Sanitärbranche mit 2007 nicht zufrieden
- Inlandsgeschäft stürzt ab
- nur noch geringes Umsatzplus
- neuer Exportrekord
- Stimmungsumschwung prägt Konjunkturbarometer
- Unsicherheit für 2008
- Zweifel an Konsumbelebung
- hohes Nachfragepotenzial
(26.11.2007) Die Sanitärbranche muss ihre Wachstumshoffnungen für 2007 deutlich zurückschrauben. Nach vorläufigen Schätzungen des ifo-Institutes nimmt der Gesamtumsatz von Industrie, Großhandel und Handwerk gegenüber 2006 nur um rund 2% auf 15,8 Mrd. Euro zu. Besonders das im Jahresverlauf "erschreckend schlechte" Inlandsgeschäft bleibt mit einem Plus von knapp 1% weit unter den Erwartungen, erklärte Fritz-Wilhelm Pahl bei der Vorlage der aktuellen Branchenzahlen Mitte November in Bonn. Zudem schloss der Vorsitzende der Vereinigung Deutsche Sanitärwirtschaft (VDS) nicht aus, dass die im Frühjahr 2008 verfügbaren endgültigen Resultate nochmals schwächer ausfallen. Auch die Prognose für 2008 von plus 2% sei mit einem "erheblichen Unsicherheitsfaktor" belastet.
Zu den derzeit "eher seltenen positiven Nachrichten" gehören, wie es hieß, der nach wie vor wachsende Export, die Stabilisierung der Mitarbeiterzahlen sowie der von der Marktforschung "immer wieder bestätigte" hohe Bad-Stellenwert in der Bevölkerung. Der mittelständische Wirtschaftszweig müsse nicht zuletzt durch eigene Anstrengungen dafür sorgen, dass speziell der aufgestaute Modernisierungsbedarf bald zu konkreten Kaufentscheidungen führe.
"Schock" im Jahresverlauf
Im Vergleich zu 2006 sprach Pahl von "umgekehrten Vorzeichen". In dem erfolgreichen Vorjahr, das am Ende ein Umsatzplus von rund 10% auf 15,5 Mrd. Euro ausgewiesen habe, seien die ursprünglichen Schätzungen kräftig nach oben korrigiert worden. Ganz anders die Situation 2007: Hier gebe es einen deutlichen Korrekturbedarf nach unten. Letztlich entscheide das IV. Quartal über die exakten Werte. Der Vergleichszeitraum 2006 stelle eine hohe Messlatte dar, da er zu den umsatzstärksten Perioden in der Geschichte der deutschen Sanitärwirtschaft zähle.
Nachdem die Branche noch Anfang 2007 laut Pahl über "volle Auftragsbücher" verfügte, habe sie die ebenso plötzliche wie drastische Abschwächung des Inlandsgeschäftes im weiteren Jahresverlauf wie ein "Schock" getroffen. Der aktuellen ifo-Schätzung zufolge werde es 2007 in Deutschland zwar noch ein geringes Umsatzplus von knapp 1% auf 12,6 Mrd. Euro geben. Allerdings sei das längst noch keine "ausgemachte Sache". Daher rette "wieder einmal" ausschließlich das Exportgeschäft die Gesamtbilanz. Mit einem Wachstum von 7,5% auf 3,2 Mrd. Euro erreiche auch die Sanitärwirtschaft einen neuen Ausfuhrrekord. Er komme indes primär den exportstarken Herstellern zugute. Per saldo gehe man für 2007 von einem Branchenumsatz von 15,8 Mrd. Euro und damit einem Anstieg um nominal gut 2% aus.
Prognose mit "Auflagen"
Bei der Einschätzung der kurzfristigen Perspektiven ist "Vorsicht geboten". Für die Sanitärbranche rechne ifo 2008 mit einem Umsatzplus im Inland von 1,7% auf 12,8 Mrd. Euro. Das Exportwachstum hält danach weiter an. Es reduziere sich jedoch auf 4%, so dass man Verkaufserlöse im Ausland von 3,3 Mrd. Euro erwarte. Unter dem Strich könne daher der gesamte Branchenumsatz im nächsten Jahr um etwas über 2% auf 16,1 Mrd. Euro steigen.
Bedingung dafür sei aber, betonte Pahl, dass der private Konsum im Inland "endlich seine seit langem beschworene Funktion als konjunktureller Impulsgeber erfüllt". Hier meldete der VDS-Vorsitzende jedoch einige Zweifel an. Er forderte in dem Zusammenhang von der Bundesregierung eine "berechenbare, langfristig orientierte Politik, die die Unternehmen und die Bürger ent- und nicht belastet".
Mit Blick auf das von den Vereinten Nationen zum "Year of Sanitation" ausgerufenen 2008 hob Pahl hervor, dass die deutsche Sanitärwirtschaft eine "Schlüsselbranche" sei, wenn es um die nationale und globale Verantwortung für das "Lebensmittel Nummer 1" gehe. Dabei spiele die Kompetenz als "weltweiter Technologieführer" eine wichtige Rolle.
Bad Platz 2 im Renovierungs-Ranking
Am Nachfragepotenzial fehlt es der Branche in Deutschland keineswegs, konstatierte Dr. Rolf-Eugen König. Für die Tatsache, dass die "Bundesbürger neue Bäder wollen und brauchen", liefert die Marktforschung nach Aussage des stv. VDS-Vorsitzenden immer wieder konkrete Anhaltspunkte. Als jüngstes Beispiel erwähnte er die für knapp 65 Mio. Deutsche ab 14 Jahre repräsentative "Allensbacher Werbeträger Analyse 2007". Danach haben 5,3 Mio. Bundesbürger in den nächsten beiden Jahren Renovierungspläne im Bad, das damit bei 11 untersuchten Gebieten Platz 2 belege. Es stelle sich daher die Frage, warum existierender Bedarf und faktische Anschaffung momentan "offenbar weit auseinander klaffen.
