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Glasstec 2024: Nachwuchssuche für ein junges Glaserhandwerk

(5.9.2024) Vom 22. bis zum 25. Oktober 2024 lädt die Glasstec, die Weltleitmesse der Glasindustrie, Glaser und Handwerker nach Düsseldorf ein. Besondere Highlights sind die Sonderschau „Handwerk Live” und der nationale Vorentscheid der WorldSkills Germany. Im Fokus steht zudem die Gewinnung von Auszubildenden und neuen Fachkräften. Die finanzielle Unabhängigkeit, die Möglichkeit zur kreativen Mitarbeit an der Produktentwicklung und die hohen Übernahmechancen als gefragte Fachkraft, werden von Jugendlichen am frühen Einstieg ins Glaserhandwerk geschätzt. Dennoch besteht weiterhin die Herausforderung, Auszubildende und neue Fachkräfte zu gewinnen. Um die Gründe hierfür zu ermitteln, sind die Erfahrungen von Robin Burmeister und Thorsten Fimpeler, zwei junge, erfolgreiche Glasermeister, beispielhaft von Bedeutung.

Mitarbeiter: Jung, authentisch – das Team der Glaserei Manske (Bild: Glaserei Manske) 

Nördlich von Hamburg wohnt Robin Burmeister, 34 Jahre, Glasermeister und Inhaber der Glaserei Manske in Bad Bramstedt. Hier begegnet man sich unabhängig von Status und Erfahrung mit Wertschätzung auf Augenhöhe. Diese Philosophie scheint Früchte zu tragen, denn dem Inhaber fällt es nicht schwer, an interessierte Auszubildende zu gelangen – er hat eher Probleme, so vielen absagen zu müssen. 

Im Unternehmen liegt der Altersdurchschnitt bei Mitte 20, der älteste Mitarbeiter ist ein Monteur von 39 Jahren. Das ganze Team trifft sich zu Beginn jeden Monats für einen allgemeinen Austausch – Robin Burmeister erklärt, warum: „Junge Leute wollen sich wohlfühlen und einbringen. In der Wirtschaft bewegen sie sich erstmals vollständig außerhalb ihrer Komfortzone und prallen oft auf starre Hierarchien, auf Träger von Fachkenntnissen die ihr Wissen hüten, auf innerbetrieblichen Wettbewerb und anderen Leistungsdruck. Wir lösen das gleich zu Beginn vollständig auf und geben ihnen Sicherheit in diesen unsicheren Gefilden. Jeder wird von Beginn an vollwertiger Teil des Teams und in die Planung eingebunden.” 

Scheinbar unsichtbar für junge Leute

In den Erstkontakt zu treten, ist für die meisten Unternehmen die größte Hürde, weiß Robin Burmeister: „Man ist als Betrieb für die jungen Leute nahezu unsichtbar. Darum versuchen wir, Schüler und Schülerinnen über Praktika oder Ferienjobs ins Haus zu holen, noch lange, bevor sie sich später mit Bewerbungen befassen. So erleben sie, wie viel Spaß die Arbeit macht und wer ins Team gepasst hat, kann von uns später leichter angesprochen werden.”

Regionale Ausbildungsmessen bilden in den meisten Fällen den Erstkontakt, um Jugendliche zu einem ersten Ferienjob ins Haus zu holen, die mit Mindestlohn bezahlt werden und nicht unter dem Motto „Lehrjahre sind keine Herrenjahre” laufen. Darüber hinaus wendet sich Robin Burmeister mit seinem Workshop „kreative Glasbearbeitung live” direkt an die Schulen.

Durch „Augmented-Reality”-Anzeigen mit integriertem QR-Code verschafft sich Robin Burmeister zudem Aufmerksamkeit in Schülerzeitungen. Auch Social Media ist Teil seiner Initiative: „Die jungen Leute schauen, wer Du bist. Wir zeigen darum Einblicke in unsere Arbeit, in denen man gut erkennen kann, wie wir ticken und was wir handwerklich schaffen.”

Robin Burmeister leitet die Geschicke der Glaserei Manske. Er begeistert junge Leute mit kreativem Handwerk und Kommunikation „auf Augenhöhe”. (Bild: Glaserei Manske) 

Auch Thorsten Fimpeler erkennt die großen Chancen in Social Media und gibt Einblicke in sein tägliches Handwerk, um junge Menschen und Kunden neugierig zu machen. Der 34-jährige Glaser- und Malermeister leitet inzwischen die Geschicke der elterlichen Glas- und Mal-Manufaktur Fimpeler GmbH im nordrhein-westfälischen Haltern am See. „Wir zeigen regelmäßig kurze Reels aus unserer täglichen Arbeit und holen so die jungen Leute, aber auch viele Kunden, auf Instagram ab. Viele Follower werden zu persönlichen Kontakten und sehen sich gelegentlich auch unsere Stories im WhatsApp-Status an. Das hat dafür gesorgt, dass die Kontaktschwelle viel niedriger liegt und inzwischen viele Anfragen über WhatsApp bei uns eingehen.”

Fazit

Die ältere Generation musste in einem unsicheren Arbeitsmarkt und oftmals unter sehr konservativen Bedingungen arbeiten und akzeptierte diese Bedingungen aufgrund primärer Sicherungsbedürfnisse. Nun konkurrieren Betriebe in einem Bewerbermarkt, um junge Menschen auf ihre Seite zu ziehen, und wer sich auf Augenhöhe mit der Zukunft des Glaserhandwerks begibt, kann mit Erfolgen rechnen.

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