Heizungsmodernisierung: Bis 2004 müssen 3 Mio. Heizkessel erneuert werden
(6.7.2001) Bis zum Jahr 2004 müssen unter deutschen Dächern rund drei Millionen alte Heizkessel ausgetauscht werden. So ärgerlich für viele Hausbesitzer das drohende Aus für die letzten Heizungs-Oldies auch sein mag: wer sofort handelt, kann einen Großteil der unumgänglichen Investitionskosten schnell wieder einsparen. In Anbetracht der historischen Höchstpreise für Heizöl und Erdgas macht es sich nämlich bezahlt, mit dem Austausch nicht bis zur letzten Minute zu warten. Gegenüber den veralteten Heizkesseln verbraucht die moderne Geräte-Generation ca. 30 bis 40 Prozent weniger Brennstoff. Bei rund 90 Pfennig pro Liter Heizöl summiert sich diese Enthaltsamkeit zu einem stattlichen Betrag. Wer beispielsweise bislang für seinen Altbau pro Jahr 3.000 Liter Heizöl ordern muss, kann künftig 900 bis 1.200 Liter weniger tanken - und spart so 810 bis 1.080 DM pro Jahr. Bis der Kesselaustausch spätestens 2004 ohnehin ansteht, hat sich das frühzeitige Handeln schon mit ein paar ersparten Tausendern ausgezahlt. Zum Vergleich: ein neuer Heizkessel kostet mit allem erforderlichen technischen Beiwerk wie Warmwasserspeicher, Schornsteinsanierung etc. ca. 9.000 bis 15.000 DM. Wer jetzt handelt, kann also bis zur "Modernisierungs-Deadline" etwa 20 bis 30 Prozent der ohnehin anfallenden Kosten wieder einsparen. Als Entscheidungshilfe für alle Heizungsmodernisierer gibt die Bausparkasse Schwäbisch Hall Antworten auf sechs wichtige Fragen.
1. Welcher Brennstoff: Öl oder Gas?
Wem es in erster Linie um eine möglichst billige Art des Heizens geht, sollte bei dem Brennstoff bleiben, den er bisher verwendet hatte. Da Öl- und Gaspreis traditionell aneinander gekoppelt sind, schenken sich beide nicht viel: wird Öl teurer, ziehen die Gaspreise garantiert nach - und umgekehrt. Unter finanziellen Aspekten lohnt weder der Umstieg von Öl auf Erdgas, noch macht der Wechsel in umgekehrter Richtung Sinn. Im ersten Fall stehen in aller Regel hohe Investitionen für den Gas-Hausanschluss an. Außerdem muss der alte Öltank geleert und entsorgt werden. Beim Wechsel von Gas zu Öl schlägt vor allem die Anschaffung des Vorratstanks zu Buche. Außerdem braucht man einen Tankraum im Keller oder muss den Tank im Garten vergraben.
2. Welche Technik: Niedertemperatur- oder Brennwertkessel?
Die technisch einfacheren Geräte sind Niedertemperaturkessel (NT). Sie passen die Heizwassertemperatur dem aktuellen Wärmebedarf an, während alte Geräte immer die gleich hohe Temperatur liefern. So erklärt sich ein großer Teil der Energieersparnis. Sparsamer - zumindest auf dem Prüfstand der Hersteller - sind Brennwertgeräte. Mit Hilfe eines Wärmetauschers entziehen sie den Abgasen Wärme und übertragen diese auf das Heizungswasser. Das bringt theoretisch eine zusätzliche Einsparung von 10 bis 15 Prozent.
Wie viel Energie tatsächlich gespart wird, hängt allerdings davon ab, wie gut das Haus Wärme gedämmt ist. Bei schlechter Dämmung sind im Winter so hohe Heizwassertemperaturen notwendig, dass der Brennwertkessel keine Wärme übertragen kann. Dann arbeitet das Gerät wie ein ganz normaler NT-Kessel.
Sofern man sich für ein Gas-Wandgerät entscheidet, das man auch im Bad oder unterm Dach aufhängen kann, ist die Brennwerttechnik nur ein paar hundert Mark teurer. Die Mehrinvestition kommt vor allem der Umwelt zugute, da Brennwertgeräte meist weniger Schadstoffe freisetzen als die NT-Kessel. Bei der Ölheizung sind Brennwertgeräte nach wie vor die Ausnahme - und zum Teil erheblich teurer als NT-Geräte. Hinzu kommt, dass Öl-Geräte aufgrund des aggressiven Kondensats eine Neutralisierungspatrone (ca. 80 DM) benötigen, die regelmäßig ausgetauscht werden muss. Bei Gasgeräten darf das Kondensat ins Abwasser geleitet werden. Ölbrennwertgeräte emittieren im übrigen 35 bis 60 Prozent weniger Schadstoffe als herkömmliche Geräte.
