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Kaltes Nahwärmenetz für die Charité 

(4.3.2025) Die Hochschule für Wirtschaft und Recht Berlin (HWR Berlin) und die Charité CFM Facility Management GmbH planen gemeinsam die Entwicklung eines kalten Nahwärmenetzes für die Charité. Ziel ist es, ein praxisnahes Modell zu schaffen, das zeigt, wie kalte Nahwärme zur Energieeffizienz in komplexen Gebäudestrukturen beitragen kann.

(v.l.) Prof. Dr. Jens Hermsdorf, Präsident der Hochschule für Wirtschaft und Recht Berlin, und Simon Batt-Nauerz, CFM-Geschäftsführer und Leitung Geschäftsbereich Infrastruktur und Nachhaltigkeitsmanagement Charité, unterzeichnen Absichtserklärung über gemeinsame Entwicklung eines kalten Nahwärmenetzes für das größte Universitätsklinikum Europas. (Bild: Sylke Schumann / HWR) 

Effiziente und nachhaltige Technologie

Das Konzept basiert auf einem einfachen Prinzip: In der Erde verlegte Rohrleitungen transportieren natürliche Wärme, die mithilfe einer temperaturleitenden Flüssigkeit und Pumpen in Gebäude geleitet wird. Die Temperatur ist geringer als bei herkömmlichen Heizsystemen, was den Begriff „kalte” Nahwärme erklärt. Im Sommer kann das System zudem zur Kühlung genutzt werden. Ein geothermisches Erdsondenfeld mit bis zu 100 m Tiefe speichert überschüssige Wärme aus der Gebäudekühlung und gibt sie im Winter für die Beheizung wieder frei. So wird nicht nur die Energieeffizienz verbessert, sondern auch der urbane Hitzeinseleffekt reduziert.

Herausforderungen und Potenzial für CO₂-Reduktion

Die Umstellung auf kalte Nahwärme stellt eine technische und organisatorische Herausforderung dar, insbesondere da viele Charité-Gebäude denkmalgeschützt sind. Dennoch zeigt eine Machbarkeitsprüfung am Campus Virchow-Klinikum, dass durch eine Deckenheizung und -kühlung bis zu 96% des Heiz- und 90% des Kühlbedarfs gedeckt werden könnten. Bereits jetzt lassen sich jährlich 110 Tonnen CO₂ einsparen, mit einer Ausweitung des Projekts könnte dieser Wert auf 806 Tonnen steigen. Durch den Einsatz regenerativer Energiequellen würde die Charité nicht nur ihre Betriebskosten senken, sondern auch einen bedeutenden Beitrag zum Klimaschutz leisten.

Modellprojekt mit Strahlkraft

Sollte die HWR Berlin den Zuschlag für das Projekt erhalten, könnte die detaillierte Planung 2025 beginnen. Das Reallabor an der Charité soll als Modell für weitere urbane Quartiere dienen und erstmals über technische Fragen hinaus auch wirtschaftliche, regulatorische und soziale Aspekte berücksichtigen. Ziel ist es, ein standardisiertes, übertragbares System für kalte Nahwärmenetze zu entwickeln, das auch in Bürogebäuden, Pflegeeinrichtungen oder Schulen angewendet werden kann. Damit könnte das Projekt als Blaupause für eine nachhaltige Energieversorgung weit über Berlin hinauswirken.

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