 0,3%. Dies ist eines der Hauptergebnisse der aktuellen ifo Bauvorausschätzung.
Wohnungsneubau als Hoffnungsträger
Eine Schlüsselrolle kommt dabei dem Wohnungsbau zu, der bereits in den vergangenen beiden Jahren kräftig ausgeweitet wurde und in den nächsten zehn Jahren um durchschnittlich knapp 1% pro Jahr steigen dürfte. Insbesondere der Wohnungsneubau wird nach aktueller Einschätzung in den nächsten zehn Jahren kräftig zunehmen. Im Gegensatz dazu dürfte der gewerbliche Bau im Jahr 2021 um rund 2½% unter dem Niveau von 2011 liegen. Im öffentlichen Bau wird der Rückgang in diesem Zeitraum voraussichtlich ca. 8% betragen.
Damit hält der Bauboom im Wohnungsbau an. Er dürfte vor allem auch
wegen der Eurokrise in Deutschland erheblich an Fahrt gewonnen
haben. Denn nach Jahren der Flaute auf dem Bau, die daraus
resultierte, dass die Anleger ihr Geld ins Ausland brachten, wo
scheinbar sichere und hohe Erträge winkten, profitiert Deutschland
heute davon, dass seine Sparer und Finanzinstitute ihr Kapital im
sicheren Heimathafen zu halten versuchen. "Die deutlich
verbesserte Einkommenssituation der Privathaushalte, die sehr
niedrigen Bauzinsen sowie der Mangel an geeigneten
Anlagealternativen haben zu einer Stimulierung des Wohnungsneubaus
geführt", sagen die ifo-
Geht dem Wirtschaftsbau der Markt aus?
Der Wirtschaftsbau hat zwischenzeitlich wieder zu alter Stärke zurückgefunden. Das gewerbliche Bauvolumen betrug 2011 knapp 80 Mrd. Euro (in Preisen von 2000). Umfangreiche Investitionen in Firmengebäude und in die Energieinfrastruktur bescherten dieser Teilsparte eine lebhafte Bautätigkeit, wie sie zuletzt im Jahr 1999 zu beobachten gewesen war. "Eine weitere Steigerung der gewerblichen Bauausgaben ist aber aufgrund des bereits erreichten Niveaus nicht zu erwarten", äußert Dorffmeister. Ungeachtet der positiven wirtschaftlichen Wachstumsaussichten sowie des hohen Investitionsbedarfs in die Infrastrukturnetze dürfte das gewerbliche Bauvolumen bis 2021 deshalb auf einen Wert von rund 77½ Mrd. Euro (in Preisen von 2000) sinken.
öffentlicher Bau wird an der Schuldenbremse leiden
Der öffentliche Bau hat in den Jahren 2009 bis 2011 stark von den Sondermitteln aus dem zweiten Konjunkturpaket profitiert. So dürften während dieser Zeit durchschnittlich fast 38 Mrd. Euro (in Preisen von 2000) pro Jahr in Bauprojekte der öffentlichen Hand geflossen sein. 2008 betrug das öffentliche Bauvolumen aufgrund sprudelnder Steuereinnahmen immerhin nahezu 36 Mrd. Euro (in Preisen von 2000).
Langfristig stellt die Instandhaltung bzw. Modernisierung der bestehenden Infrastrukturbauten (Schulen, Straßen etc.) eine enorme Herausforderung dar. Allerdings hat die Haushaltssanierung von Bund, Ländern und Gemeinden allerhöchste Priorität, so dass das öffentliche Bauvolumen bis zum Ende des Prognosezeitraums im Jahr 2021 auf nur noch 35 Mrd. Euro (in Preisen von 2000) sinken dürfte. Dies kommt einem durchschnittlichen Rückgang um knapp 1% pro Jahr gleich. Während der öffentliche Tiefbau das Niveau von rund 20½ Mrd. Euro über den Prognosezeitraum voraussichtlich halten können wird, dürfte der öffentliche Hochbau von geschätzten 17½ Mrd. Euro im Jahr 2011 auf rund 14½ Mrd. Euro (jeweils in Preisen von 2000) im Jahr 2021 deutlich schrumpfen.
siehe auch für zusätzliche Informationen:
- Steigende Preise kaschieren schwache Entwicklung der Nachfrage in der Bauwirtschaft (9.2.2022)
- Wohnungsbauprognose 2016 des ifo Instituts im Auftrag von Wüstenrot (1.4.2013)
- Europäisches Architektenbarometer im ersten Quartal 2012 (9.7.2012)
- ifo Geschäftsklimaindex erneut gesunken ... aber Aufhellung am Bau (22.6.2012)
- ifo Architektenumfrage II/2012: Geschäftslage freischaffender Architekten erfreulich gut (15.6.2012)
- weitere Details...
ausgewählte weitere Meldungen:
- Absatzzahlen des Fachverbandes Wärmedämm-Verbundsysteme für 2011 positiv (19.3.2012)
- Bauwirtschaft: übertroffene Erwartungen 2011, gute Aussichten für 2012 (18.3.2012)
- 21,7% mehr genehmigte Wohnungen im Jahr 2011 (18.3.2012)
- 2011 wurden Immobilien für 165 Milliarden Euro verkauft (29.2.2012)
- Transportbetonproduktion wuchs 2011 um 14 Prozent (29.2.2012)
- Gesamte Heizungswirtschaft verzeichnet Wachstum im Jahr 2011 (29.2.2012)
- Aufträge im Bauhauptgewerbe im Jahr 2011 real um 4,4% gestiegen (22.2.2012)
- Deutsche Holzindustrie legte 2011 insgesamt um 7,8 Prozent zu (16.2.2012)
- Europäisches Architektenbarometer: Bausektor bei Nachbarn auf Tiefstand (13.2.2012)
- 2011 war für die deutsche Bau- und Baustoffmaschinenindustrie ein gutes Jahr (12.2.2012)
- VFF: 2011 war für die Fenster- und Fassadenbranche durchweg positiv (6.2.2012)
- KfW-Indikator Eigenheimbau: 2012 Zunahme der Neubautätigkeit zu erwarten (5.2.2012)
- 15% mehr Kunststoff-Dach- und Dichtungsbahnen im Jahr 2011 (30.1.2012)
siehe zudem:
- Verbände, öffentliche Hand und Baupreise bei Baulinks
- Literatur / Bücher zu den Themen Bauwirtschaft, Immobilien sowie Architekt und Wirtschaft bei Amazon