BDZ: Erneuter Einbruch des Zementabsatzes in 2002
(14.2.2003) Die lahmende Baukonjunktur und die allgemeine Wachstumsschwäche in Deutschland haben den deutschen Zementherstellern im zurückliegenden Jahr 2002 einen erneuten deutlichen Absatzrückgang beschert. Mit Kosteneinsparungen und Kapazitätsabbau muss die Branche auf die anhaltende Krise reagieren, zumal ein immer härterer Preiswettbewerb zusätzlich auf die Ertragslage drückt. Für 2003 erwartet Dr. Michael Weißenborn, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes der Deutschen Zementindustrie (BDZ), keine Wende zum Besseren: "Es fehlen nennenswerte Impulse". Dabei gebe es enormen Baubedarf, sowohl im Bereich des Infrastrukturausbaus als auch beim Wohnungsbau. Es wäre daher ein völlig falsches Signal, wenn beispielsweise die Eigenheimzulage gekürzt würde. Bei einer Verwirklichung mancher steuerpolitischer Vorhaben der Bundesregierung würden die vielen Bauwilligen in der Bevölkerung vermehrt von einer Wohneigentumsbildung abgeschreckt, die durch hohe Arbeitslosigkeit und ungünstige Konjunkturaussichten ohnehin verunsichert sind.
Nach den jüngsten vorläufigen Zahlen geht der BDZ für das Jahr 2002 von einer Verminderung des Zementverbrauchs um rund 8 Prozent aus, von ca. 31,1 Mio. Tonnen im Jahr 2001 auf nur mehr ca. 28,6 Mio. Tonnen. Bereits im Jahr 2000 war ein Rückgang um rund 13 Prozent gegenüber 1999 (von 35,8 Millionen Tonnen auf 31,1 Millionen) zu verzeichnen gewesen. Für 2003 rechnet der Verband mit einer ungebremsten Fortsetzung des Abwärtstrends. Dr. Weißenborn erwartet einen weiteren Einbruch um nochmals etwa 8 Prozent.
Für 2002 zeigen sich regional unterschiedliche Tendenzen: Der Inlandsversand der Verbandsmitglieder in den alten Bundesländern rutschte von 21,4 Mio. Tonnen im Jahr 2001 auf 19,3 Mio. Tonnen im Jahr 2002, das entspricht einem Minus von 9,6 Prozent. Die Zementhersteller im Osten der Republik konnten hier hingegen ein leichtes Plus von 1,5 Prozent verzeichnen (3,96 Mio. Tonnen in 2002 gegenüber 3,90 in 2001). Diese Entwicklung ist allerdings nicht Folge eines unterschiedlichen Verlaufs der Baukonjunktur in beiden Landesteilen, sondern resultiert aus erhöhten Lieferungen von Ost nach West.
Aufgrund des dramatischen Preisverfalls wurde im vergangenen Jahr der deutsche Markt für ausländische Anbieter weitgehend uninteressant. Weißenborn: "Der Importdruck aus dem Ausland, speziell aus Osteuropa, hat deutlich nachgelassen". Die Zementeinfuhren sind in den ersten 11 Monaten 2002 um mehr als ein Drittel zurückgegangen.
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ausgewählte weitere Meldungen:
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- Institut der deutschen Wirtschaft Köln zur Baukonjunktur: Das Trauerspiel dauert an (6.12.2002)
- DIW zur Bauwirtschaft: Statt Stabilisierung erneut kräftige Einbrüche 2002, 2003 und Folgejahre (8.11.2002)
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