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Branchenpreise des Deutschen Stahlbaues 2024 verliehen

(15.10.2024) Die Stahlbaubranche traf sich in Lindau am Bodensee zum 41. Deutschen Stahlbautag. Einer der Höhepunkte der Veranstaltung war die Verleihung von vier der fünf renommierten Branchenpreise. Der Festakt fand am 26. September 2024 in der Lindauer Inselhalle statt.

Folgenden Preise und Auszeichnungen wurden vergeben:

  • Preis des Deutschen Stahlbaues
  • Sonderpreis des BMWSB
  • Ingenieurpreis des Deutschen Stahlbaues Kategorie Hochbau
  • Ingenieurpreis des Deutschen Stahlbaues Kategorie Brückenbau
Die Preisträger des 41. Deutschen Stahlbautags in Lindau. (Bild: bauforumstahl e.V.) 

Preis des Deutschen Stahlbaues

Der Preis des Deutschen Stahlbaues würdigt herausragende Bauwerke aus Stahl, Projekte aus den Kategorien Hoch- und Brückenbau, einschließlich aller Formen des Bauens im Bestand.

1. Preis: Studierendenhaus TU Braunschweig

  • Preisträger: Gustav Düsing, Gustav Düsing GmbH (Berlin) und Max Hacke, Büro Hacke (Berlin)
  • Tragwerk: Knippershelbig GmbH (Stuttgart)
  • Stahlbau: Cornils GmbH (Bergen)
  • Bauherr: Land Niedersachsen, Technische Universität Braunschweig
1. Preis: Studierendenhaus TU Braunschweig. In der Reduktion auf ein Minimum an Vorgaben durch die Architektur erreicht das Gebäude ein Maximum an Möglichkeiten. (Bild: Iwan Baan Photography B.V. & Lemmart) 

Der 1. Preis ging an die Berliner Architekten Gustav Düsing und Max Hacke für ihr gemeinsames Projekt „Studierendenhaus TU Braunschweig”. Das zweigeschossige Gebäude ist ohne massive Wände ausgebildet und erlaubt eine flexible Nutzung. Es bietet auf über 1.000 m² Platz für 200 Arbeitsplätze. Das Primärtragwerk ist reversibel: Alle Bauteile sind leicht demontierbar und können nach der Lebensdauer des Gebäudes in gleicher oder veränderter Kombination wiederverwendet werden.

Das Konzept basiert auf einer puristischen Architektur, die sich auf das Wesentliche beschränkt: die Kontur. Das Haus bleibt wandlos, offen, transparent, flexibel.

Das Gebäude erhielt bereits den Deutschen Architekturpreis 2023, siehe Baulinks-Beitrag vom 9.10.2023.

Das Primärtragwerk besteht aus einer Stahlkonstruktion mit einem regelmäßigen Stützenraster von 3 x 3 m, gegründet auf einer 25 cm dicken Bodenplatte und Einzelfundamenten. Die horizontale Aussteifung wird durch schubsteife Tragwerksfelder mit Zug-/Druckdiagonalen in Treppenwangen und Wandbereichen sowie durch die Einspannung der Stützen in die Fundamente gewährleistet. Die Kopfplattenstöße am Stützenfußpunkt sind über in Hülsenanker eingeschraubte Gewindestäbe auf die einbetonierten Auflagerelemente aufgesetzt. Die Montage der Stützen wird durch verschraubte, vorgespannte Verbindungen erleichtert, die auch eine einfache Demontage ermöglichen. Alle Stützen und Träger sind quadratische Stahlhohlprofile (100 x 100 mm, 10 mm Wandstärke, Stahl S355) und gelenkig verbunden. Zwischen den Trägern werden leichte Brettsperrholzelemente von Lignotrend für optimale Akustik eingesetzt. Um die Biegebeanspruchung der Träger zu vereinheitlichen, werden die Lignotrend-Deckenelemente wechselseitig angeordnet. Aufgrund der daraus resultierenden gleichmäßigen Beanspruchung können die Stützen und alle Unterzüge mit äußeren Querschnittsabmessungen ausgeführt werden.

