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Kölner Baumeister zeigen Ziegel-Architektur

  • Ziegel Zentrum Süd e.V. veranstaltete Exkursion zu den schönsten Kölner Ziegelbauten

(2.10.2006) Ein Gemeindezentrum als Ruhepunkt eines ganzen Stadtteils, ein Gotteshaus als Bürogebäude, ein altes Industrieareal umgebaut zu einem modernen Wohnquartier - der Kölner Raum hat architektonisch viel mehr zu bieten als gemeinhin angenommen. Das findet auch das Ziegel Zentrum Süd e.V. aus München. Die Organisation ist in ganz Süddeutschland im Rahmen seiner Hochschularbeit in den Fachbereichen Architektur und Bauingenieurwesen tätig. Jedes Jahr veranstaltet das Ziegel Zentrum Süd e.V. eine Professoren-Exkursion zu Architektur-Highlights, die mit dem traditionellen Baustoff Ziegel errichtet sind. 2006 standen Köln und Umgebung auf dem Programm (siehe Google-Maps). Mit Nikolaus Bienefeld, Peter Böhm und Paul Link präsentierten dabei Vertreter namhafter Architekten-Familien den eingeladenen Professorinnen und Professoren aus fünf Bundesländern ihre Bauwerke.

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Süddeutsche Professoren entdecken rheinische Ziegel-Baukunst (Bild vergrößern)

Heinz Bienefeld, Dominikus und Gottfried Böhm - drei renommierte Namen der deutschen Architekturgeschichte des 20. Jahrhunderts. Die Architektur-Exkursion des Ziegel Zentrum Süd e.V. stand ganz im Zeichen berühmter Kölner Baumeister. Nach Hamburg, der Ostseeküste Mecklenburg-Vorpommerns und Wien waren diesmal Köln und Umgebung als Ziel der jährlichen Professoren-Veranstaltung auf dem Programm. Die jährliche Fach-Exkursion ist Teil eines intensiven Austauschs zwischen Ziegelherstellern und Hochschulen aus dem süddeutschen Raum - organisiert und veranstaltet vom Ziegel Zentrum Süd e.V. aus München. Entgegen vieler Vorurteile bietet auch Köln, als im zweiten Weltkrieg schwer beschädigte Stadt, eine Vielzahl herausragender Bauwerke.

Gemeindezentrum als Ruhepunkt

Das Gemeindezentrum in Köln-Blumenberg wäre die umfangreichste Arbeit seines Lebens geworden, doch Architekt Heinz Bienefeld starb noch vor Fertigstellung des Gebäudes. Nach seinem Tod 1995 musste sein Sohn Nikolaus die Aufgabe meistern: das Erbe seines Vaters verteidigen und zugleich einen eigenen Weg finden. Nach einer Planungszeit von insgesamt acht Jahren ist mit dem Gemeindezentrum in Blumenberg ein Ruhepunkt für das gesamte Gebiet entstanden (siehe auch Fotos auf der Web-Site des Architekturbüros).

Besonders angetan zeigten sich die eingeladenen Architektur-Professoren von einem Frühwerk Heinz Bienefelds: der herrschaftliche Saal der Pfarrkirche St. Andreas in Wesseling. Dieser erweitert seit 1964 die kleine, neu-romanische Kirche und überzeugt durch eine klare Form und einfühlsame Details im Wand- und Bodenbereich.

Aus alt mach neu: Ein Industrieareal wird zum wohnlichen Stadtteil

In Hennef besichtigten die Architektur-Experten gleich ein ganzes Stadtgebiet. Das Architekturbüro Böhm baute ein altes, nicht mehr gebrauchtes Industrieareal zu einem städtischen Quartier um. Im Herzen der Kleinstadt ist so eine Wohnbebauung entstanden, die eigentlich keine mehr ist. Ein großer Platz, enge Gassen, eine gekonntes "Miteinander" von verschieden großen Wohnungen und Reihenhäusern, ergänzt durch Büros und Geschäfte - Peter Böhm hat hier einen ganzen Stadtteil erschaffen. Persönlich führte der Architekt die Exkursions-Teilnehmer durch das Stadtviertel, ein Quartier mit ganz eigenen Attributen. Hier trifft moderne Wohnqualität auf Industriegeschichte: So wurde auch ein altes, bestehendes Fabrikgebäude in das neue Gebiet integriert. Die eher streng gehaltenen Plätze - begrenzt von homogenen Ziegelfassaden - bilden einen interessanten Kontrast zu den kleinen, idyllischen Gärten. Komplett autofrei gehalten wird die Siedlung zu einem Ort, an dem zu leben Freude macht.


