IAT untersuchte Einführung und Verbreitung von Innovationen in der Bauwirtschaft
(2.11.2008) Das Innovationsgeschehen in der deutschen Bauwirtschaft unterscheidet sich deutlich von anderen Branchen. Innovationen am Bau erfolgen meist, um interne Prozesse und Verfahren zu optimieren und Kosten zu sparen. Oft sind sie auf ein bestimmtes, kurzfristig zu lösendes Problem bezogen. Sie sind damit allerdings auch wenig "sichtbar" und vor allem schlagen sie sich nicht in den gängigen Indikatoren wie Patenten oder einer hohen Anzahl von Forschern und Entwicklern nieder.
"Die Stärke liegt in der Umsetzung, und damit ist die Baubranche in der Lage, eine Leitfunktion bei der Nutzung von Innovationen für die Entwicklung eines nachhaltigen, qualitativ hochwertigen Lebensumfelds zu übernehmen", zeigt eine aktuelle Studie des Instituts Arbeit und Technik (IAT) der Fachhochschule Gelsenkirchen zum Innovationsverhalten in der deutschen Baubranche. Die Studie wurde im Rahmen der Forschungsinitiative "Zukunft Bau" durchgeführt und vom Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung gefördert.
Untersucht wurden von Anna Butzin und Dieter Rehfeld Innovationen in verschiedenen Bereichen der Wertschöpfungskette Bauen und Planen: vom Ingenieurbau über Baumaschinen, Baustoffe und das Ausbaugewerbe bis zum Bauhauptgewerbe. Eine große Rolle spielt die Qualifikation der Beschäftigten: Ihre Erfahrung kommt dann zum Einsatz, wenn nicht vorhersehbare Probleme zügige Lösungen verlangen.
Allerdings hat die deutsche Bauwirtschaft beim Management von Innovationen immer noch erheblichen Nachholbedarf. Gerade in der klein- und mittelbetrieblich strukturierten Bauwirtschaft fehlt es den Unternehmen oft an einer klar ausgerichteten Marktstrategie. Der Markt- und Kostendruck lässt viele Unternehmen zu Getriebenen werden, der Zeitdruck in Projekten bietet wenig Spielraum für langfristige Orientierungen.
Gerade kleine und mittlere Unternehmen haben oft Schwierigkeiten, sich von ihrem Selbstverständnis als "Einzelkämpfer" zu lösen. Innovationen sind aber zunehmend komplexer und werden von vielen Partnern entwickelt. Gerade kleine Unternehmen sind stärker als bisher auf Netzwerke angewiesen, in denen Kommunikation die Voraussetzung für zwischenbetriebliche Zusammenarbeit und die gemeinsame Suche nach neuen Lösungen ist. "Die Abgrenzung der Gewerke und Sparten stellt immer noch ein erhebliches Hemmnis für die Kooperations- und Kommunikationsfähigkeit der Branche dar, es mangelt so an einer wesentlichen Voraussetzung für die Verbreitung von Innovationen", so ein Fazit der Studie.
Ein formalisiertes Wissens- und Qualitätsmanagement kommt bislang nur selten zum Einsatz; die Dokumentation von neuen Problemlösungen ist relativ gering entwickelt, so dass auch erfolgreiche Innovationen aus einzelnen Projekten immer wieder in Vergessenheit geraten und damit auch die Diffusion der Innovationen nur schwach ausgeprägt bleibt.
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