ifo Institut für Wirtschaftsforschung e.V.: Baukonjunktur bleibt Wachstumsbremse in Europa
(7.12.2002) Am 5. und 6. Dezember 2002 fand in München die 54. Euroconstruct-Halbjahreskonferenz statt. Sie wurde vom ifo Institut für Wirtschaftsforschung als deutschem Partner dieses bereits seit 1975 bestehenden Netzwerkes organisiert. Im Mittelpunkt der Konferenz datand als Standardthema die Entwicklung der Baukonjunktur in Europa. Bei aller Unterschiedlichkeit von Lage und Entwicklung in den 19 einbezogenen west- und mittelosteuropäischen Staaten bleibt doch als Ergebnis für das Gesamtgebiet festzuhalten: 2002 wird der europäische Bausektor über Stagnation nicht hinauskommen, weil die Rezession in Deutschland, aber auch in anderen westeuropäischen Ländern sowie in Mittelosteuropa noch andauert. Vor allem der "gewichtige" Wohnungsbau zieht in vielen Ländern noch kräftig nach unten. Für 2003 erwarten die Euroconstruct-Experten nur eine ganz leichte Erholung, für 2004 und für das in einem Ausblick einbezogene Jahr 2005 zeichnet sich aber eine allmähliche Besserung ab. Die Bauwirtschaft wird im Prognosezeitraum nicht wieder zur europäischen Konjunkturlokomotive werden, weil im Durchschnitt nur eine ganz moderate Erholung zu erwarten ist. In Westeuropa geht der Bauanteil am Bruttoinlandsprodukt weiter zurück, in Mittelosteuropa steigt er dagegen ab 2003 wieder an.
Das Schwerpunktthema der Konferenz beschäftigte sich mit der Planung, Finanzierung und Durchführung sowie mit dem Betrieb von Infrastrukturprojekten durch private Unternehmen in Deutschland und in ausgewählten europäischen Staaten. Während die meisten europäischen Länder bei Public-Private-Partnership (PPP) schon auf langjährige, aber gar nicht immer positive Erfahrungen zurückblicken können, kommen Diskussion und Umsetzung in Deutschland erst ganz allmählich auf Touren. In Anbetracht der schwierigen konjunkturellen Lage setzt die deutsche Bauwirtschaft große Erwartungen in die Privatisierung von größeren Infrastrukturprojekten, mit der insbesondere der Ausbau des Straßen- und Schienennetzes rascher vorangetrieben werden könnte. Die behaupteten Effizienzvorteile gegenüber einer staatlichen Planung und Durchführung stoßen bei vielen Fachleuten und auch bei den Rechnungshöfen allerdings häufig auf deutliche Skepsis. Man wird wohl noch eine ganze Reihe von Projekten durchführen und Erfahrungen beim privaten Betrieb von Infrastrukturprojekten sammeln müssen, um diese politische Schlüsselfrage abschließend klären zu können.
siehe auch:
ausgewählte weitere Meldungen:
- Institut der deutschen Wirtschaft Köln zur Baukonjunktur: Das Trauerspiel dauert an (6.12.2002)
- DIW zur Bauwirtschaft: Statt Stabilisierung erneut kräftige Einbrüche 2002, 2003 und Folgejahre (8.11.2002)
- Bauhauptgewerbe im September 2002: -0,4% Aufträge; -11,2% Beschäftigte (23.11.2002)
-
Rückgang der
Baugenehmigungen für Wohnungen von Januar bis September 2002 (18.11.2002)
- Bauindustrie für "Public-Private-Partnership" im öffentlichen Hochbau (12.11.2002)