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Einzigartiges Stadterneuerungsprojekt The Tokyo Toilet abgeschlossen

(19.11.2024) Das Stadterneuerungsprojekt The Tokyo Toilet der Nippon Foundation, Tokio, fand weltweit und auch im Wim Wenders-Film „Perfect Days” große Beachtung. Mit den 4 letzten von insgesamt 17 Toilettenhäusern wurde das Projekt dieses Jahr abgeschlossen. Die Sanitäranlagen von Junko Kobayashi, Marc Newson, Sou Fujimoto und Miles Pennington sind neben ihrer durchdachten Funktionalität jede für sich ein herausragendes Designexempel: einzigartig, individuell und einladend. 

Das Ziel von The Tokyo Toilet ist es, durch Design, Komfort und Hygiene das Image der öffentlichen Toiletten zu verbessern und ein neues, inklusives Lebensgefühl zu schaffen. Toilettenanlage von Kengo Kuma (Foto: The Nippon Foundation / Toto Ltd.) 

Japan ist bekannt als das sauberste Land der Welt. Das manifestiert sich sogar in den öffentlichen Toiletten des Landes. Daher wundert es nicht, dass sich weltbekannte Stararchitekten wie die Pritzker-Preisträger Tadao Ando, Toyo Ito, Shigeru Ban und 13 weitere Architekten und Designer auf Einladung der Nippon Foundation des Themas der öffentlichen Toiletten angenommen haben. Die Sanitäranlagen sollten einladend, sicher, hygienisch und einfach zu nutzen sein. Darüber hinaus spielte die Inklusion eine große Rolle. Und so sind die nun fertiggestellten öffentlichen Toiletten allesamt auch Geschlechter übergreifend und barrierefrei zugänglich für Menschen mit körperlichen und visuellen Einschränkungen. Sie bieten zudem eine variierende Auswahl an Ausstattungen, die speziell für die Bedürfnisse älterer, schwangerer oder Menschen mit kleinen Kindern ausgelegt sind. 

Das The Tokyo Toilet Project findet nun seinen Abschluss mit den vier Sanitäranlagen von Junko Kobayashi, Marc Newson, Sou Fujimoto und Miles Pennington – jede für sich der Prototyp einer architektonisch durchdachten Allianz von Technik, Design und Nutzerfreundlichkeit.

Marc Newson – solide, heimelig und hygienisch

Von der traditionellen japanischen Architektur inspiriert und in der Formensprache schlicht und zurückhaltend zeigt sich das von Marc Newson entworfene Toilettenhaus. (Fotos: The Nippon Foundation / Toto Ltd.) 

Direkt unter der vielbefahrenen Stadtautobahn Nr. 4, neben einem massiven Brückenpfeiler, steht das von Marc Newson entworfene Toilettenhaus. Der Designer nimmt mit der geschwungenen Dachform des Gebäudes Bezug auf die traditionelle japanische Architektur, die oft in Schreinen, Tempeln oder ländlichen Gegenden zu finden ist. Sie soll, zusammen mit der soliden, kompakten Form des Gebäudes, Ruhe und Behaglichkeit bringen in die hektische und hypermoderne Umgebung der geschäftigen Millionenmetropole. Durch die Sichtbetonfassade und die mit der Zeit entstehenden Patina des Kupferdaches verschmilzt das Toilettenhaus immer mehr mit der Umgebung und wird ein Teil dieser. Details wie die abgerundeten Ecken des Kubus und der Türöffnungen sowie insbesondere die warme Beleuchtung des Gebäudes unterhalb der Dachkante, wirken im Kontrast dazu harmonisch und behaglich. 

Die barrierefreien Kabinen werden über automatische Schiebetüren betreten. Alle Toiletten der Sanitäranlage sind mit Washlets von Toto ausgestattet. (Fotos: The Nippon Foundation / Toto Ltd.) 

Um das Gefühl der Sauberkeit und Sicherheit zu unterstreichen, hat Marc Newson die kompletten Innenräume einfarbig in hellem Blaugrün und einer glatten, nahtlosen Oberfläche gestaltet. Die funktionelle Ausstattung umfasst neben dem Washlet von Toto unter anderem einen Kindersitz und spezielle Infrastruktur zur Stomaversorgung. 

Miles Pennington / DLX Design Lab – mehr als nur eine Toilette

Ein zum Teil überdachter Außenraum bietet Platz für eine flexible Nutzung. Nachts erhellen Strahler an der 5m hohen Decke den Außenraum und schaffen eine sichere und angenehme Atmosphäre. (Fotos: The Nippon Foundation / Toto Ltd.) 

