Putz schluckt jetzt Wärme
(10.2.2005) Die maxit Deutschland GmbH bietet einen neuartigen Gipsputz an, der mit einer die Raumtemperatur regulierenden Wirkung sommerliche Überhitzungseffekte vermeiden hilft. Der Putz auf Basis von Gips und mineralischen Zuschlägen enthält mikroverkapseltes Paraffin als ein effektiv Überschusswärme speicherndes Material.
Thermisch "leichte" Gebäude heizen sich im Sommer tagsüber sehr schnell auf, die Wärme aufgrund von Sonneneinstrahlung und Abwärme von Menschen und Geräten kann kaum von kühlen Bauteilen absorbiert werden. Abhilfe bieten hier Latentwärmespeicher-Materialien, die schon in dünnen Schichten enorm viel Wärme auf gleich bleibendem Temperaturniveau absorbieren können. Paraffin ist ein solcher Latentwärmespeicher (PCM: Phase-change-Material), das in kleinteiligen Strukturen eingepackt werden kann - in so genannte Mikrokapseln aus Kunststoff mit Durchmessern zwischen 1/200 und 1/50 Millimeter. In zwei vom Bundesministerium für Wirtschaft und Arbeit (BMWA) geförderten Verbundprojekten war untersucht worden, wie mikroverkapseltes Paraffin in unterschiedlichen, handelsüblichen Baustoffen (Innenputze, Spachtelmassen oder Gipskartonplatten) einsetzbar ist. Beteiligt waren auch Unternehmen der Baustoffbranche wie Sto, Knauf, DAW, BASF und maxit. In einigen Pilotprojekten konnte die Temperatur puffernde Wirkung von PCM-Baustoffen an realen Gebäuden demonstriert werden.
Die BASF hat bereits Ende letzten Jahres mit der Vermarktung des PCM-Rohstoffs begonnen. Dr. Ekkehard Jahns, im Bereich Bauchemie mit der Entwicklung des mikroverkapselten Paraffins befasst, sieht aber die Vermarktung noch in den ersten Anfängen: "Noch ist die Nachfrage auf eher bescheidenem Niveau. Doch das Interesse von Planern und Architekten soll mit gezielten Aktionen verstärkt werden."
Jetzt kommt vielleicht Bewegung in das Thema PCM-Baustoffe: Anfang Februar hat maxit Deutschland GmbH einen PCM-haltigen Putz offiziell in sein Produktsortiment aufgenommen: Bei dem Gips-Maschinenputz mit dem Produktnamen "maxit clima" sind die mikroverkapselten Paraffine auf eine Phasenwechseltemperatur von 24° bis 26°C eingestellt. Der Spezialputz nimmt fast 5-mal mehr Wärme auf als herkömmlicher Innenputz – eine 3 cm starke Putzschicht kann sommerliche Überhitzungseffekte deutlich begrenzen. Allerdings muss dabei der PCM-Putz per Nachtlüftung immer wieder "entladen" werden. Da Paraffin brennbar ist, wurde der Putz in die Brandschutzklasse B2 eingestuft, er erfüllt jedoch mit einer Feuer hemmenden Beschichtung (Dämmschichtbildner) auch die Anforderungen der Brandschutzklasse B1.
siehe auch:
- „Comfortboard 23“: Neue Gipsplatte von Knauf mit Latentwärmespeicher-Funktion (1.7.2014)
- PCM-Fluide verdoppeln die Energiedichte (21.12.2012)
- Forschungsbericht: Einsatz von PCM in Holzbauten und Holzbauteilen (4.2.2010)
- Latentwärme-Speicherplatte speziell für abgehängten Decken (12.11.2009)
- BINE-Themeninfo „Latentwärmespeicher in Gebäuden“ (5.11.2009)
- weitere Details...
ausgewählte weitere Meldungen:
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- Wand reguliert Wärme mittels Latentwärmespeichern (6.11.2002)
siehe zudem:
- Literatur / Bücher zu den Thema Putz bei Amazon.de
- Putze und Putzersatz auf Baulinks