Als Dacheindeckung wurde ein materialeffizientes Stahltrapezblech gewählt. Die horizontale Aussteifung erfolgte über eine liegende Verbandsebene, die oberhalb der Trapezblechhaut in die Dachkonstruktion integriert wurde. Die Verbindung der Stahlhohlprofile erfolgte über eine innenliegende, vorgespannte Schraubverbindung. Eine mit Senkkopfschrauben befestigte Abdeckplatte verschließt die unterseitige Montageöffnung. Zur Vereinfachung der konstruktiven Durchbildung der Anschlüsse wurden die Knotenpunkte in verschiedene Beanspruchungsgruppen eingeteilt, um für lokal unterschiedliche Beanspruchungen jeweils eine wirtschaftliche Ausführung zu ermöglichen.
zu ermöglichen.

Sonderpreis des BMWSB

Besonders nachhaltige und ressourceneffiziente Projekte werden zusätzlich mit dem „Sonderpreis des Bundesministeriums für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen (BMWSB)” ausgezeichnet. Der Preis ging an Helmut Hagmüller vom Büro Schaudt Architekten GmbH für das Projekt: „Kultur am See – ein Ort für Bürger und Gäste”.

  • Preisträger: Helmut Hagmüller, Schaudt Architekten GmbH (Konstanz)
  • Tragwerk: Fischer+Leisering Ingenieurgesellschaft (Konstanz)
  • Stahlbau: Pfister Metallbau AG (Mauren/Schweiz)
  • Bauherr: Gemeinde Allensbach
Sonderpreis des BMWSB für die Seebühne in Allensbach am Bodensee. Die pergolaartige Tragstruktur des Daches ist nur im Bereich der Bühne gedeckt und schwebt förmlich über dem Bühnenboden. (Bild: Guido Kaspar 

Die neue Seebühne fügt sich als minimierte Bühnenkonstruktion aus Stahl und Glas in die Umgebung ein. Das Tragwerk der Seebühne wurde nach Abwägung der Vor- und Nachteile verschiedener Baustoffe als nachhaltige und wirtschaftliche Stahlkonstruktion konzipiert.

Ingenieurpreis des Deutschen Stahlbaues 

Der renommierte Ingenieurpreis des Deutschen Stahlbaues stellt die Ingenieurleistungen bei der Realisierung von Bauwerken in den Mittelpunkt. Er würdigt herausragende Bauwerke und ihre Konstruktion sowie die dabei erbrachten Ingenieurleistungen für Lösungen mit Stahl. Der Preis wird in den beiden Kategorien Hochbau und Brückenbau vergeben. 

1. Preis Kategorie Hochbau: Common Sky

  • Preisträger: Dipl.-Ing. (FH) Herwig Bretis, ArtEngineering GmbH (Schorndorf)
  • Architektur: Studio Other Spaces GmbH (Berlin)
  • Stahlbau: Hahner Technik GmbH & Co KG (Petersberg-Böckels)
  • Bauherr: Buffalo AKG Art Museum (USA)
1. Preis in der Kategorie Hochbau: Common Sky in Buffalo/USA. Ein geschwungenes, schalenförmiges Dach in den Abmessungen 30x30 Meter überspannt den zuvor offenen Innenhof des Kunstmuseums. Das Stahltragwerk besteht aus Dreiecken und Hexagonen und ist alternierend mit Spiegelflächen versehen. (Bild: Jeff Mace) 