An einer Kreuzung dreier Straßen, in markanter Lage, hat der Designprofessor Miles Pennington zusammen mit DLX Design Lab der Universität Tokio die öffentliche Toilette als solche komplett neu interpretiert. Die Nutzung als Toilette tritt dezent in den Hintergrund und überlässt die große Bühne einem Multifunktionsraum, nutzbar etwa für Ausstellungen, als Pop-up Kiosk, Infozentrum oder Outdoorkino. In den Boden versenkbare Poller können dort mit Holzbalkon zusammengeschalten werden und dienen als flexibel gestaltbare Sitzgelegenheit. Miles Pennington möchte durch die zusätzliche Belebung den Trend umkehren, dass öffentliche Toiletten wenig genutzt werden und dadurch in Vergessenheit geraten. „Dies ist ein Gemeinschaftsraum, der zufällig auch Toiletten hat”, so beschreibt der Designer Miles Pennington seinen Entwurf der öffentlichen Sanitäranlage.

Piktogramme an der automatischen Schiebetür zeigen die vorhandene Ausstattung. (Fotos: The Nippon Foundation / Toto Ltd.) 

Piktogramme an der automatischen Schiebetür zeigen die Ausstattung der jeweiligen Toilettenräume. Die einzelnen Toilettenräume gliedern sich an drei Seiten um den zum Teil überdachten öffentlichen Außenraum des ganz in Weiß gehaltenen Gebäudes. Es gibt zwei für jeden Menschen zugängliche barrierefreie Universalkabinen mit Toto Washlets, Wickeltisch und Kindersitz sowie eine weitere Kabine mit Urinalen.

Junko Kobayashi, Gondola Architects – Stahlzylinder mit gelbem Himmelsschirm 

Junko Kobayashi hat die öffentliche Toilettenanlage unter der Sasazuka Station aus einer leichten witterungsbeständigen Stahlblechkonstruktion geplant. (Fotos: The Nippon Foundation / Toto Ltd.) 

Eine echte Koryphäe auf dem Gebiet der Gestaltung von Toiletten ist die Architektin Junko Kobayashi. Als Präsidentin der Japanischen Toilettenvereinigung (JTA) und Autorin von Büchern wie „Die Toilette verändert sich”, liegt ihr sehr daran, das schlechte Image öffentlicher Sanitäranlagen ins Positive zu wandeln. So soll die sonnengelbe ovale Scheibe, die über den Stahlblechzylindern mit ihrer rostigen Patina schwebt, das dunkle und gedrungene Gefühl unter den Hochbahnschienen der Sasazuka Station aufheben zu einer himmelähnlichen Öffnung.

In den unterschiedlich hohen Zylindern befinden sich Kindertoiletten, eine barrierefreie Toilette, ein Wickelraum sowie eine Herren- und eine Damentoilette. (Fotos: The Nippon Foundation / Toto Ltd.) 

Das gesamte Ensemble aus unterschiedlich hohen und dicken Stahlblechzylindern vergleicht Junko Kobayashi mit einem „störrischen alten Mann, der immer über die Menschen wacht, und gleichzeitig eine lustige und unterhaltsame Atmosphäre schafft”. Dementsprechend verwundert es nicht, dass aus den runden Fensteröffnungen der Stahlwandungen die Umrisse niedlicher Häschen schauen. Hasen haben in der japanischen Mythologie eine besondere Bedeutung. 

Sou Fujimoto – ein Brunnen in der Stadt

Die Toilettenanlage, entworfen von dem Architekten Sou Fujimoto, erinnert mit ihren weißen geschwungenen Linien an ein überdimensionales Waschbecken. (Foto: The Nippon Foundation / Toto Ltd.) 

Einen öffentlichen Raum mit Zugang zu Wasser, einen Brunnen in der Stadt, hat der international tätige Architekt Sou Fujimoto entworfen. Das strahlend weiße, geschwungene Gebäude hat einen oval gefassten und dennoch offenen Innenhof mit Handwaschplätzen und Trinkwasserstellen in unterschiedlichen Höhen für Kinder, Erwachsene und Menschen im Rollstuhl. Hier kann man sich treffen und ins Gespräch kommen, auch wenn man die Toilette nicht nutzt. Es ist die neue Interpretation eines traditionellen Konzepts, das Fujimoto mit dem Treffpunkt rund um die Wasserstelle geschaffen hat, das auch hier über die eigentliche Funktion einer öffentlichen Sanitäranlage hinausgeht. Das Weiß der Innenräume und der Fassade steht dabei als Ausdruck für Hygiene und Sauberkeit, auch und gerade, wenn es um die Instandhaltung geht. So kümmert sich die Nippon Foundation zusammen mit Toto als Berater um die kontinuierliche Verbesserung der Reinigungsmethoden für alle Sanitäranlagen des The Tokyo Toilet Project, dann übernimmt die Stadtverwaltung von Shibuya.

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