Entwurfsseminar für Architektur-Studenten: Raumideen aus Ton
(8.8.2007) Eine ungewöhnliche Seminar-Form führte das Ziegel Zentrum Süd im Juni für Architektur-Studenten der FH Augsburg durch: ein Entwurfsseminar, bei dem Arbeitsmodelle aus Ton geschaffen wurden. Unter dem Motto "Raum Inter Aktionen" nahmen rund 30 Architektur-Studenten an dem Workshop auf der Museumsinsel Hombroich in Neuss (NRW) teil. Unter der Leitung von Professor Georg Sahner entwarfen sie in drei arbeitsintensiven Tagen eine Bibliothek für einen fiktiven, privaten Buchsammler. Am Beispiel von Stufen-Raum-Objekten untersuchten die Studenten die Beziehung zwischen Formen, Übergängen und Hierarchien im räumlichen Aufbau.
Komplexe Raumzusammenhänge wurden zuerst zeichnerisch festgehalten, danach in kleinen Pappmodellen ausprobiert und schließlich an großen Arbeitsmodellen aus Ton vertieft. "In den drei produktiven Tagen sind die Studenten an die Grenze des Leistbaren gegangen und die Ergebnisse sind zum Teil gigantisch", resümiert Professor Sahner von der FH Augsburg. Er leitete das Seminar in der Raketenstation der Stiftung Museum Insel Hombroich. Das Ziegel Zentrum Süd (München) übernahm im Rahmen seiner Hochschularbeit den Großteil der Kosten und sorgte für den reibungslosen Seminarablauf und ein interessantes Rahmenprogramm vor Ort.
Raummodelle aus Ton
Die Gesamtnutzfläche der Bibliothek von circa 300 Quadratmetern sollte Platz für einen Leseraum, einen Buchsammlungsraum sowie eine Kunstsammlung und soziale Events bieten. Die angehenden Architekten entwickelten zuerst zeichnerisch ein Raumkonzept. Komplexe Zusammenhänge der mehrgeschossigen Raumfolgen - die durch Rampen und zum Teil virtuos geführte Treppen verbunden wurden - mussten in ersten Modellen aus Pappe und kleinen Massenmodellen aus Ton untersucht werden. Anschließend modellierten die Studenten die Raummodelle aus vorbereiteten Tonplatten. Die zufällig zusammengestellten Teams aus zwei Personen stellten Modelle her, die eine konkrete Raumidee möglichst präzise dreidimensional vermitteln und ein anspruchsvolles Beispiel moderner Architektur in Ziegelbauweise darstellen sollten. "Die Konkurrenzsituation und der sportliche Wettbewerb, der zwischen den Teams entstanden ist, sind meiner Meinung nach wichtig für eine konstruktive Arbeit", erläutert Sahner.
Professionelle Anleitung
Für die Entwurfsaufgabe, die in extrem kurzer Zeit durchgeführt werden sollte, spielte die Betreuung und Anleitung eine besondere Rolle. Professor Sahner, der selbst ein Architekturbüro in Stuttgart leitet, vermittelte den Studenten anschaulich die gestellte Aufgabe. Zusammen mit den Architektinnen Nicole Pflug-Dämpfling und Waltraud Vogler vom Ziegel Zentrum Süd betreute er die Teilnehmer während des Seminars. "Es ist ein schöner Kontakt zwischen Studierenden und Betreuern entstanden", erläutert Sahner. Für die praktische Tonverarbeitung stand mit Wolfgang Sturm ein pädagogisch erfahrener Keramikmeister der Firma Girnghuber den Studenten mit Rat und Tat zur Seite. Dipl.-Ing. Jörg Steinbrink - seines Zeichens Architekt und Stadtplaner mit Büros in Stuttgart und Weil am Rhein - nahm als Gastkritiker an der entscheidenden Endphase des Seminars teil und brachte den wichtigen Blick des Außenstehenden mit ein.
Besonderer Ort für besondere Ideen
Mit einer ausführlichen Führung durch das Gelände der Raketenstation der Stiftung Museum Insel Hombroich starteten die Studenten ihren Workshop. Die ehemalige NATO-Station und heute Veranstaltungsort und Künstlertreff stellte das ideale Umfeld für einen Architektur-Workshop dar: Neben architektonischen Sehenswürdigkeiten bietet sie mit ihren Ateliers, Arbeits- und Veranstaltungsräumen ein anregendes und abgeschiedenes Umfeld, in dem die Studenten konzentriert an ihren Ideen arbeiten konnten. Die Teilnehmer übernachteten im "Fontanahaus", arbeiteten im "Veranstaltungssaal" und wurden vom "Kloster" aus verköstigt. Fontanahaus und Kloster sind beides Werke des Bildhauers Erwin Heerich, der sich in Hombroich bis zu seinem Tode im Jahre 2004 durch eine Anzahl weithin beachteter "Raumskulpturen" auch als Architekt betätigte. Marina Weißenburger, Studentin der FH Augsburg, ist begeistert: "In diesem inspirierenden Umfeld ist man vollkommen konzentriert auf die Arbeit und so waren es ein paar richtig arbeitsintensive, aber schöne Tage."
Das Ergebnis des produktiven Wochenendes kann sich sehen lassen. Die Modelle wurden nach dem Trocknen von einer Töpferei in Mönchengladbach gebrannt und im Juli nach Augsburg transportiert. Dort sind sie im Herbst 2007 zusammen mit den Zeichnungen in einer Ausstellung im Architekturmuseum zu sehen. "Die Ergebnisse sind wirklich beachtlich und die Studenten haben durch die intensive Arbeit mit Ton ein für die meisten neues Material für Arbeitsmodelle erlebt. Die komplexen Raumgefüge, die dabei entstanden sind, eignen sich in gebrannter Form erfahrungsgemäß bestens als Exponate für Architektur-Ausstellungen", fasst Waltraud Vogler, Geschäftsführerin des Ziegel Zentrum Süd, die Veranstaltung zusammen.
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siehe zudem:
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