Um das zu korrigieren, sei natürlich auch die Branche selbst im Obligo. König: "Wenn wir uns nicht intensiv darum bemühen, die Wünsche der Menschen einfach(er) zu erfüllen, werden sie zwar weiter von den neuen Bädern träumen, in sie aber nicht oder nur zögerlich investieren." Es komme entscheidend darauf an, der Bevölkerung problemlose, unkomplizierte, überschaubare und preislich transparente Wege zum Bad aufzuzeigen.
Konsequente Verbraucherorientierung heiße ferner, den demografischen Wandel sowie die Wohn- und Lebenswelten unterschiedlicher Generationen zu beachten. Stichworte wie Singlehaushalte, Best Ager, persönliche Gesundheitsvorsorge, betreutes Wohnen, barrierefreie Bäder und verantwortlicher Wassereinsatz machten die Komplexität des Themas, aber auch zugleich die Chancen für die Sanitärwirtschaft deutlich. Dabei skizzierte König exemplarisch drei Nachfragesegmente ".
- Bereich 1: Luxusbäder. 12,8 Mio. Bundesbürger von 18 bis 64 Jahre zählen nach einer Definition des Instituts für Demoskopie Allensbach zur Bevölkerungsgruppe der "Top 25". In einer repräsentativen Studie fanden die Marktforscher die für diese Schicht attraktivsten Güter und Ausstattungen heraus. Zur Wahl standen - unabhängig von den Kosten - insgesamt 35 Alternativen. Gemessen an den Voruntersuchungen eindeutig auf dem Vormarsch: das "Luxusbad". In der "Faszinations-Skala" rangiere es nun auf Platz 6. Zu einem solchen Traumbad gehöre laut einer weiteren Allensbach-Erhebung übrigens in erster Linie "Viel Platz". Dahinter folgen u.a. "Großer Lichtspiegel", "Große Wanne", "Beheizbarer Handtuchhalter" und "Viel Stauraum".
- Bereich 2: Den "noch lange nicht abgeebbten" Wellness- und Fitness-Trend. Dabei rückten das eigene Heim im Allgemeinen und das Bad im Besonderen zunehmend in den Fokus.
- Bereich 3: Bäder für die 50plus-Generation und speziell für Pflegebedürftige. Überzeugende Komfortlösungen im privaten wie im öffentlich-gewerblichen Umfeld seien eine "für uns prädestinierte Aufgabe".
Mobilisierung (auch) durch TV
Daher können Badprofis, resümierte König, mit ihren Kernkompetenzen wie zielgruppenorientierten Sortimenten, umfassenden Ausstellungspräsentationen, individueller Beratungs- und Servicequalität sowie fachgerechtem Einbau mit Gewährleistung gerade bei anspruchsvollen Renovierungsprojekten punkten. Allerdings müsse man den Verbrauchern diesen Vorsprung "immer wieder neu beweisen".
Deshalb gehe die Sanitärbranche auch im kommenden Jahr mit einer zentralen Maßnahme in die Publikumsoffensive: Am 20. September 2008 finde der nächste bundesweite "Tag des Bades" statt. Er rücke die ständigen Badausstellungen von Großhandel und Handwerk in den Mittelpunkt. Von der erstmaligen TV-Präsenz erwartet die VDS "besonders starke Mobilisierungseffekte". Das konkrete Instrument: fünf in der Woche vor der Veranstaltung jeweils unmittelbar vor der "Tagesschau" national ausgestrahlte Ankündigungsspots. Auch damit wolle man aktiv dazu beitragen, dass sich "der unstrittige Modernisierungsstau auflöst und aus Badwünschen endlich reale Badkäufe werden".
2008 "ein wenig günstiger"
Auf Basis der ifo-Marktdaten gab Pahl außerdem einen Überblick
über die Gesamtbranche der Haus- und Gebäudetechnik, zu der neben der
Sanitärwirtschaft die
Für 2008 sind die Prognosen "ein wenig günstiger". Für die komplette Haus- und Gebäudetechnik erwarte man um nominal 2% auf 38,3 Mrd. Euro wachsende Verkaufserlöse. Daran seien das Inland mit gut plus 1% (29,8 Mrd. Euro) und das Auslandsgeschäft mit über plus 4% (8,5 Mrd. Euro) beteiligt.
Positiv vermerkte Pahl, dass der mehrjährige Personalabbau in der Branche 2007 gestoppt wurde. Danach kann der Wirtschaftszweig die Mitarbeiterzahl mit geschätzten 407.000 stabilisieren. Auch für das nächste Jahr sei diese Größenordnung aus heutiger Sicht realistisch. Primär im Handwerk zeichne sich tendenziell sogar ein Fachkräftemangel ab, obwohl die Branche ihre "traditionell hohe Ausbildungsquote" von über 10% zumindest konstant halte.
Den seit Jahren registrierten Trend moderat steigender Unternehmenszahlen in der Haus- und Gebäudetechnik auf jetzt insgesamt knapp 51.000 bestätige ifo auch für 2007. Er beruhe - wie schon in den Vorjahren - auf den Neugründungen im Sektor "Handwerk/Installierende Betriebe".
siehe auch für weitere Informationen:
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siehe zudem:
- Sanitärobjekte, Whirlpools, Armaturen, Duschabtrennung, barrierefreies Bad und Badezimmer auf Baulinks
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