Superradwegenetz mit beheizbaren Radwegbrücken in Tübingen
(7.2.2025) Tübingen hat mit der Fertigstellung des „Blauen Bandes” ein beeindruckendes Radwegenetz geschaffen. Die beheizbaren Radwegbrücken sollen zudem den Radverkehr komfortabler und sicherer gestalten. Ein Schlüsselpartner bei der Umsetzung war die Brückenbaufirma Schmees & Lühn.
Moderne Radinfrastruktur: Das „Blaue Band” verbindet Tübingen
Im Herbst 2024 wurde das „Blaue Band”, ein 1,5 km langes Netz aus reinen Fahrradwegen, vollendet. Besonderheit sind die beheizbaren Radwegbrücken, die eine rutschfreie Nutzung auch in der kalten Jahreszeit gewährleisten. Die Universitätsstadt Tübingen möchte mit diesem Projekt den Radverkehr gezielt fördern und attraktive Alternativen zum motorisierten Verkehr schaffen.
Schmees & Lühn liefert Präzision und Ingenieurkunst
Der letzte Bauabschnitt, die „Radbrücke West” ist eine ingenieurtechnische Besonderheit. Mit einer Länge von 365 m schlängelt sich die 4 m breite Stahlkonstruktion über Bundesstraße und Bahngleise hinweg und schafft eine direkte Verbindung zwischen dem Stadtteil Derendingen und der Europastraße.
Das Unternehmen Schmees & Lühn aus Niederlangen, spezialisiert auf Holz- und Stahlingenieurbau, war maßgeblich an der Konstruktion beteiligt. Jens Legtenborg, Projektleiter bei Schmees & Lühn, erklärt: „Allein schon die Dimensionen sind beeindruckend: Der Stahlbau für die ‚Radbrücke West’ ist 305 m lang und besteht aus insgesamt 15 Segmenten, die jetzt allesamt eingehoben und miteinander verschweißt wurden.”
Lagerloses System sorgt für Stabilität
Eine Herausforderung bestand in der Geometrie der Brücke. Sie ist bis zu 11 m hoch und verläuft in mehreren Kurven. Um Verformungen durch Temperaturschwankungen zu verhindern, setzt Schmees & Lühn auf ein sogenanntes lagerloses System mit Stützenfederlamellen aus S690-Stahl. Dieses Prinzip ermöglicht ein „Bogenatmen”, das Zwängungen verhindern soll und die Langlebigkeit erhöht. Nach der Montage wurde die Stahlkonstruktion mit einer RHD-Beschichtung gegen Korrosion geschützt.
Die Fertigung der Brücke erforderte rund 24.000 Arbeitsstunden, die Montage weitere 7.000 Stunden. Der Transport der großen Bauteile stellte eine logistische Herausforderung dar, die sowohl per Tieflader als auch über den Wasserweg gelöst wurde. „Dies war deshalb so kompliziert, weil einige Straßen in Baden-Württemberg nicht für den Transport der großen Brückenteile nutzbar waren. Deshalb floss ein nicht zu unterschätzender Teil unserer Planungsleistungen in die Logistik dieses Projekts”, erklärt Jens Legtenborg.
Investitionen und Förderungen
Die „Radbrücke West” kostete rund 16 Mio. Euro. Der Bund unterstützte das Projekt mit 7,3 Mio. Euro, das Land Baden-Württemberg steuerte 4 Mio. Euro bei, und die Stadt Tübingen investierte etwa 3,7 Mio. Euro. Mit der Fertigstellung der letzten Brücke ist das „Superradwegenetz Tübingen” nun vollendet und bietet Radfahrenden eine sichere, moderne und nachhaltige Infrastruktur.
siehe auch für zusätzliche Informationen:
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siehe zudem:
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Brückenbau im Rohbau-Magazin auf Baulinks
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