3. Müssen neue Heizkörper eingebaut werden?
Je größer die Abstrahlfläche der Heizkörper, desto niedriger kann deren Temperatur gewählt werden, um die gewünschte Raumtemperatur sicherzustellen. Weil moderne Heizkessel an den meisten Tagen mit erheblich niedrigeren Heizwassertemperaturen arbeiten als alte Geräte, sind demnach grundsätzlich größere Heizkörperflächen als in der Vergangenheit erforderlich. Aber keine Bange: früher wurden häufig völlig überdimensionierte Heizkörper eingebaut, die oft auch beim Einbau eines neuen Heizkessels noch genügend Wärme abgeben. Auskunft darüber, wie es sich im Einzelfall verhält, ergibt eine so genannte Wärmebedarfsrechnung, die ein Energieberater erstellt.
4. Holz: Brennstoff mit Zukunft?
Den gestiegenen Ölpreisen und winzigen Presslingen aus Abfallholz, so genannten Pellets, ist es zu verdanken, dass Holz als Brennstoff derzeit eine Renaissance erlebt, die weit über das Heizen im exklusiven Kamin oder Kachelofen hinausgeht. Wer sich von der Preisentwicklung bei Öl und Gas abkoppeln will, kann das mit einem Pelletofen. Das Praktische an dem Gerät: es bietet die Vorteile der CO₂-neutralen Holzverbrennung, ohne deswegen zur Arbeit mit Säge und Axt zu verurteilen. Statt mit Holzscheiten wird der Ofen mit den bis zu 30 mm langen Presslingen gefüttert.
Diese Pellets kosten pro Tonne rund 300 DM. Zwei Kilogramm Pellets ersetzen dabei einen Liter Heizöl. Somit entspricht der Preis für die Presslinge einem Ölpreis von 60 Pfennig je Liter - und liegt damit deutlich unter dem derzeitigen Preisniveau für Heizöl.
Die Handhabung ist relativ einfach. Über eine Saugleitung und eine Transportschnecke wird das Brennmaterial kontinuierlich aus dem ehemaligen Heizöllagerraum in die Brennkammer befördert. Der Pelletofen ist also ein vollwertiger Ersatz für herkömmliche Heizkessel und kann sogar an eine Solaranlage angeschlossen werden. Hin und wieder müssen die Asche entleert und der Rauchgaswärmetauscher gereinigt werden, was bei manchen Geräten sogar automatisch geschieht.
Ein Pelletofen für den Heizungskeller kostet ca. 15.000 bis 18.000 DM. Fürs Wohnzimmer gibt es aber auch schon eine "Smart"-Version für rund 12.000 DM. Diese stattliche Investition wird durch einen staatlichen Zuschuss um einiges lukrativer. Berlin z.B. fördert die Pellettechnik mit 4.000 DM pro Gerät. Informationen und Antragsformulare gibt's beim
- Bundesamt für Wirtschaft, Referat II 4
Postfach 5171
65760 Eschborn - Tel. 0 61 96/40 40
Fax 0 61 96/94 22 60
5. Ist Heizen mit Strom sinnvoll?
Viele Altbauten werden mit Nachtspeicheröfen geheizt. Weil die Stromproduktion im Kraftwerk wenig effizient und Atomstrom politisch umstritten ist, bittet die Bundesregierung mit der Ökosteuer Stromheizer besonders kräftig zur Kasse. Zur ökologisch durchaus sinnvollen Variante hat sich hingegen die Wärmepumpe gemausert. Sie entzieht dem Erdreich, dem Grundwasser oder der Umgebungsluft Wärme und pumpt diese mit Hilfe eines eingebauten Elektro- oder Gas-Kompressors sowie einer leicht verdampfenden Arbeitsflüssigkeit auf ein für Heizzwecke nutzbares Temperaturniveau, das über einen Wärmetauscher auf das Heizungswasser übertragen wird. Dabei wird mit Hilfe der gewonnenen Umweltwärme aus jeder Kilowattstunde Strom mehr als das Vierfache an Heizenergie produziert. Für den Strom räumen die Energieversorger günstige Spezialtarife ein. Allerdings sind die Anschaffungskosten für diese Technik mit ca. 15.000 bis 20.000 DM beträchtlich.
6. Lohnt sich eine Solaranlage fürs Brauchwasser?
Einfache Flachkollektoren mit einem 300-Liter-Brauchwasserspeicher kosten inkl. Montage ca. 8.000 bis 10.000 DM, hochwertige Systeme mit Vakuumröhrenkollektoren etwa das Doppelte. Teuer kann die Montage im Altbau werden, wenn - was häufig der Fall ist - die Anschlussleitungen vom Dach bis zum Keller neu verlegt werden müssen. Übers Jahr gesehen decken Solaranlagen rund 60 bis 70 Prozent des Energieverbrauchs für die Warmwasserbereitung ab. Im Sommer ist keine Zusatzenergie erforderlich. Für einen Vier-Personen-Haushalt sind so Einsparungen in Höhe von ca. 350 bis 500 DM pro Jahr realistisch. Der Einbau einer Solaranlage rentiert sich nach rein wirtschaftlichen Gesichtspunkten also frühestens nach etwa 20 Jahren, selbst wenn der Bund den Einbau mit einem Zuschuss in Höhe von 250 DM (325 DM bei Vakuumröhrenkollektoren) je m² Kollektorfläche fördert.
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