ifo Institut: Europäischer Wohnungsbau in der Krise
- Ausgewählte Ergebnisse der Euroconstruct-Sommerkonferenz 2008
(3.8.2008) Nach dem Platzen der amerikanischen Immobilienpreisblase im vergangenen Sommer und den vielfältigen ökonomischen Folgen wurde nun auch die Baubranche in Europa schwer getroffen und insbesondere der europäische Wohnungsbau in eine tiefe Krise gestürzt. Gestiegene Hypothekenzinsen, strengere Kreditbedingungen und sinkende Hauspreise haben in einigen Ländern zu einem spürbaren Einbruch der Wohnungsbaunachfrage geführt. Davon nicht betroffen sind allein die vier in der Euroconstruct-Gruppe vertretenen osteuropäischen Staaten (Polen, Tschechien, Slowakei und Ungarn).
Nach Einschätzung der 19 Euroconstruct-Institute wird das Wohnungsbauvolumen 2008 und 2009 um insgesamt über 5½ Prozent abnehmen. "Diese negative Entwicklung trifft eine Branche, die in der ersten Hälfte des vergangenen Jahres vielerorts noch voll auf Expansion gesetzt hatte", erklärt Ludwig Dorffmeister, Euroconstruct-Experte am Münchner ifo Institut. Speziell der Wohnungsneubau wird 2008 voraussichtlich um rund 8 Prozent schrumpfen - ein Rückgang, der in dieser Größenordnung seit Beginn der neunziger Jahre nicht zu beobachten war. Bis 2009 dürfte die Verringerung der Bauleistungen sogar rund 12½ Prozent betragen.
Die Auswirkungen auf weite Teile der Wohnungsbaubranche sind gravierend. So hat etwa der bis 2007 dauernde Wohnungsbauboom in Ländern wie Dänemark, Irland, Norwegen oder Spanien viele Immobilienunternehmen zu hohen kreditfinanzierten Ausweitungen ihrer Aktivitäten verleitet. Besonders anfällig für eine mögliche Trendumkehr waren hierbei naturgemäß Unternehmen, die sich nur auf einige wenige Wachstumsmärkte spezialisiert hatten. Viele dieser Firmen sind bereits bankrott oder stehen gegenwärtig kurz vor der Pleite.
Das europäische Wohnungsbauvolumen ist zwischen 1992 und 2007 um über ein Drittel auf rund 718 Mrd. Euro (in Preisen von 2007) angestiegen. Die Tiefbaumaßnahmen konnten im selben Zeitraum einen realen Zuwachs um lediglich knapp 18 Prozent verzeichnen, während im Nichtwohnhochbau eine Erhöhung der Bauaktivitäten um etwa 16 Prozent zu beobachten war.
siehe auch für weitere Informationen:
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