Hauptverband der Deutschen Bauindustrie: Hohe Diesel-Preise treiben Baufirmen in die roten Zahlen
(15.9.2000) "Die derzeit in schwindelnde Höhe kletternden Kraftstoffpreise lenken Baufirmen in eine wirtschaftliche Sackgasse." Der Hauptgeschäftsführer des Hauptverbandes der Deutschen Bauindustrie, RA Michael Knipper, appellierte deshalb heute in Berlin an die öffentlichen Auftraggeber, den Baufirmen vertragliche Zugeständnisse zu machen, damit die immensen Kostensteigerungen für Diesel, Bitumen und andere Mineralölprodukte aufgefangen werden können. Unter den steigenden Kraftstoffpreisen hätten vor allem Auftragnehmer zu leiden, die mit Bund, Länder und Kommunen vor ein bis zwei Jahren langfristige Baukontrakte abgeschlossen und darin keine Gleitklauseln für Stoffpreise aufgenommen hätten. Diese Unternehmen würden nun bei den ohnehin am Bau geringen Umsatzrenditen in die roten Zahlen getrieben.
Nach der Bundeshaushaltsordnung (BHO) sei es möglich, bestehende längerfristige Verträge nachträglich zu ändern, um den "Vertragspartner des Bundes vor einer Verschlechterung seiner wirtschaftlichen Situation zu bewahren", stellt Knipper fest. Praktiziert wurde dies bereits während der Ölkrise Anfang der 70er Jahre, als der Bund gemäß BHO auf dem Wege der Billigkeit mit Auftragnehmern schon geschlossene Langfrist-Kontrakte wegen der explodierenden Ölpreise angepasst und die Verträge mit Gleitklauseln ergänzt hatte.
Von der gegenwärtigen Kraftstoffverteuerung besonders betroffen sind Bausparten, in denen massenweise Erde, Bauabfälle und Baustoffe mit schweren Baumaschinen zu bewegen und zu transportieren sind. Dazu gehören Straßenbau, Wasserbau und Deponiebau. Insgesamt werden am Bau jährlich Baustoffe und Bauabfälle mit einem Gewicht von fast einer Milliarde Tonnen bewegt, darunter 700 Mio. Tonnen sogenannte primäre mineralische Baustoffe wie Kies und Sand. Nach der Faustformel, dass für den Transport von einer Tonne Masse ein halber Liter mineralischer Kraftstoff verbraucht wird, und unter der Annahme, dass der Dieselpreis seit dem Frühjahr des vergangenen Jahres um etwa 70 % gestiegen ist, löst das bei den genannten Mengen einen Kostenschub um rund 840 Mio. DM aus.
Einen noch größeren Sprung machen die jährlichen Mehrkosten im Asphalt-Straßenbau. Der Bitumenpreis hat sich seit Mai vergangenen Jahres nahezu verdreifacht.
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