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Urban Vacancies der IU Internationalen Hochschule: Leerstand als Ressource

(21.2.2025) Der Leerstand von Büro- und Ladenflächen, Gebäuden, Wohnungen und Gemeinschaftsräumen sollte im urbanen Kontext als wertvolle Ressource erkannt werden. In München bspw. beläuft sich die leerstehende Gewerbefläche aktuell auf über 6.000 m² *, die freie Bürofläche auf über 1.000.000 m² **. Die Zukunftswerkstatt „Urban Vacancies” der IU Internationalen Hochschule am Standort München zeigte Konzepte zur Transformation dieser Flächen auf.

*Quelle: Statista „Leerstand von Büroflächen in München bis 2023” 
**Quelle: Leerstandbericht 2024 Kommunalreferat in der Ausschusssitzung 11/24

IU Zukunftswerkstatt „Urban Vacancies”: An acht unterschiedlichen Werkbänken wurden z.B. Projektvorschläge zu neuen Wirtschaftsmodellen, Barrieren bei der Umnutzung von Büros zu Wohnungen oder digitale und analoge Experimentierräume diskutiert. (Bild: IU Internationale Hochschule GmbH) 

Urban Vacancies: Veranstaltung als Beitrag zur nachhaltigen Stadtentwicklung

Die Zukunftswerkstatt „Urban Vacancies” fand am 30. Januar 2025 im Zentrum für interdisziplinäre Raum- und Kulturarbeit (Zirka-Space) in München statt. Rund 100 Personen aus Bildung, Politik, Kommunikation, Wirtschaft und Bürgerschaft nahmen teil. Die Veranstaltung folgte der Fragestellung, wie sich Städte heute erfolgreich entwickeln lassen und wie diese dabei genügend Raum für Begegnungen und einen vielfältige Nutzungsmischung sowie Zwischennutzungen schaffen.

Gemeinsam gingen IU-Professoren und Studenten des Forschungs- und Studienbereiches des Studiengangs Architektur mit Experten aus Architektur, Stadtplanung, Politik und Wirtschaft sowie interessierten Bürgern in den Austausch.

Rund 100 Teilnehmer folgten Impulsvorträgen und arbeiteten an projektbezogenen Werkbänken mit. (Bild: IU Internationale Hochschule GmbH) 

Die zentralen Ergebnisse der Veranstaltung:

  1. Inklusive und partizipative Stadtentwicklung
    Die Einbindung aller relevanten Akteure fördert Akzeptanz und Umsetzbarkeit städtebaulicher Maßnahmen.

  2. Nachhaltige Raumnutzung durch adaptive Konzepte
    Modulare, zirkuläre und gemeinwohlorientierte Nutzungsmodelle ermöglichen eine nachhaltige Stadtentwicklung. Bürokratische Hürden sollten durch digitale Werkzeuge und regulatorische Anpassungen abgebaut werden.

  3. Innovative Nutzung brachliegender Ressourcen
    Leerstände und untergenutzte Flächen bieten Potenzial für Nutzungen wie Co-Working-Spaces, Pop-up-Stores oder soziale Projekte. Digitale Plattformen können die Vermittlung solcher Räume erleichtern.

  4. Förderung experimenteller und nutzerzentrierter Ansätze
    Physische und digitale Experimentierräume ermöglichen die Erprobung innovativer Nutzungsstrategien.

  5. Neue wirtschaftliche und regulatorische Rahmenbedingungen
    Förderung, Subventionierung und kreative Finanzierungsmodelle erleichtern die gemeinwohlorientierte Nutzung von Immobilien.

Best Case: Transformation der Nikodemuskirche in der Alten Heide

Wie eine solche Transformation kirchlicher Gebäude aussehen kann, wurde in insgesamt 9 nachhaltigen Nutzungsperspektiven für die Nikodemuskirche in der Alten Heide erarbeitet und auf der Veranstaltung präsentiert.

Das Pilotprojekt „Yes To Nikodemus” der IU Internationalen Hochschule wurde unter der Projektleitung von Prof. Dr.-Ing. Bettina-Maria Müller im Rahmen des Dualen Studiengangs Architektur an der IU München entwickelt. Das Projektziel besteht in der Entwicklung eines Nutzungskonzeptes, das darauf abzielt, die Bausubstanz zu erhalten, eine funktionale Weiternutzung zu ermöglichen und langfristig Einnahmen zur Sicherung des Gebäudeerhalts sowie potenzielle Mehreinnahmen zu generieren.

Die Entwürfe der Studenten sind durch einen intensiven Austausch mit der Kirchengemeinde, dem kirchlichen Bauamt, den Anwohnern und der Quartiersgemeinschaft entstanden. Die Lösungsansätze, jeweils mit geöffneter Nutzung, umfassen Ideen von der Stipendiatenakademie für junge Musiker, Wohnraum für Engagierte in der Nachbarschaft, Kinderbetreuung, einer Quartierswerkstatt bis hin zu anmietbaren Gemeinschaftsflächen für die Öffentlichkeit.

„Yes To Nikodemus” - IU-Projekt im Studiengang Architektur am Standort München. Der Entwurf von Noah Rohn sieht z.B. die Aufstockung der bestehenden Gebäudesubstanz vor. (Bild: IU Internationale Hochschule GmbH) 

Ein Entwurf von Noah Rohn, sieht die Aufstockung des Gebäudes vor, wodurch weitere Nutzungsmöglichkeiten geschaffen werden können. Das Konzept des Faltwerks sieht Räume für Yoga und Workshops bis hin zu einem Café vor. Das neue Obergeschoss biete Platz für einen geplanten Kindergarten. Die Kirchengemeinde könnte als einer von vielen Nutzern in einer offenen Quartiersgemeinschaft verbleiben.

Positive Bilanz und großes Forschungspotenzial

Die Organisatoren Prof. Dr. Bettina-Maria Müller und Prof. Dr. Georg Leppelmann zogen noch am Veranstaltungsabend eine positive Bilanz. Die Veranstaltung verdeutlichte, dass zirkuläres Bauen und die Aktivierung von Leerständen erhebliche Chancen für eine nachhaltige Stadtentwicklung bieten. Das Potenzial dieser Maßnahmen kann jedoch erst durch politische Weichenstellungen, wirtschaftliche Anreize und interdisziplinäre Zusammenarbeit vollständig ausgeschöpft werden.

Für mindestens 3 der in den 8 Werkbänken präsentierten Projekte sollen Förderanträge gestellt werden, darunter auch zur Transformation der Nikodemuskirche.

siehe auch für zusätzliche Informationen:

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