IG BAU für Sonnenschutz-Richtlinie
(9.9.2005) Mit Bedauern hat die IG Bauen-Agrar-Umwelt das Abstimmungsverhalten der konservativ-liberalen Mehrheit im Europaparlament gegen den Schutz von Arbeitern vor durch Sonneneinstrahlung verursachten Hautkrebs zur Kenntnis genommen: "In Brüssel hat sich wie in Deutschland eine schwarz-gelbe Negativkoalition zusammen gefunden, um ein vernünftiges Vorhaben, das von allen Regierungen in Europa - auch von den konservativ geführten - getragen wird, erst lächerlich zu machen und dann zu Fall zu bringen", sagte eine Sprecherin der IG BAU am 7. September in Frankfurt. (Wir hatten das Thema hier schon unter dem Titel: "Zirkuszelte, Sonnenschirme, Sombreros und Siesta zukünftig auf jeder Baustelle?")
"Es sind namentlich deutsche Unions-Europa-Abgeordneten, die sich vor den Karren einer unverantwortlichen populistischen Kampagne gespannt haben, mit dem Ziel, sinnvolle Arbeitschutzregeln zu verhindern", so Annelie Buntenbach, Abteilungsleiterin beim IG BAU-Bundesvorstand. 100.000 Neuerkrankungen an Hautkrebs pro Jahr allein in Deutschland dürften nicht bagatellisiert werden. Bei ganztägiger Arbeit im Freien ist die UV-Strahlenbelastung fünfmal höher als in Innenräumen. Bauarbeiter und andere Menschen, die im Freien arbeiten müssen, haben deshalb ein verdoppeltes Hautkrebsrisiko. Viele Betroffene wissen das nicht. Einfache Schutzmaßnahmen und Aufklärung könnten hier viel bringen; sie werden aber häufig unterlassen, weil sie den Arbeitgebern zu teuer sind.
"Es geht bei der in vielen Kommentaren als bürokratisch diffamierten Richtlinie nicht um Regelungswut und praxisferne Gesetze, sondern um die Gesundheit und das nackte Leben von Menschen, die körperlich hart arbeiten und dabei stunden- und tagelang der heißen Sonne ausgesetzt sind", erklärte Buntenbach. Möglicherweise sei das im klimatisierten Abgeordnetenbüro und in manchen Redaktionsstuben nicht nachvollziehbar.
Die IG BAU werde sich im nun anstehenden Vermittlungsverfahren dafür einsetzen, dass wenigstens Informationspflichten über die schädliche Wirkung von ungeschützter Sonneneinstrahlung für den Arbeitgeber eingeführt werden. Ungeachtet der gerade von deutschen Arbeitgeberverbänden und der Wirtschaftslobby laufenden Diffamierungskampagne gegen die Richtlinie werde schon jetzt von aufgeklärten Betriebsräten und Firmeninhabern viel getan, um das Arbeiten in der Sonne zu erleichtern und den betrieblichen Gesundheitsschutz zu fördern: "CDU und CSU kennen mal wieder die Wirklichkeit in den Betrieben nicht und rennen gegen Windmühlen an, um sich auf Kosten der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer zu profilieren", sagte Annelie Buntenbach.
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