Tarifrunde 2002 im Baugewerbe: 4,5 Prozent für Ost und West
(17.1.2002) Mit einem deutlichen Bekenntnis für eine gemeinsame Tarifrunde in Ost und West, in der Einkommen und Beschäftigung gestärkt werden sollen, hat die Bundestarifkommission der Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt am 17.1. in Frankfurt ihre Tarifforderungen beschlossen.
Der Stellvertretende IG-BAU-Vorsitzende Ernst-Ludwig Laux erklärte im Anschluss, die Gewerkschaft wolle Löhne, Gehälter und Ausbildungsvergütungen um 4,5 Prozent anheben und eine einheitliche Lohntabelle für ganz Deutschland mit den Arbeitgebern vereinbaren.
Um die gesetzlichen Maßnahmen gegen Schwarzarbeit und illegale Beschäftigung tarifpolitisch zu flankieren, fordert die Gewerkschaft im zweiten Anlauf die verbindliche Einführung der "Bau-Card" noch in diesem Jahr. "Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser", erklärte Laux. Bereits in der letzten Tarifrunde wurde von den Tarifparteien grundsätzlich vereinbart, einen fälschungssicheren, maschinenlesbaren Sozialversicherungsausweis einzuführen, der es den Baustellen-Kontrolleuren effektiver ermöglicht festzustellen, wer sich zu Recht und zu Unrecht auf der Baustelle aufhält. "Die Branche muss sich an den eigenen Haaren aus dem Sumpf der Illegalität ziehen, sonst nützen uns die ganzen schönen Gesetze aus Berlin wenig", appellierte Laux an die Arbeitgeber.
Ebenso solle ein in den neuen und alten Bundesländern einheitlicher Mindestlohn festgelegt werden, der nach Tätigkeit in mehrere Gruppen differenziert werden könne. "Ziel ist ein funktionierendes Tarifsystem, das dem Dumpingwettbewerb zwischen Ost und West sowie mit dem europäischen Ausland Grenzen setzt", sagte Laux. Der Tarifvertrag müsse "europatauglich" gemacht werden. "Dies erreichen wir durch die aktive Gestaltung möglichst einheitlicher, vergleichbarer und dadurch einfach anzuwendender Regeln in einem europäischen Markt und nicht durch einen Wettlauf nach den billigsten Konditionen", erklärte Laux. Die neue gemeinsame Währung könne sich dabei als sehr nützlich erweisen für die Arbeitnehmer.
Der IG BAU-Vize begründete die Lohnforderung seiner Gewerkschaft ökonomisch mit einer für das nächste Jahr zu erwartenden Preissteigerung von zwei Prozent und einer voraussichtlichen Produktivitätssteigerung von 2,5 Prozent. "Wir wollen trotz schwieriger Wirtschaftslage die Bauleute nicht abkoppeln von notwendigen Einkommenssteigerungen. Deutschland ist nämlich auch deswegen in Europa beim Wachstum hintendran, weil die Löhne in den letzten zwei Jahren zu schwach angestiegen sind", betonte Laux.
Die Vernichtung von Arbeitsplätzen am Bau sei im vergangenen Jahr mit einem Minus von 100.000 ein "Negativrekord ausgerechnet in dem Jahr, in dem mit 1,6 Prozent (West) die niedrigste Lohnerhöhung seit Jahren stattfand", sagte der stellvertretende IG BAU-Vorsitzende: "Das Argument der Arbeitgeber und der sogenannten Experten, dass nur Lohnzurückhaltung oder sogar Verzicht die Arbeitsplätze sicher macht, ist von der Wirklichkeit schmerzhaft widerlegt worden."
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