Public-Private Partnership in Forschung, Lehre und Transfer
- Hochschule Bremerhaven und Bremerhavener Entsorgungsgesellschaft mbH gründen Institut für Public-Private Partnership. Mit einer Stiftungsprofessur soll die Forschung in diesem Bereich unterstützt und ausgebaut werden.
(13.10.2004) Wissenschaft, Wirtschaft und Gesellschaft befinden sich derzeit in einem umfassenden Modernisierungsprozess. In diesem Zusammenhang ist Public-Private Partnership in der Forschung eine neue Form der Kooperation zwischen Wissenschaft und Wirtschaft. Die öffentlich finanzierte Wissenschaft und die private Wirtschaft gehen dabei eine enge Vernetzung ein, die über einzelne Forschungsprojekte hinaus geht und sich vor allem durch eine längerfristig institutionalisierte Zusammenarbeit auszeichnet. Diesen neuen Weg gehen jetzt die Bremerhavener Entsorgungsgesellschaft mbH (BEG) und die Hochschule Bremerhaven. Die BEG finanziert der Hochschule die Einrichtung einer Professur "Public-Private Partnership" mit dazugehörigem Institut. "Wir sind überzeugt, dass die Hochschule Bremerhaven die Kompetenz, die Effizienz und den Elan mitbringt, um dieses Thema voranzubringen. Was derzeit fehlt, ist eine unabhängige Instanz, die beide Seiten einer Public-Private Partnership in die Lage versetzt, miteinander ausgewogene Verträge zu schließen", erklärt Jörg Borkowsky, Geschäftsführer der BEG. "Wir freuen uns über das große Vertrauen, welches die BEG in die Hochschule Bremerhaven setzt. Zusammen wollen wir die Chancen und Möglichkeiten, die PPP für die Region bietet, entwickeln", sagt Rektor Prof. Dr. Josef Stockemer.
Ein Kooperationsvertrag zwischen BEG und Hochschule regelt die zukünftige Zusammenarbeit. Dabei stellt die BEG für die Einrichtung der Professur und des PPP-Instituts 400.000 EUR in den Jahren 2005 bis 2009 zur Verfügung. Die Hochschule wird nach Ablauf der Förderung die Professur in den Stellenplan übernehmen und weiterführen. Arbeitsschwerpunkte der Stiftungsprofessur soll die Forschung im PPP-Bereich, die Einrichtung des Instituts und die Konzeption eines Master-Studiengangs "Privat-Public Partnership" sein. Das Institut wird für Beratung und andere Dienstleistungen zur Verfügung stehen und somit Partnern aus Industrie und Kommunen als neutraler Vermittler dienen. Der Studiengang hat zur Aufgabe, Studierende, die bereits über einen ingenieurtechnischen Diplom- oder Bachelor-Abschluss verfügen, für diese Aufgaben weiter zu qualifizieren.
"Insbesondere das Institut für Public-Privat Partnership soll als unabhängige Einrichtung informieren, beraten und dazu beitragen, Unsicherheiten und Ängste über den Abschluss von Verträgen zwischen Wirtschaft und Öffentlicher Hand abzubauen", so Prof. Dr. Dieter Lompe, Dekan des Fachbereichs 1 Technologie an der Hochschule Bremerhaven und verantwortlicher PPP-Projektleiter. Die Beratung zur Ausgestaltung von PPP-Verträgen sowie die neutrale Bewertung von Verträgen in Bezug auf eine partnerschaftliche Verteilung von Chancen und Risiken soll dabei eine wesentliche Rolle spielen. "Diese Angebote sollen u.a. an Vertreter von Kommunen und entsprechenden Fachfirmen gerichtet werden, aber auch Fachverbände und politische Entscheidungsträger sollen über die Angebote des Instituts informiert werden", beschreibt Prof. Lompe die Planungen.
Das vorgesehene PPP-Institut soll mit technischem, betriebswirtschaftlichem und juristischem Know-how ausgestattet sein, um als kompetenter Ansprechpartner agieren zu können. Die BEG will bei der Institutseinrichtung beraten und unterstützen.
Public-Private Partnership kann sich auf viele Bereiche beziehen. Die Zusammenarbeit zwischen öffentlicher Hand und privater Wirtschaft ist mittlerweile auf allen Verwaltungsebenen ein verbreitetes Instrument zur Erfüllung öffentlicher Aufgaben geworden. In vielfältigen Rechts- und Organisationsformen erfolgt eine Zusammenarbeit etwa im Bereich der Versorgungs- und Entsorgungswirtschaft, im Krankenhausbereich, in der Kinder- und Jugendhilfe, im öffentlichen Personennahverkehr oder in der Bauleitplanung. In Bremerhaven wird sich PPP an den ingenieurtechnischen Kompetenzen der Hochschule Bremerhaven orientieren. Aus dem bestehenden Studiengang Versorgungstechnik und Anlagenbetriebstechnik heraus soll das Institut und der neue Master-Studiengang gebildet werden. Zunächst ist ein enger fachlicher Bezug zur Versorgungstechnik und Entsorgungstechnik geplant. Vorgesehene Anwendungsgebiete liegen im Bereich der Ver- und Entsorgung von Kommunen sowie im Betreiben öffentlicher Gebäude und Einrichtungen der Infrastruktur oder des Verkehrs.
Die Hochschule Bremerhaven kann - dank der BEG-Förderung - die vierte Stiftungsprofessur einrichten. Bereits im Jahr 1995 förderten Unternehmen der Bremerhavener und Bremer Wirtschaft die erste Stiftungsprofessur für Fertigungstechnik, 1998 die zweite Stiftungsprofessur für Betriebswirtschaftslehre mit dem Schwerpunkt Controlling für den Mittelstand und 2003 die dritte Stiftungsprofessur für Mediendesign und Medienproduktion.
Kurzinformation über die Partner:
Die Bremerhavener Entsorgungsgesellschaft mbH (BEG) ist ein breit aufgestelltes Ent- und Versorgungsunternehmen in der Wirtschaftsregion Bremerhaven. Die BEG betreibt ein Müll-Heiz-Kraftwerk, zwei Kläranlagen und eine Deponie. Darüber hinaus zeichnet die BEG mit ihrer Tochter BEG logistics GmbH für Sammlung und Transport von Haus- und Gewerbeabfall sowie für Wartung und Betrieb des Bremerhavener Kanalnetzes verantwortlich. Zusammen mit der Tochtergesellschaft beschäftigt die BEG-Gruppe rund 280 Mitarbeiter. Die BEG befindet sich seit Anfang 2003 zu 74,9% in privatwirtschaftlicher Hand, 25,1% sind im Besitz der Stadt Bremerhaven verbleiben.
Die Hochschule Bremerhaven blickt auf eine über hundertjährige Ausbildungstradition zurück. Ihre Vorgängereinrichtungen sind die 1879 errichtete Navigationsschule Geestemünde und das 1884 eingeweihte Städtische Technikum. An der 1975 gegründeten Hochschule studieren heute 2.350 junge Menschen in Studiengängen, die auf Wirtschaft und Technik konzentriert sind. Die Abschlussmöglichkeiten sind vielfältig. Neben dem Diplom werden auch internationale Abschlüsse wie Bachelor und Master angeboten. In der Region ist die Hochschule durch intensive Praxisbezüge verankert. Die Studiengänge richten sich mit ihrer Lehre und Forschung an den Bedürfnissen der Praxis aus und geben Impulse für zukunftsweisende Entwicklungen. Die meisten Abschlussarbeiten entstehen in Kooperation mit Unternehmen und leisten einen Beitrag zur Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit der Wirtschaft.
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