Ein ganzes Stadtviertel besichtigen die eingeladenen Architektur-Experten in Hennef: das Wohnquartier Chronos.

Mit dem Wohnquartier Chronos bewies Peter Böhm, dass er einiges von seiner berühmten Architekten-Familie lernen konnte. Vater Gottfried ist der bisher einzige Deutsche, der je mit dem begehrten "Nobelpreis der Architektur", dem amerikanischen Pritzker-Preis, ausgezeichnet wurde. Und sein Großvater Dominikus Böhm gilt als einer der bedeutendsten deutschen Kirchenbaumeister des 20. Jahrhunderts. Die Leidenschaft für Architektur gab Dominikus Böhm aber nicht nur in seiner eigenen Familie weiter: Auch Heinz Bienefeld und Rolf Link galt er als einflussreicher Lehrmeister. So übernahm Link seinerzeit für Dominikus Böhm die Bauleitung der Kirche Maria-Königin in Köln-Marienburg. Die persönliche Führung des "Böhm-Schülers" erlaubte den Exkursions-Teilnehmern tiefe Einblicke in die Zeitgeschichte der Architektur. Eine "Zeitreise" voller wertvoller Erkenntnisse, die die Hochschullehrer an ihre Studenten weitergeben können.

Wohnen, arbeiten und diskutieren im Gotteshaus

Ein weiteres schönes Beispiel rheinischer Ziegel-Baukultur ist das Atelier Link in Köln-Rondorf. "Architektur muss den Menschen Reinheit, Großzügigkeit und Emotionalität geben, die mit allen Sinnen erlebbar ist", erläuterte Paul Link das Credo seiner Familie, die seit 1958 namhafte Wohn- und Arbeitswelten schafft. Und das sieht dann so aus: Ein altes Gotteshaus, die ehemalige Rondorfer Kirche "Heilige Drei Könige", wurde mit viel Fingerspitzengefühl zu einem Büro- und Wohnhaus umgebaut. Im ehemaligen Kirchturm sind jetzt vier Maisonette-Wohnungen untergebracht, die insgesamt 13 Personen Wohnraum bieten und ein einzigartiges Wohn-Erlebnis ermöglichen. Gearbeitet wird im früheren Kirchenschiff, das die Architekten Link selbst als stilvolles Atelier nutzen. "Das wir die ehemalige Kirche überhaupt in ihrer Funktion verändern durften, hat uns jahrelange Verhandlungen mit Behörden und Kirchenvertretern gekostet", erklärte Rolf Link und freut sich, dass sich die Bemühungen ausgezahlt haben.

Insgesamt zeigten sich die süddeutschen Professoren während ihrer viertägigen Reise beeindruckt von der rheinischen Ziegel-Baukunst. "Alle Teilnehmer haben die Exkursion als gut oder sehr gut bewertet", so Architektin Waltraud Vogler, die als Geschäftsführerin des Ziegel Zentrum Süd e.V. die Exkursionen persönlich begleitet. "Besonders freut uns, dass es in diesem Jahr gelungen ist, Mitglieder so bedeutender deutscher Architekten-Familien für eine gemeinsame Veranstaltung zu gewinnen." Dies ist das Ergebnis monatelanger Vorbereitung und harter Arbeit. Aber der Aufwand zahlt sich jedes Jahr aus: "Die Exkursionen des Ziegel Zentrum Süd e.V. liefern uns Ideen und Eindrücke, die wir hervorragend in unsere Vorlesungen integrieren können", erklärt Exkursions-Teilnehmer Professor Schenk von der Hochschule Konstanz. Und das sorgt für jährlich hohe Teilnehmer-Zahlen und für großes Interesse an einer Zusammenarbeit mit dem Ziegel Zentrum Süd e.V..

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