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Berufspraxis Architektur: Die Zukunft beginnt in der Gegenwart

(20.2.2002) Bauen ist eine von Zukunft begleitete, in die Zukunft gerichtete Tätigkeit. Bauen ist auch archetypisches Verhalten der Menschen aller Kulturen; Gebäude und Orte sind Lebensräume, die ihnen Unterkunft, Entfaltungsmöglichkeiten und Heimat bieten. Qualitätsvolle Architektur mit hoher beruflicher Qualifikation durch Schonung der Umwelt und durch verantwortungsvollen Umgang mit Technik und Produktion zu schaffen, sind Ziele und Ansprüche freier Architektinnen und Architekten, von deren Wert auch die Gesellschaft überzeugt sein oder werden muß. Deshalb müssen Kriterien wie Umwelt- und Gestaltungsqualität, aber auch Kosten und Folgekosten Ausgangspunkt für eine neue Architekturpolitik sein, die das ausschließliche Denken in renditebezogenen Mengengerüsten relativiert, die die Werte architektonischer Qualität neu definiert und unterscheidet zwischen dem sozialen Gebrauchswert und dem ökologischen und ökonomischen Zukunftswert von Architektur.

Nur eine Gesellschaft, die Architektur und Städtebau als Teile menschlicher Kultur und als Ergebnis kreativer unabhängiger geistiger Leistung anerkennt, wird ihre Verantwortung für die Zukunft mit Zuversicht wahrnehmen können. Die für das Planen und Bauen verantwortlichen Berufsstände werden die Zukunft nur bewältigen können

  • durch höher qualifizierte und flexible Ausbildung
  • durch langfristig angelegte und fortwährende Weiterbildung auf hohem Niveau
  • durch intensive Auseinandersetzung mit Fragen des ökonomischen und gesellschaftspolitischen Wandels
  • druch ständige Anpassung an sich verändernde Bedürfnisse
  • durch gezielte Förderung von Innovation und Forschung
  • durch höhere Flexibilität im Planungs- und Bauprozeß
  • durch gemeinsames Handeln des maßgeblich am Planen und Bauen beteiligten Mittelstands
  • durch neue und bewährte, vor allem aber informelle Formen der Kooperation zwischen Planenden und Ausführenden, zwischen Bauherren und Architekten
  • durch gezielte und aufeinander abgestimmte neue Wege in der Öffentlichkeitsarbeit
  • durch Konzentration der Kräfte auf das Wesentliche.

Die deutschen Architekten stehen – bildlich gesprochen – auf einer Kreuzung:

Der bisherige Weg ist weitgehend ausgebremt. Eine Renaissance im Sinne eines neuen Baubooms wird es nicht mehr geben. Mit dem Motto "Weiter so" endet der Berufsstand in einer Sackgasse, die Tausende ihre Existenz kosten würde.

Der Weg der "gnadenlosen" Anpassung an die "Verhältnisse" wäre für die meisten unter den freien Architekten ebenfalls ein Irrweg, weil sie es mit Strukturen zu tun hätten, denen sie nicht gewachsen sind.

Nur Kompetenz und Flexibilität in Verbindung mit gesellschaftlichem Engagement weisen in die richtige Richtung. Wichtige Prüfsteine im Sinne (berufs-)politischer Rahmenbedingungen werden dabei die Initiative Architektur und Baukultur und der XXI. Architektur-Weltkongreß Berlin 2002 unter dem Thema "Ressource Architektur" sein.

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Autor: Dipl.-Vw. Carl Steckeweh ist Bundesgeschäftsführer des Bundes Deutscher Architekten BDA und Generalsekretär des XXI. Architektur-Weltkongresses Berlin 2002.

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