ZDB fordert: „Keine Steuergelder an chinesische Staatsunternehmen!“
(18.4.2010) „Die Vergabe von zwei Losen im Rahmen des Ausbaus der A2 Warschau - Lodz in Polen (siehe Google-Maps) an den chinesischen Staatskonzern COVEC ist ein Skandal. Das Angebot von COVEC lag 60 % unter dem kalkulierten Ausschreibungspreis der polnischen Behörden und immer noch um knapp ein Drittel unter den Angeboten der mitbietenden europäischen Konkurrenten,“ so der ZDB-Hauptgeschäftsführer Prof. Dr. Karl Robl in einem Schreiben an Bundesbauminister Dr. Peter Ramsauer.
Nach europäischem Vergaberecht dürften sich laut Robl Unternehmen aus Nicht-EU-Staaten grundsätzlich nicht an europäischen Ausschreibungen beteiligen. Es hätten nur Bieter ...
- aus Mitgliedsstaaten des Europäischen Wirtschaftsraums,
- aus Vertragsstaaten des Government Procurement Agreement (GPA - Internationales Beschaffungsübereinkommen) oder
- aus Staaten, mit denen bilaterale Handelsabkommen seitens der EU bestehen,
... Zugang zu europäischen Vergabeverfahren. Unternehmen aus China fallen unter keine der drei Kategorien.
Offenkundig wird COVEC durch den chinesischen Staat subventioniert und benötigt daher keine teuren Bankkredite zur Vorfinanzierung des rund 340 Millionen Euro schweren Bauprojektes.
des Skandals zweiter Teil
Robl beklagt nicht nur die Wettbewerbsverzerrung durch eigentlich verbotene Staatshilfen, sondern darüber hinaus, dass das Autobahnprojekt auch noch mit Mitteln der Europäischen Investitionsbank und der EU-Strukturfonds - und damit mit Steuergeldern kofinanziert ist.
Robl weiter: "Wir halten es nicht für tragbar, Infrastrukturprojekte, die aus öffentlichen Geldern der EU bezahlt werden, an chinesische Staatsunternehmen zu vergeben." Diese drängten mit Dumpingpreisen europäische Bauunternehmen, die sämtliche Sozial- und Umweltstandards erfüllen müssen, aus dem Wettbewerb und gefährdeten dadurch Arbeitsplätze in der EU. Robl appellierte daher an den deutschen Bauminister, sich auf europäischer Ebene dafür einzusetzen, dass durch die EU kofinanzierte Bauvorhaben wirklich ausschließlich an Bieter aus EU-Mitgliedsstaaten vergeben werden. Dies könne durch eine entsprechende Bedingung in den Zuwendungsbescheide der Europäischen Investitionsbank sowie der EU-Strukturfonds gewährleistet werden.
siehe auch für zusätzliche Informationen:
- Zentralverband Deutsches Baugewerbe
- China Overseas Engineering Group Co., Ltd.
- Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung
- Bauindustrie sieht Öffnung des deutschen Bauarbeitsmarktes gelassen entgegen (1.5.2011)
- ACS und IG BAU verständigen sich schon mal ... (22.12.2010)
- Bauwirtschaft befürchtet Wettbewerbsnachteile wegen EU-Osterweiterung (19.12.2010)
- Gummimodifizierter Asphalt zur Lärmreduzierung (9.11.2010)
- Was bedeutet die volle Arbeitnehmer-Freizügigkeit ab 2011 für'n Bau? (8.11.2010)
- weitere Details...
ausgewählte weitere Meldungen:
- Baupreisindex für Wohngebäude im Februar 2010: +0,2% gegenüber Vorjahr (10.4.2010)
- Transportbeton-Produktion sinkt auf Niveau des Jahres 1970 (7.3.2010)
- Luftdurchlässig aber dicht: LOA, der Lärmoptimierte Asphalt (8.8.2009)
- Baugewerbe dringt auf Transparenz bei erleichterter Vergabe (18.1.2009)
- Schotterrasen soll Parkplätze grüner machen (15.8.2008)
- DVD über Verkehrsflächen aus Beton (5.2.2008)
- Tunnel mit standardisierten Systemteilen wirtschaftlich geschalt (28.1.2008)
- "WISO" über den Millionenbetrug beim Autobahnausbau der A72 (18.6.2007)
- Neue Publikation: "Prüfen und Werten von Baunachträgen leicht gemacht" (6.5.2007)
- Betrug beim öffentlichen Einkauf von Bauleistungen vermeiden (12.7.2004)
- Pre Fair" verspricht ein Ende des Preiskriegs auf den Baustellen (6.6.2003)
siehe zudem:
- Bauunternehmen, Herstellerverbände und öffentliche Hand auf Baulinks
- Literatur / Bücher zu den Themen Vergaberecht, Baurecht bei Amazon