Dr. Jan Schmidt, Vorsitzender des bauforumstahl e.V., übergab den Ingenieurpreis des Deutschen Stahlbaus in der Kategorie Hochbau an Dipl.-Ing. (FH) Herwig Bretis von der ArtEngineering GmbH für das Projekt „Common Sky”. Das Buffalo AKG Art Museum im Delaware Park der Stadt Buffalo im Bundesstaat New York zählt zu den herausragenden Ausstellungsorten zeitgenössischer Kunst der USA. Hier war ein zuvor offener Innenhof neu zu gestalten und zu überdachen. Das Studio Other Spaces entwickelte ein dreidimensionales Tragsystem, dessen Struktur von einem einzigen Anker dezentral im Raum gehalten wird. In Absprache mit der Denkmalschutzbehörde wurde bei dem Entwurf bewusst auf horizontale und vertikale Elemente verzichtet.

1. Preis Kategorie Brückenbau: Dahlkebrücke, Fußgängerbrücke Gütersloh

  • Preisträger: Prof. Dipl.-Ing. Helmut Drewes & Prof. Dr.-Ing. Martin Speth, Drewes + Speth – Beratende Ingenieure im Bauwesen Partnerschaftsgesellschaft mbB (Hannover)
  • Architektur: Lohaus Carl Köhlmos PartGmbB Landschaftsarchitekten, Stadtplaner (Hannover)
  • Stahlbau: Heinrich Rohlfing GmbH (Stemwede-Niedermehnen)
  • Bauherr: Stadt Gütersloh – Fachbereich Tiefbau
1. Preis in der Kategorie Brückenbau: Dahlkebrücke in Gütersloh (Bild: Benno Schulz Fotografie) 

In der Kategorie Brückenbau wurde der 1. Preis der Fußgängerbücke über die Dahlke in Gütersloh zuerkannt. Dr. Jan Schmidt überreichte den Preis an Prof. Dr. -Ing. Martin Speth und Prof. Dipl.-Ing. Helmut Drewes von Drewes & Speth beratende Ingenieure – in Anwesenheit des Architekten Peter Carl. 

Die Dalkepromenade in Gütersloh bildet als Fuß- und Radwegeverbindung entlang der Dalke eine wichtige Verbindung zwischen dem historischen Stadtkern und dem westlich an die Stadt angrenzenden Landschaftsraum.

Zur Entwicklung einer möglichst schlanken Lösung für das Tragwerk wurde der Ansatz gewählt, alle Elemente der Brücke tragend auszubilden: Vom Überbau bis hin zum notwendigen Geländer sind alle Bauteile integraler Bestandteil des Primärtragwerks. Als Durchlaufsystem über insgesamt 9 Felder mit Spannweiten von 14,55 m bis 30 m und im Grundriss gekrümmter Form hat die Brücke eine Gesamtlänge von 200,70 m. Dazu kam eine kurze Brücke im Osten des Weges, die nach dem gleichen Prinzip entwickelt wurde und bei einer Spannweite von 17,0 m einen parallelogrammförmigen Grundriss hat. Der Querschnitt ist als Trogquerschnitt mit einer Gesamthöhe von 1,57 m ausgeführt, bei dem die absturzsichernden Geländer die Stege bilden. Wo jedoch gewöhnlich opake Stegbleche mit angeschweißten, flachen Obergurten das Bild dominieren, kommen hier 40 mm starke Bleche zum Einsatz, aus denen das gesamte Geländer mitsamt der Gurte geschnitten wurde. Das vertikale Stützenraster wird von einem horizontalen, spielerisch undulierenden Kurvenband überlagert, dessen Verlauf den Kraftfluss im Bauwerk für die Nutzer anschaulich darstellt. Ein verwindungssteifer Hohlkasten von 20 cm Höhe bildet als Untergurt des Trogquerschnitts gleichzeitig die Gehwegplatte.

Die Haupttragelemente kommen ohne Verbindungsmittel aus. Der Einsatz von wetterfestem Stahl und der Verzicht auf Korrosionsschutz unterstreichen den minimalistischen Ansatz der Konstruktion.

siehe auch für zusätzliche Informationen:

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