Norddeutsche Bauwirtschaft weiterhin deutlich im Minus
(19.7.2002) Die Hoffnungen der Bauwirtschaft in den beiden nördlichsten Bundesländern auf eine zumindest saisonale Besserung ihrer wirtschaftlichen Lage hat sich leider nicht erfüllt. Im Gegenteil: auch im April verzeichneten Schleswig-Holstein und speziell Hamburg auf breiter Front einen weiteren, dramatischen Rückgang gegenüber dem Vorjahr.
Die Hansestadt Hamburg hat es im April 2002 besonders hart getroffen. Mehr als der halbe Umsatz und die Hälfte der Auftragseingänge sind hier im Vergleich zum April 2001 weggebrochen. Mit einem Umsatzvolumen von 137,98 Mio. Euro wurden in Hamburg 203,1 Mio. Euro weniger erwirtschaftet (-59,53 Prozent) als im Vorjahresmonat. Die Zahlen für die Auftragseingänge sehen noch dramatischer aus. 2001 erzielte Hamburg noch Aufträge in Höhe von 230 Mio. Euro - im April des laufenden Jahres waren es mit einem Minus von 61,7 Prozent nur noch 88 Mio. Euro.
Schleswig-Holstein konnte in diesem April zumindest bei den Umsätzen in Höhe von 185,66 Mio. Euro ein leichtes Plus von 3,67 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat vermelden. Die Auftragseingänge sind aber auch hier deutlich zurück gegangen auf 98.56 Mio. Euro (-13,34 Prozent).
Diese Zahlen wirkten sich auch auf den Arbeitsmarkt aus. Hamburg verzeichnete mit 11.774 Beschäftigten im April einen Rückgang um 7,78 Prozent zum April 2001. In Schleswig-Holstein wurden mit 28.408 Baubeschäftigten sogar 2.630 Jobs weniger als im Vorjahresmonat gezählt. Dies bedeutet einen Arbeitsplatzverlust von 8,47 Prozent.
"Wie unsere Mitgliedsunternehmen angesichts dieser Zahlen die Kosten, die uns der gerade abgeschlossene Tarifvertrag aufbürdet, bezahlen sollen, ist mir absolut unerklärlich", sagte Hans-Werner Blöcker, Vorstandsvorsitzender des Bauindustrieverbandes Schleswig-Holstein. "Es wird wohl auf noch mehr Pleiten und noch mehr Arbeitslose im Baugewerbe hinauslaufen", befürchtete Blöcker und weiter: "Es tritt genau das ein, wovor nicht nur die Arbeitgeberseite, sondern auch Wirtschaftsexperten und Ökonomen bei diesem Tarifabschluss so eingehend gewarnt hatten."
Werner-Wolfgang Spitze, Vorsitzender des Norddeutschen Baugewerbeverbandes und Obermeister der Bau-Innung Hamburg forderte: "Wir brauchen jetzt weitergehende Maßnahmen wie zum Beispiel die Halbierung der Mehrwertsteuer beziehungsweise Absetzbarkeit von Handwerkerrechnungen, um wieder Schwung auch in private Bauvorhaben zu bekommen. Auch ein Absenken der Lohnnebenkosten könnte dazu beitragen, das Baugewerbe und die gesamte Bauwirtschaft wieder anzukurbeln."
Zur Erinnerung: Die Norddeutsche Bauwirtschaft setzt sich zusammen aus: Baugewerbeverband Schleswig-Holstein, Norddeutscher Baugewerbeverband Hamburg, Bauindustrieverband Schleswig-Holstein, Bauindustrieverband Hamburg.
siehe auch:
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- "Hersteller-, Anbieter-, Industrie- und Verbraucher-Verbände" • "öffentliche Hand" bei Baulinks